Der 26. Juni kennzeichnet den Internationalen Tag zur Unterstützung der Opfer von Folter. Ein Tag, der von den Vereinten Nationen benannt wurde, um zu erinnern und unser Versprechen, diese grausame Verletzung der Menschenrechte auszumerzen, zu bekräftigen. Dieser Tag lädt uns dazu ein, die schlimmen Konsequenzen von Folter zu reflektieren und deren Opfern Solidarität zu zeigen und verpflichten uns gleichzeitig, Gerechtigkeit zu fördern und künftige Folterungen in der ganzen Welt zu verhindern.
Der Internationale Tag zur Unterstützung der Opfer von Folter ist eine Möglichkeit deren, die unter Folter und Missbrauch gelitten haben, eine Stimme zu geben und zugleich den Mut derer zu ehren, die diese Grausamkeiten überlebt haben. Das Ziel ist, das Bewusstsein für das Bedürfnis von Schutz und Rehabilitation der Opfer zu schärfen und dass die Täter für diese unmenschlichen Taten zur Rechenschaft gezogen werden müssen.
Folter ist eine der schwerwiegendsten Verletzung der Menschenrechte und ihr Verbot ist in zahlreichen internationalen Verträgen und Abkommen verankert. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte stellt klar, dass „niemand der Folter oder einer grausamen, unmenschlichen oder erniedrigenden Behandlung oder Strafe unterworfen werden darf.“ Trotz dieser universellen Prinzipien besteht die Folter in vielen Teilen der Welt weiter und betrifft Menschen jedes Alters, Geschlechts und Hintergrunds.
Die physischen und psychischen Nachwirkungen von Folter sind verheerend und langanhaltend. Opfer können von schlimmen Verletzungen, körperlichen Einschränkungen, emotionalem Trauma, posttraumatischen Belastungsstörungen oder anderen Langzeitfolgen betroffen sein. Folter wirkt sich nicht nur auf die Menschen aus, die direkt davon betroffen sind, sondern auch auf deren Familien und Gemeinschaften, wodurch ein Kreislauf aus Leid und Misstrauen entsteht.
Am Internationalen Tag zur Unterstützung der Opfer von Folter ist es wichtig, die Bedeutung von Rehabilitation für die Opfer hervorzuheben. Passende medizinische, psychologische und soziale Fürsorge ist essenziell, um körperliche und emotionale Wunden zu heilen und die Reintegration der Einzelpersonen in die Gesellschaft zu fördern. Des Weiteren müssen die Verantwortlichen für Folter für ihre Taten unbedingt vor Gericht gestellt und zu Verantwortung gezogen werden. Straflosigkeit führt nur dazu, dass Gewalt und Ungerechtigkeit fortbestehen.
Das Verhindern von Folter ist ein fundamentaler Schritt, um eine Welt frei von solchen Gräueltaten zu sichern. Regierungen, Menschenrechtsorganisationen und die zivile Gesellschaft müssen zusammenarbeiten, um die Aufklärung über Menschenrechte zu fördern, Schutz- und Überwachungsmechanismen zu stärken und die wirksame Umsetzung der internationalen Gesetze und Normen zu gewährleisten. Die Abschaffung von Folter fordert ständiges Engagement und die Mitarbeit aller Beteiligten.
Zu diesem Anlass scheint es angebracht, an Silos Worte zu erinnern, als er bei den Tagen der Spirituellen Inspiration, die mitten in den Anden stattfanden, sagte:
„In diesen schmerzhaften Beziehungen, die wir erlitten haben, versuchen wir nicht zu vergeben oder Vergebung zu erhalten. Zu vergeben bedeutet, dass eine der Seiten sich in eine höhere moralische Position begibt und die andere sich vor derjenigen, die vergibt, erniedrigt. Selbstverständlich ist vergeben ein Schritt weiter als Rache zu nehmen, aber kein so großer Schritt wie die Versöhnung.
Wir versuchen auch nicht das Unrecht zu vergessen, das geschehen ist. Hier handelt es sich nicht um den Versuch die Erinnerung zu verfälschen. Es geht um den Versuch zu verstehen was geschehen ist, damit die höhere Stufe der Versöhnung erreicht wird. Nichts Gutes wird weder im persönlichen noch im gesellschaftlichen Leben durch Vergessen und Vergeben erreicht. Weder Vergessen noch Vergeben! Denn der Geist muss klar und aufmerksam sein, ohne Täuschungen und Verfälschungen. Es geht hier um en wichtigsten Punkt der Versöhnung, die keine Verfälschungen zulässt. Wenn wir wahrhafte Versöhnung mit uns und jenen, die uns sehr verletzt haben suchen, dann weil wir eine tiefe Verwandlung unseres Lebens wünschen. Eine Verwandlung, die uns hinaushebt aus dem Ressentiment, in dem sich niemand mit niemandem versöhnt, noch nicht einmal mit einem selbst. Wenn wir verstehen können, dass in unserem Inneren kein Feind wohnt, sondern ein Wesen voller Hoffnungen und voller Scheitern, ein Wesen, in dem wir in schnellen Bilderfolgen wunderbare Momente der Erfüllung und Momente der Frustration und des Ressentiments sehen; wenn wir verstehen, dass unser Feind ein Wesen ist, dass ebenfalls Hoffnungen und Scheitern durchlebt hat, ein Wesen, in dem es wunderbare Momente der Erfüllung gab und Momente der Frustration und des Ressentiments, dann schauen wir mit einem menschlich machenden Blick auf die Haut der Ungeheuerlichkeit.
Dieser Weg zur Versöhnung taucht nicht spontan vor uns auf, sowie auch der Weg zur Gewaltfreiheit nicht spontan auftaucht. Denn beide bedürfen einem großen Verständnis und der Bildung einer körperlichen Abneigung gegen Gewalt.
Nicht wir werden die Fehler richten, weder die eigenen noch die der anderen, dafür gibt es den menschlichen Lohn und die menschliche Gerechtigkeit und die Zeit selbst wird ihre Macht ausüben. Denn ich möchte weder mich noch andere richten… ich möchte tief verstehen, um meinen Geist von jedem Ressentiment zu säubern.
Versöhnung bedeutet weder zu vergessen noch zu vergeben, es bedeutet alles, was geschehen ist zu erkennen und sich vorzunehmen den Teufelskreis des Ressentiments zu verlassen. Es bedeutet den Blick auszurichten und die Fehler in uns selbst und in den anderen zu erkennen. Sich in einem selbst zu versöhnen, heisst sich vorzunehmen, einen Weg nicht zweimal zu gehen, sondern bereit zu sein die verursachten Schäden doppelt wieder gut zu machen. Aber es ist klar, dass wir von denen, die uns beleidigt haben, nicht verlangen können, dass sie die uns zugefügten Verletzungen doppelt wieder gutmachen. Es ist jedoch eine gute Aufgabe, ihnen die Kette von Schäden zu zeigen, die sie hinter ihrem Leben herziehen. Wenn wir dies tun, versöhnen wir uns mit der Person, die wir vorher als Feind empfunden haben, auch wenn das nicht dazu führt, dass diese Person sich mit uns versöhnt, denn das ist Teil des Schicksals ihrer Handlungen, über die wir nicht bestimmen können.
Wir sagen also, dass die Versöhnung nicht auf Gegenseitigkeit zwischen den Personen beruht, und ebenso sagen wir, dass die Versöhnung mit uns selbst nicht zur Folge hat, dass andere ihren Teufelskreislauf verlassen, selbst wenn man die gesellschaftlichen Vorteile, die solch eine individuelle Haltung mit sich bringt, erkennen kann.“
Am Internationalen Tag zur Unterstützung der Opfer von Folter, lasst uns unser Versprechen, den Missbrauch der Menschenrechte zu bekämpfen und jene, die dessen schreckliche Konsequenzen erlitten haben, zu unterstützen. Wir erheben unsere Stimmen in Solidarität mit den Opfern, fordern Versöhnung, Gerechtigkeit, Rehabilitation und Folterprävention auf der ganzen Welt. Zusammen können wir eine Zukunft schaffen, in der die Würde und Integrität eines jeden einzelnen respektiert wird.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Julia Fleischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!