Tunesien und die EU haben eine Absichtserklärung zur Fluchtabwehr unterzeichnet. Und mit keinem Wort die rechtswidrigen Massenabschiebungen durch tunesische Behörden und die massive Gewalt gegen Flüchtlinge und Migrant*innen erwähnt. Die EU zeigt erneut, dass sie bereit ist, wegzusehen, solange weniger Flüchtlinge in Europa ankommen.

Altbekannte Instrumente des EU-Abschottungsregimes

Der EU-Tunesien-Deal wird nicht zu weniger, sondern zu mehr Toten führen, da Fluchtrouten sich verschieben und noch gefährlicher werden.

Die EU-Kommission gibt an, mit dem EU-Tunesien-Deal weitere Tote auf dem Mittelmeer verhindern zu wollen. Dass Schutzsuchende stattdessen in der Sahara umkommen, scheint sie jedoch nicht zu stören.

Laut UNHCR sind in diesem Jahr bisher 76.325 Menschen mit Booten in Italien angelandet, im Vorjahreszeitraum waren es rund 31.900. Mehr als die Hälfte der Menschen, nämlich 44.151, kamen aus Tunesien. Aus Libyen legten 28.842 Menschen ab. Mindestens 1.895 Menschen ertranken allein dieses Jahr bei dem Versuch, über das Mittelmeer nach Europa zu kommen. Die Dunkelziffer ist hoch. Zu den Menschen, die jedes Jahr in der Sahara sterben, gibt es keine belastbaren Zahlen, man geht aber sogar von noch einer höheren Zahl an Toten aus, als im Mittelmeer.

Mit der gemeinsamen Absichtserklärung gibt die EU der brutalen Flüchtlingspolitik des autokratischen Ministerpräsidenten Kaïs Saïed bewusst Rückendeckung. Der EU-Tunesien-Deal wird nicht zu weniger, sondern zu mehr Toten führen, da Fluchtrouten sich verschieben und noch gefährlicher werden. Die EU zeigt damit erneut, dass sie bereit ist, jeden menschenrechtlichen Preis zu zahlen, damit weniger Flüchtlinge in Europa ankommen.

(hk)

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