Die schmutzigen Methoden einer Zuger Rohstoffgruppe auf Borneo
Indonesien hat der Bergbauindustrie den roten Teppich ausgerollt und es so geschafft, innerhalb eines Jahrzehnts zum weltweit grössten Kohleexporteur aufzusteigen.
Public Eye ist in das Herz des zweitgrößten Regenwaldes der Welt gereist, wo ein Dorf der indigenen Dayak seit 2019 mit einer Mine zu kämpfen hat, die im Auftrag eines Schweizer Konglomerat betrieben wird. Es geht um Landgrabbing, um Luft- und Wasserverschmutzung – also darum, welche Opfer der Kohleabbau fordert.
Auf dem vibrierenden Vorplatz der Kirche warten etwa fünfzig Flip-Flops und Sandalen geduldig auf ihre Träger*innen. An diesem Karfreitag hat sich die kleine christliche Gemeinde von Tumbang Olong versammelt, um für die Gesundheit eines ihrer Mitglieder zu beten. Sius war nach einer hitzigen Diskussion mit den örtlichen Behörden über die Kohlemine in der Nähe des Dorfes im Herzen des Regenwaldes von Borneo plötzlich krank geworden.
Tumbang Olong. Ein Denkmal, das den Äquator markiert, zwei Ortsteile, die schlicht Tumbang Olong I und Tumbang Olong II genannt werden, und eine Bruderschaft von Politikern an ihrer Spitze. Dieser kleine Ort in Kalimantan (dem indonesischen Teil der Insel Borneo), die hauptsächlich von indigenen Dayak-Gemeinschaften bewohnt wird, galt lange als friedlich und von der Welt abgeschieden.
Doch seit 2019 spaltet der Betrieb einer Kohlemine, die sich etwa 20 Kilometer flussaufwärts befindet, die Gemeinde. Ihre 900 Einwohner*innen leben nun im Rhythmus der Bagger und Lastwagen des Unternehmens Borneo Prima, das im Auftrag des in Zug ansässigen Konglomerats IMR Holding operiert. Es hinterlässt eine Narbe aus Ruß und Schlamm auf dem kahlen Schädel des Hügels. Und macht, dass die Bevölkerung krank wird.
Nach dem Ende des österlichen Gottesdienstes in diesem Land der religiösen Vielfalt bleibt die Ankunft von Besuchern mit vielen Fragen nicht unbemerkt. Mit der Unterstützung der Basler NGO Bruno Manser Fonds verbrachten Public Eye und die indonesische Umweltorganisation Walhi eine Woche vor Ort, um die zweifelhaften Methoden eines besonders aufdringlichen Schweizer Minenunternehmens zu untersuchen.
Straße der Staubwolken
Das Zahnfleisch mag durch das Betelkauen eingefärbt sein, der Mund ausgetrocknet vom süßen Tee, aber sobald man «BP» erwähnt, das Kürzel, das hier für Borneo Prima steht, lösen sich die Zungen in Tumbang Olong schnell.
Die Bulldozer des Minenunternehmens haben zuerst die 300 Kautschukbäume von Herrn Azis «ohne Rücksprache oder Vorankündigung» entfernt. Danach nahmen sie sich das Land vor, auf dem die Seele von Dewi Sertikas Tante ruht. Und schließlich kontaminierte die Mine die Wasserquelle, welche die gesamte Gemeinde versorgt und die nach den ersten Bewohner*innen des Dorfes benannt ist, Manan und seine Frau Ilum.
Die Mine der IMR-Gruppe fördert jährlich 2,3 Millionen Tonnen Kohle, die ausschließlich per Lastwagen über eine 140 Kilometer lange, holprige und unwegsame Piste zum Flussterminal Muara Laung transportiert werden. Von dort aus wird die Kohle auf breiten, trägen Lastkähnen den Barito-Fluss entlang befördert. Um schließlich auf ausländische Märkte oder auf die Insel Java verschifft zu werden, wo IMR ein Stahlwerk besitzt.
Zuvor müssen die Schwerlaster jedoch buchstäblich Tumbang Olong I durchqueren. Eine unablässige Flut von zehntausenden Lastwagen pro Jahr, die überall Kohlehäufchen verteilen und Staubwolken aufwirbeln. Ab und zu bleiben verunglückte Lastwagen liegen. Manan, der ehemalige geistliche Damang-Führer der Dayak-Gemeinschaft, fasst das vorherrschende Gefühl zusammen: «Wir werden wie Erdnussschalen behandelt».
Die Einheimischen fühlen sich wie Ausgestoßene im eigenen Land
Als Dewi Sertika aus der Kirche kommt, hat sie einiges zu erzählen: « Die Behörden sagen, es gäbe keine Probleme. Aber der Dorfvorsteher von Tumbang Olong II wollte mein Wasser nicht trinken». Für diese junge Mutter, wie auch für die überwältigende Mehrheit der Gemeinschaft, bleiben die Flüsse die Wasserversorgung für alle Bedürfnisse des täglichen Lebens: Trinken, persönliche Hygiene, Wäsche waschen und Putzen. Seit der Eröffnung der Mine muss eine ganze Lebensweise neu erfunden werden. Vor allem in der Regenzeit, wenn die Wassermassen Kohle und Staub in die Häuser, Lungen und Mägen spülen.
Die Schlupflöcher
Die Verschmutzung von Wasser, Luft und Kulturen sind ein wiederkehrendes Problem in Kalimantan, einer Region, die durch den Holzhandel, die Palmölindustrie und nun auch durch Kohlebergwerke ausgebeutet wird. Die Teams der Umwelt-NGO Jatam mit Sitz in Jakarta und von Greenpeace Indonesien haben Dutzende von Wasserproben aus den Flüssen in den Bergbaugebieten entnommen. Die Ergebnisse sind katastrophal. In fast zwei Dritteln der von, Jatam entnommenen Proben wies das Wasser einen Aluminiumgehalt von mehr als 0,5 ppm auf, und das ist für den Reisanbau fatal.
Auf Anfrage von Public Eye verweist Jatam auf die mangelnde Regulierung und den fehlenden Willen des Staates, Kontrollen durchzuführen. Obwohl die Bergbaukonzessionen 10% des Landes bedecken, «gibt es immer noch keine gesetzlichen Grenzwerte für Schwermetalle wie Aluminium», so ihr Sprecher Ki Bagus Hadikusumo. «Und die Grenzwerte für den Säuregrad der Flüsse sind zu hoch angesetzt und können die Landwirtschaft und die Fischerei nicht schützen». Doch davon leben diese ländlichen Gemeinschaften.
Public Eye konnte mehrere Beschäftigte von BP treffen; um Repressalien zu vermeiden, haben wir ihre Namen geändert. Anang* hat eine gegerbte Haut und die Unterarme von Menschen, die an harte Arbeit gewohnt sind. Wie andere aus der Dorfgemeinschaft hat er sich bei BP beworben, wo er umgerechnet einen Franken pro Stunde verdient. Anang meint: «Der Lohn hier ist nicht gut. Die Leute rauchen bei der Arbeit und haben keine Sicherheitsgurte. In diesem Jahr habe ich bereits ein Dutzend Unfälle mit Knochenbrüchen und Gehirnerschütterungen gesehen.»
Trotz allem gibt es immer noch viele, die bereit sind für BP zu arbeiten. Raya, der eine abgewetzte Uniform trägt, sagt, er sei «zu allem bereit, sogar dazu, den Müll aufzusammeln, nur um wieder dort zu arbeiten. Aber sie haben mir gesagt, ich hätte das produktive Alter überschritten». Das ist das Bergbau-Paradox: In Tumbang Olong sind sich alle einig, dass die negativen Auswirkungen des Bergbaus die Dörfer entvölkern, aber die Mine ist der einzige Arbeitgeber in der Region. Nach unseren Schätzungen beschäftigt BP etwa 15 Dayak, das sind gerade einmal 5 % seiner Belegschaft. In seinem Umweltverträglichkeitsbericht von 2013 versprach das Unternehmen einen Anteil von 65 %. In den Holzhütten der Gemeinschaft kommt man immer wieder darauf zu sprechen, dass das Minenunternehmens «sein Versprechen nicht gehalten» hat.
Der unsichtbare Staat
Die Strategie der Enthaltung der indonesischen Regierung sticht besonders ins Auge in einem Land, das es gewohnt ist, sein Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Sei es die Ausrufung der Unabhängigkeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die Schaffung und Durchsetzung einer Nationalsprache in einem Land, das in 17’000 Inseln und rund 700 Sprachen zersplittert ist, grosse demographische Projekte (wie das staatliche Programm Transmigrasi mit seinen 2,5 Millionen Umsiedler*innen auf die am wenigsten bevölkerten Inseln Anfang der 1980er Jahre) oder Programme zur Ernährungssicherheit (Mega Rice oder in jüngster Zeit Food Estate).
Im Bericht «Hungry Coal» beschreibt Jatam ein Land im ständigen Konflikt zwischen den Interessen der Kohleindustrie und dem Kampf, die Ernährung einer schnell wachsenden Bevölkerung – auf voraussichtlich fast 300 Millionen Menschen im Jahr 2030 – zu sichern. Die Minen verschlingen das fruchtbarste Land und konkurrieren auf einem ständig schrumpfenden Territorium direkt mit dem Reisanbau, der die Grundlage für die Ernährung der Bevölkerung bildet.
Durch die Liberalisierung der ausländischen Investitionen und später die Dezentralisierung der Bewilligungsverfahren für den Bergbau, wodurch die regionalen Behörden für die Vergabe von Konzessionen zuständig wurden, stieg die Zahl der Bergbaulizenzen in den 2000er-Jahren explosionsartig an. Ein Jahrzehnt später wurde Indonesien zum weltweit grössten Exporteur dieses Sedimentgesteins, noch vor Australien. Allein für Kohle gibt es heute 998 Abbaulizenzen mit einer Fläche von über neun Millionen Hektar, hauptsächlich in Kalimantan und Sumatra. Das ganze trotz der jüngsten Bereinigung durch die Zentralbehörden, bei der Hunderte von nicht genutzten oder nicht tragfähigen Lizenzen gestrichen wurden.
Für das Jahr 2023 erwartet der Minister für Energie und Bodenschätze eine Produktion von 695 Millionen Tonnen Kohle, wovon drei Viertel für regionale Grossmächte wie China, Indien und Südkorea bestimmt sind.
Dank seiner endlosen Küstenkilometer und langen Flüsse musste Indonesien nicht in teure Infrastruktur wie moderne Eisenbahnstrecken investieren, um seine Kohle zu exportieren. Sein Bergbau besteht grösstenteils aus einem Ameisenhaufen kleiner Minen, die auf die nächstgelegenen Fluss- oder Seewege ausgerichtet sind.
Die Stimmen der Entwicklung
Tarigan, der aus einer Familie stammt, die seit Generationen in der Politik aktiv ist, leitet das Dorf Tumbang Olong I seit siebzehn Jahren. Die Strasse, die durch das Dorf führt, wurde in seiner Kindheit von einem Holzunternehmen gebaut. Der 40-Jährige, der 2025 seine dritte und letzte Amtszeit beenden wird, anerkennt die Schwierigkeit seiner Rolle als Vermittler zwischen der Gemeinde und der Mine. Er betont zwar die Notwendigkeit einer weiteren wirtschaftlichen Entwicklung, um «die Gemeinschaft zu stärken», gleichzeitig äussert Tarigan Bedenken, «Seite an Seite» mit einem «Unternehmen zu leben, das keinerlei soziale und ökologische Verantwortung übernimmt».
«Indonesien hat keinen glaubwürdigen Plan für den Kohleausstieg», kritisiert Isabelle Suarez, eine ehemalige Mitarbeiterin der Umweltorganisation Crea. Die auf Südostasien spezialisierte Analystin verweist auch auf die Rolle Chinas und seine 5,5 Mrd. US-Dollar, die im Rahmen des Projekts Neue Seidenstrasse (One Belt One Road) in neue Kohlekraftwerke investiert wurden. Das Projekt wurde 2013 ins Leben gerufen, um insbesondere die Infrastruktur in Asien und Afrika zu entwickeln. Für Isabelle Suarez exportiert Peking nach und nach seine Kohleindustrie: «Trotz seines Versprechens, die Finanzierung von Kohlekraftwerken im Ausland einzustellen, hat sich China zu einem wichtigen Geldgeber für firmeneigene Kohlekraftwerke in Indonesien entwickelt. »
Also Kraftwerke, deren Stromproduktion für einen spezifischen Industriebetrieb vorgesehen ist.
Die Opfer der Kohle
Die Provinz Ostkalimantan mit ihren 319 Kohleminen ist das beste Beispiel für diesen Run auf die Kohle. Die lokalen Behörden haben dort mehr Bergbaulizenzen vergeben als in jeder anderen Region. In Zeiten fallender Preise, wie zwischen 2015 und 2020, verlassen die Bergleute einfach den Ort, ohne den Tagebau wieder zuzuschütten oder das Gebiet abzusperren. In der zerklüfteten Landschaft bilden die verlassenen Minen riesige Seen, die mit Regenwasser gefüllt sind. Rund um die Stadt Samarinda, deren Gebiet zu 80% von Konzessionen eingenommen wird, sind 80 Schächte ihrem Schicksal überlassen worden, wie eine Studie von Jatam aus dem Jahr 2019 festhält.
Bei den verlassenen Minen geht es nicht nur um die Verschandelung der Landschaft. Laut Jatam sind in den letzten zwölf Jahren 34 Kinder in diesen künstlichen Seen mit ihren brüchigen Klippen ertrunken. Der indonesische Filmemacher Dandhy Dwi Laksono widmete einen Dokumentarfilm dem Thema Kohle, dieser Geissel, die ganze Dörfer in Trauer versetzt. «Der Tod dieser Kinder wird immer noch als Unglücksfall angesehen, nicht als das systemische Versagen einer riesigen Industrie», kritisiert er. «Die Regierung geht das Problem nicht an, weil die Politiker*innen selbst ein Teil davon sind.»
Aber dank seines Films «Sexy Killers», der 37 Millionen Mal angesehen wurde, wird trauernden Familien allmählich bewusst, dass sie nicht die einzigen Opfer der Kohleindustrie sind.
Der Eiertanz von Mercuria
Der Genfer Rohstoffkonzern Mercuria hingegen hatte schon am Ende des Superzyklus der Rohstoffpreise im Jahr 2015 an indonesischer Kohle festgehalten. «Als die Preise fielen, schlossen die lokalen Minen. Aber Mercuria machte weiter», bestätigt ein Verkäufer von Satay-Spiessen, der über das Kommen und Gehen der Bergleute in Südkalimantan gut informiert zu sein scheint.
In dieser Provinz befindet sich eine von weltweit zwei Kohleminen von Mercuria (die andere liegt in Südafrika). Vor dem Eingang der Mine ihrer Tochtergesellschaft Kalimantan Energi Lestari (KEL), die seit 2012 Tag und Nacht in Betrieb ist, wundert sich ein Mitarbeitender über eine schweizerisch-indonesische Delegation, die vor einer Mine haltmacht, als sei sie eine touristische Attraktion. Und das in einer Region, die eigentlich abseits von den Routen der Reiseführer liegt.
Mercuria weist jedoch darauf hin, dass das Sedimentgestein immer noch mehr als ein Drittel der weltweit produzierten Primärenergie ausmacht: «Der Ausstieg aus der Kohle muss auf geordnete Weise erfolgen, indem während des gesamten Übergangszeitraums ein gutes Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage sichergestellt wird».
Bei KEL verspricht Mercuria, dass die «Produktion nach zehn Jahren Betrieb allmählich abnehmen wird», spricht aber gleichzeitig von einem «zusätzlichen Ressourcenpotenzial», das «noch Gegenstand von wirtschaftlichen Machbarkeitsstudien sein sollte».
In der Region, wo niemand von einem Schliessungsplan oder dem Ende des Lebenszyklus der Mine gehört hat, wird man sich darüber nicht beschweren. Das Unternehmen beschäftigt derzeit etwa 180 Personen und wird diese Belegschaft nicht vergrössern, versichert Mercuria. «Die Umschulung der Mitarbeitenden vor Ort ist ein vorrangiges Thema, und die Schliessung der Mine muss so geplant werden, dass ein möglichst flexibler Übergang zu alternativen Aktivitäten gewährleistet ist», heisst es. Die Löhne sind nach regionalen Massstäben hoch. «Ein LKW-Fahrer kann bis zu 12 Millionen Rupien (730 Franken) im Monat verdienen», sagt ein Branchenkenner. Das ist das Dreifache des Mindestlohns.
In der Genfer Zentrale scheint die Zukunft der Mine KEL ungewisser zu sein als vor Ort. Auf der Website von Mercuria ist die Seite über die Kohleminen nach unserem Mailaustausch verschwunden. Die lokale Gemeinschaft aber kann beruhigt sein: KEL veröffentlicht immer noch Stellenangebote.
Die Wohltätigkeit des Minenunternehmens
Ein braunes Bündel, mit dem sie nervös in ihren Händen spielt. Auf der Vorderseite des Umschlags hat Dewi Sertika gewissenhaft in der Nationalsprache Bahasa vermerkt: «Dokumentation BP (Borneo Prima)». Im Laufe ihrer Erzählung zieht die 42-Jährige die Dokumente und Zertifikate heraus, die ihr Anliegen illustrieren. Es ist, als ob ihre Existenz und das Schicksal ihrer vier Kinder in diesem Bündel enthalten wären.
Das erste Dokument ist ein Brief, der ihr Eigentum an einer drei Hektar grossen Parzelle anerkennt. Die Parzelle liegt nun in der Konzession der Mine und hat BP bereits ermöglicht, «Tonnen von Kohle zu fördern», wie die Frau sagt. Nachdem sie bei der Stadtverwaltung mit Händen und Füssen darum gekämpft hatte, erhielt Dewi Sertika schliesslich den wertvollen Brief. «Aber sie sagen, dass er keine Rechtsgültigkeit hat», sagt sie, die auch die Zerstörung des Hauses ihrer Schwester durch die Bulldozer von BP erleben musste.
Das zweite ist eine Vereinbarung mit BP, mit der sie sich verpflichtet, den Tokahan ihrer Tante, die letztes Jahr im Bergbaugebiet gestorben ist, zu versetzen. In der Tradition der Dayak stellt diese Statue die Seele der Verstorbenen dar, und die Arbeiter von BP wagten es nicht, sie zu berühren, aus Angst, den bösen Blick auf sich zu ziehen.
Das dritte und letzte Dokument ist ein Vertrag, ohne dies ausdrücklich zu nennen. Es ist auf den 20. Januar 2023 datiert und enthält die fettgedruckten Worte «Tali asih», was – nach indonesischem Verständnis – eine Art Almosen ist. Bei näherer Betrachtung löst BP das «Problem» Dewi Sertika, indem es ihre drei Hektar Land gegen eine kleine «Schenkung» eintauscht, die auf 10 Millionen Rupien pro Hektar (607 Franken) geschätzt wird. Sie versichert jedoch: «Mir war nicht klar, dass ich mein Land verkaufen würde, als ich das Dokument unterschrieb». Im weiteren Text heisst es, dass Dewi Sertika und ihre Erb*innen sich verpflichten, auf eine Klage gegen das Bergbauunternehmen zu verzichten. «Das ist eine Kopie, BP hat das Original behalten», sagte sie, während ihre Kinder hinter dem Vorhang im Wohnzimmer die Besucher beobachten.
Dewi Sertika ist eher «enttäuscht als wütend» und trotzdem dankbar für das Geld, das die Bergbaugesellschaft bezahlt hat. Sie gibt jedoch zu, dass sie die Haltung der örtlichen Behörden nicht versteht, die sich mehr um die Interessen der Bergbauinvestoren als um den Schutz der lokalen Gemeinschaft zu kümmern scheinen.
Bevor sie zum Fluss geht, um Wasser zu holen, sagt sie noch: «Der Dorfvorsteher von Tumbang Olong II hat mir sogar gesagt, dass wir uns schämen sollten, zu protestieren, da wir doch die BP-Straße benutzten». Die Grosszügigkeit der Minenunternehmen kennt keine Grenzen.