Der Palast von Sans Souci war die königliche Residenz von Henry Christophe gewesen, der sich zu Beginn des 19. Jahrhunderts zum Herrscher über den nördlichen Teil der Insel Haiti ernannte. Diese monumentale Anlage, die laut dem aus Martinique stammenden Dichter, Schriftsteller und Politiker Aimé Fernand David an einem weit von Afrika entfernten Ort entstand, zeugt von der Größe eines Volkes, das sich gegen Unterwerfung und Sklaverei erhob.
Die Geschichte von Haiti beeinflusste andere Völker und Länder, beispielsweise Simon Bolivars Venezuela, der in diesen Afrikanern ein Beispiel für Mut und Willen erkannte, die eigene Geschichte zu schreiben.
In der Tat erlangte Haiti (damals hieß es Santo Domingo) 1804 die Unabhängigkeit von der französischen Kolonialherrschaft mit einer langen Revolution, die 1791 begann und von Toussaint Louverture angeführt wurde. Es war der einzige Staat, der als unabhängige Nation durch einen Sklavenaufstand gegründet wurde und dessen Herrscher schwarz waren.
Henri Christophe
Den afrikanischen Namen von Henri Christophe kennt man nicht; er wurde bekanntlich auf Grenada geboren, in einer Stadt namens Christophe, und als Sklave nach Haiti gebracht. Er war Koch, Soldat, Jockey und Kellner, um später die Freiheit zu erlangen und zum Vertrauten von Toussaint Louverture zu werden, der sich im Kampf um die Unabhängigkeit auszeichnete. Nach der Entmachtung und dem Tod von Jean-Jacques Dessalines, dem ersten Gouverneur von Haiti, der den Spitznamen „Schwarzer Napoleon“ trug, wurde er 1807 Präsident und von 1811 bis zu seinem Tod im Jahr 1820 König.
Henri Christophe liebte Kultur und Schönheit, und Bildung war eine seiner Schwerpunkte. Das Königreich im Norden war wohlhabender als die von seinem Rivalen Alexandre Sabes Pétion geführte Republik im Süden und unterhielt diplomatische Beziehungen zu England und anderen Ländern.
Der Palast von Sans Souci
Der Bau dieser gewaltigen monumentalen Anlage begann 1810 und wurde drei Jahre später fertiggestellt. Sie erstreckte sich über beinahe einen Hektar und umfasste außer der königlichen Residenz Räume für die Münzanstalt, den Staatsrat und eine Akademie, in der man Kunst, Musik, Astronomie und Mathematik studierte. Die eindrucksvolle Zitadelle Laferriéere bildete ein wahres Meisterwerk der Militärtechnik; sie war eine große Steinfestung und steht seit 1982 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes, so wie die Ruinen des Palastes, der 1842 durch ein Erdbeben zerstört und nie wieder aufgebaut wurde.
In diesen ungewissen und schwierigen Zeiten können wir uns aus den ruhmvollen Beispielen wie dem Kampf Haitis um die Unabhängigkeit eine Erkenntnis ziehen, um sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen.
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Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!