Scientist Rebellion und andere Klima- und Menschenrechtsgruppen haben letztes Wochenende in acht Ländern protestiert.

Die Demonstrant:innen fordern Amnestie für den Mitbegründer von Scientist Rebellion, Mike Lynch-White, der wegen einer friedlichen Aktion zu 23 Monaten Haft verurteilt wurde, sowie für andere, die wegen friedlicher Proteste im Vereinigten Königreich hinter Gittern sitzen.

Vom 15. bis 18. Juni protestierten Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen in mehreren Ländern gegen die Inhaftierung von Mike Lynch-White, einem Menschenrechtsaktivisten und einem der Gründer der wissenschaftlich orientierten Klimagruppe Scientist Rebellion. Er wurde am 16. Mai zu 27 Monaten Gefängnis verurteilt (später auf 23 Monate reduziert), weil er bei einem gewaltlosen Protest mit Palestine Action Straftaten begangen hatte. Er wartet auf seinen Prozess und muss möglicherweise mit bis zu 18 weiteren Monaten für einen anderen gewaltlosen Protest im Zusammenhang mit der Klimakrise rechnen.

Die Protestwelle begann am 15. Juni mit einer Aktion der spanischen Klimagruppe Futuro Vegetal, bei der sie die Außenfassade der britischen Botschaft in Madrid mit Feuerlöschern bemalte und Plakate von Mike klebte. Drei Aktivist:innen wurden verhaftet. Ebenfalls in Madrid versammelte sich am folgenden Tag die Scientist Rebellion Spain vor demselben Gebäude, um sich den Protesten anzuschließen, und die Wissenschaftler:innen berichteten, dass sie „von der Polizei schikaniert“ wurden. Auf diese Proteste folgten Scientist Rebellion und Extinction Rebellion Sweden, die eine Besetzung im Stadtzentrum von Lund durchführten. In Portugal trafen sich Wissenschaftler:innen in der britischen Botschaft, um auf Mikes Inhaftierung aufmerksam zu machen und eine Rede zu halten. Die Botschaft wurde an diesem Tag früh geschlossen und die britische Flagge entfernt, um den Protest zu vermeiden. In Dänemark schlossen sich die Wissenschaftler:innen den Protesten in den sozialen Medien an. In London schlossen sich mehrere Wissenschaftler:innen von Scientist Rebellion und Scientists for XR dem Protest vor dem Science Museum an und forderten ebenfalls Amnestie für Mike.

Dr. Elena González Egea, Astrophysikerin und Mikes Verlobte, die sich den Protesten in Spanien in einem Hochzeitskleid anschloss, erklärte Folgendes: „Die Regierungen versuchen, die Wissenschaftler:innen zum Schweigen zu bringen, anstatt uns zuzuhören oder wirksame Maßnahmen gegen den Klimazusammenbruch zu ergreifen. Hier in Spanien drohen mir und 14 anderen Leuten von Scientist Rebellion Spain bis zu vier Jahre Gefängnis, weil wir letztes Jahr biologisch abbaubare, abwaschbare Farbe auf das spanische Parlamentsgebäude geworfen haben.“

In Mexiko versammelten sich Demonstrant:innen von Scientist Rebellion Mexico vor der britischen Botschaft und klebten ein riesiges Bild von Mike. Kolumbien schloss sich dem Protest mit einer Performance an, bei der sich ein Künstler als Abbild einer „fragilen Gerechtigkeit“ verkleidete. In Kalifornien erschienen Statuen in mehreren Städten mit verbundenen Augen und hielten Plakate von Mike. Zwei weitere Proteste sind für den 19. Juni in Frankreich und in Ruanda geplant. Auch Palestine Action hat sich in der vergangenen Woche mit eigenen Protesten an dieser Kampagne beteiligt. Wissenschaftler:innen und Aktivist:innen in aller Welt fordern Amnestie für Mike und die übrigen friedlichen Demonstrant:innen im Vereinigten Königreich. Derzeit sitzen im Vereinigten Königreich 10 Personen wegen ihres Aktivismus im Gefängnis, und einem von ihnen, dem JSO-Aktivisten Marcus Decker, droht die Abschiebung.

Gegen Wissenschaftler:innen von Scientist Rebellion sind etwa 100 Verfahren wegen ihrer Beteiligung an Klimaprotesten anhängig, und 20 Wissenschaftler:innen wurden bereits verurteilt. In Italien, Dänemark und Schweden drohen Mitgliedern von Scientist Rebellion Gefängnisstrafen von bis zu sechs Jahren. Dies ist sehr bedenklich, wenn man bedenkt, dass bei den Protesten Statuen mit verbundenen Augen aufgestellt, wissenschaftliche Papiere an die Wände einer Bank geklebt oder Straßen blockiert wurden“, heißt es. In Kolumbien und Argentinien fordern die Wissenschaftler:innen, dass „sie von der Armee schikaniert werden und sogar aufgrund von Todesdrohungen aus ihren Ländern fliehen mussten“.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anita Köbler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!


Über Scientist Rebellion

Scientist Rebellion ist eine wachsende Gruppe von Klimaaktivisten mit über 1.000 Wissenschaftlern und Akademikern in 32 Ländern. Die Mitglieder reichen von Studenten und Professoren der Naturwissenschaften bis hin zu IPCC-Mitarbeitern und führenden Wissenschaftler:innen im Bereich Klima. Scientist Rebellion fordert durch gewaltfreie Aktionen eine sofortige Dekarbonisierung durch wirtschaftliches Degrowth. Bei den Aktionen des zivilen Widerstands tragen die Mitglieder Laborkittel, und der größte Teil der Kampagnenaktivitäten wird von Freiwilligen organisiert.

Der Climate Emergency Fund unterstützt die Rekrutierung, Ausbildung, den Aufbau von Kapazitäten und die Bildungsarbeit von Scientist Rebellion.