Nach zwei intensiven Arbeits- und Diskussionstagen wurde die Abschlusserklärung der internationalen Zivilgesellschaft von den Veranstaltenden des Wiener Friedensgipfels veröffentlicht. Sie wird an die politischen Führenden auf der ganzen Welt verschickt, um diese dazu aufzufordern, sich für einen Waffenstillstand und Verhandlungen in der Ukraine einzusetzen.
Ein wichtiges Ergebnis, zu dem auch die italienischen Realitäten der Koalition „Europa für den Frieden“, die den Gipfel mitorganisierte, beigetragen haben und das es der internationalen pazifistischen Bewegung ermöglichen wird, in den kommenden Monaten gemeinsam an Möglichkeiten für einen gerechten und machbaren Frieden zu arbeiten – an einem Weg zum Frieden, der auf den Prinzipien der gemeinsamen Sicherheit, der internationalen Achtung der Menschenrechte und der Selbstbestimmung aller Gemeinschaften beruhen muss. Und ein Termin steht auch schon fest: Die Abschlusserklärung des Gipfels enthält eine Einladung an die Zivilgesellschaft aller Länder, sich an der Durchführung „einer Woche der globalen Mobilisierung (von Samstag, 30. September, bis Sonntag, 8. Oktober 2023) für einen sofortigen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen zur Beendigung dieses Krieges“ zu beteiligen.
Während der zweitägigen Debatte wurde an einer politischen Alternative zu einem Krieg gearbeitet, der die ganze Welt mit seiner Bösartigkeit und seinem Potenzial, Leben und Umwelt zu zerstören, weiterhin beschäftigt. In Plenarvorträgen und Arbeitsgruppen wurde aus verschiedenen Blickwinkeln erörtert, was dieser Krieg an Leid, Katastrophen, Krisen und dem Risiko eines Atomunfalls oder -kriegs mit sich bringt. Und natürlich auch, wie man konkret mit der ukrainischen Bevölkerung mitfühlen kann, die seit 16 Monaten belagert und bombardiert wird. Denn die Rettung von Menschenleben hat Vorrang, und Krieg ist sicher keine Lösung.
„Wir haben bewegt den Aussagen von Juri, Olga, Oleg, Karina und Nina zugehört, die uns vermittelt haben, was es bedeutet, unter Bomben oder im Exil zu leben, in Sekundenschnelle entscheiden zu müssen, wohin man geht, ob man aus dem eigenen Land flieht oder sich versteckt, um nicht wegen Terrorismus im Gefängnis zu landen. Diejenigen, die am Wiener Gipfel teilgenommen haben, sind mit dieser Realität konfrontiert und suchen nach Wegen des Dialogs, um das gegenseitige Vertrauen wieder aufzubauen und die Solidarität zu erneuern. Wir rufen alle zivilgesellschaftlichen Bewegungen auf, diesen Weg zu gehen, um eine Alternative zum Krieg zu ermöglichen“, betont Sergio Bassoli vom Peace Disarmament Network, einer der Koordinatoren von „Europe For Peace“.
In der Abschlusserklärung betonen die anwesenden Organisationen der breiten Koalition, dass sie „fest in ihrer Überzeugung vereint sind, dass Krieg ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist und dass es keine militärische Lösung für die derzeitige Krise gibt“, und äußern ihre Besorgnis über den anhaltenden Krieg.
Die Verurteilung der illegalen Invasion Russlands in der Ukraine wird ausdrücklich bestätigt und es wird betont, dass „die Institutionen, die geschaffen wurden, um Frieden und Sicherheit in Europa zu garantieren, versagt haben und das Versagen der Diplomatie zum Krieg geführt hat. Die Diplomatie ist jetzt dringend notwendig, um den bewaffneten Konflikt zu beenden, bevor er die Ukraine zerstört und die Menschheit gefährdet“.
Die gemeinsame Forderung, auf die sich die Arbeit aller beteiligten zivilgesellschaftlichen Organisationen konzentrieren wird, ist „Verhandlungen, die die Logik des Friedens anstelle der Unlogik des Krieges stärken können“.
Nachfolgend der Text der „Wiener Erklärung für den Frieden“, die von den am Gipfel teilnehmenden Organisationen verfasst wurde:
Frieden mit friedlichen Mitteln. Waffenstillstand und Verhandlungen jetzt!
Wir, die Organisatoren des Internationalen Gipfels für den Frieden in der Ukraine, rufen die Staats- und Regierungschefs aller Länder auf, sich für einen sofortigen Waffenstillstand und Verhandlungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine einzusetzen.
Wir sind eine breite und politisch vielfältige Koalition, die die Friedensbewegungen und die Zivilgesellschaft, einschließlich der Gläubigen, in vielen Ländern vertritt. Wir sind der festen Überzeugung, dass Krieg ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist, und dass es keine militärische Lösung für die aktuelle Krise gibt.
Wir sind zutiefst alarmiert und traurig über den Krieg. Hunderttausende von Menschen wurden getötet und verletzt, Millionen wurden vertrieben und traumatisiert. Städte und Dörfer in der gesamten Ukraine und auch die natürliche Umwelt sind zerstört worden.
Weitaus mehr Tod und Leid könnte es noch geben, wenn der Konflikt bis zum Einsatz von Atomwaffen eskaliert – ein Risiko, das heute höher ist als jemals zuvor seit der Kubakrise.
Wir verurteilen den illegalen Einmarsch Russlands in die Ukraine. Die Institutionen, die geschaffen wurden, um Frieden und Sicherheit in Europa zu gewährleisten, haben versagt, und das Versagen der Diplomatie hat zum Krieg geführt. Diplomatie aber ist jetzt dringend notwendig, um den bewaffneten Konflikt zu beenden, bevor er die Ukraine zerstört und die Menschheit gefährdet.
Der Weg zum Frieden muss auf den Prinzipien der gemeinsamen Sicherheit, der internationalen Achtung der Menschenrechte und der Selbstbestimmung aller Gemeinschaften beruhen.
Wir unterstützen alle Verhandlungen, die die Logik des Friedens anstelle der Unlogik des Krieges stärken können.
Wir bekräftigen unsere Unterstützung für die ukrainische Zivilgesellschaft, die ihre Rechte verteidigt. Wir verpflichten uns, den Dialog mit denjenigen in Russland und Weißrussland zu verstärken, die ihr Leben aufs Spiel setzen, um sich dem Krieg zu widersetzen und die Demokratie zu schützen.
Wir rufen die Zivilgesellschaft in allen Ländern auf, sich uns in einer Woche der globalen Mobilisierung (Samstag, 30. September bis Sonntag, 8. Oktober 2023) für einen sofortigen Waffenstillstand und für Friedensverhandlungen zur Beendigung dieses Krieges anzuschließen.
Wien, 11. Juni 2023
„Wir alle müssen unseren Beitrag leisten, um der Aufgabe des Friedens gerecht zu werden.“
(Albert Einstein).
Übersetzung aus dem Italienischen von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!