Die ARD dokumentiert schwere Fälle von Corona-Impfschäden. Dass man etliche hätte vermeiden können, sagt Arzt Hirschhausen nicht.

Urs P. Gasche für INFOsperber

«Haben die Impfungen mehr genutzt als geschadet?» Diese Frage wollte Arzt und Fernsehproduzent Eckart von Hirschhausen in seiner neusten Sendung über die Corona-Epidemie beantworten.

Die Sendung «Hirschhausen – was von Corona übrig bleibt» zeigte etliche meist jüngere Menschen, bei denen die Corona-Impfung eine schwere chronische Erschöpfung auslöste. Die Betroffenen waren monatelang arbeitslos oder sind es noch heute. Spezialisierte Ärzte kritisierten, dass viele Impfopfer falsch oder gar nicht behandelt werden. Etliche wurden als psychisch krank sogar in Anstalten eingewiesen. Die Krankenkassen zahlen bei vielen Patienten wirksame, jedoch noch nicht zugelassene Arzneien nicht. Es gibt kaum Forschungsgelder, um die Wirksamkeit und Zweckmässigkeit bestimmter Medikamente wissenschaftlich auszuweisen.

Allein in Deutschland rechne man mit 38’000 betroffenen Opfern der Corona-Impfung, die an schweren gesundheitlichen Folgen litten oder immer noch daran leiden. Man spricht von einem «Post-Vakzin-Syndrom» oder kürzer «Post-Vac-Syndrom».

Da in Deutschland 65 Millionen Menschen – meist mehrfach – geimpft wurden, handle es sich bei den 38’000 um eine ganz kleine Minderheit aller Geimpften. Allerdings müsse man diese endlich ernst nehmen, forderten Hirschhausen, Professoren und behandelnde Ärzte.

Diesen Opfern der Corona-Impfungen stellte Hirschhausen den Nutzen der Impfungen gegenüber: In Europa hätten die Impfungen über eine Million Menschenleben gerettet und noch bei viel mehr Menschen schwere Erkrankungen verhindert. Wie bei den Zahlen die an Corona Gestorbenen von den mit Corona Verstorbenen unterschieden wurden, sagte Hirschhausen nicht. [Nachtrag: Es ist auch unsachlich, Zahlen der Schäden in Deutschland mit Zahlen des Nutzens in ganz Europa zu vergleichen.]
Zudem, ergänzte Hirschhausen, hätten die Impfungen das Risiko, an Covid schwer zu erkranken, um die Hälfte reduziert. Er selber habe sich öffentlich vor Kamera impfen lassen, um das Publikum vom grossen Nutzen der Impfung zu überzeugen.

Unsachlicher Nutzen-Schaden-Vergleich

Es ist jedoch unsachlich und kann leicht zu falschen Massnahmen führen, wenn man Nutzen und Risiken für eine ganze Bevölkerung angibt. Trotzdem wurde dies während der Corona-Pandemie von Anfang an häufig gemacht. In der Wissenschaft der Public Health wird gelehrt, dass die Bilanz von Nutzen und Risiken für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen ganz unterschiedlich ausfällt. Das war bei Corona von Anfang an so: Schwer krank geworden und an Covid gestorben sind überwiegend betagte Menschen, die an Grunderkrankungen wie Diabetes oder Herzkreislauf-Krankheiten litten. Unter der jüngeren Bevölkerung erkrankten fast nur Personen mit Grunderkrankungen, während gesunde jüngere Erwachsene, Jugendliche und Kinder auch ohne Impfung praktisch nie schwer erkrankten.

Dieser Teil der Bevölkerung hatte von den Corona-Impfungen keinen Nutzen. Selbst wenn das Risiko eines Post-Vac-Syndroms sehr gering ist, spricht die Bilanz von Nutzen und Risiken gegen das Impfen von Gesunden, die jünger als 40 oder 50 Jahre alt sind. Das war schon ab Frühjahr 2021 klar. Infosperber hatte darüber mehrmals informiert (siehe unten*).

Auf die doch relevante Frage, ob gesunde jüngere Erwachsene von der Corona-Impfung insgesamt mehr Schaden als Nutzen hatten, ging Hirschhausen mit keinem Wort ein. Hätte man diese nicht geimpft, wären Hunderte, wenn nicht mehrere Tausend Fälle von «Post-Vac-Syndromen» mit chronischer monatelanger Erschöpfung zu vermeiden gewesen.

Irreführende Angabe

Ein Nutzen der Corona-Impfungen bestehe auch darin, ergänzte Hirschhausen, dass Impfungen das Risiko, schwer zu erkranken «um die Hälfte reduzieren». Auch hier unterschied Hirschhausen nicht, ob dies für alle Alters- und Risikogruppen zutrifft. Zudem handelt es sich bei dieser Angabe um einen relativen Nutzen. Ohne gleichzeitig die absoluten Zahlen zu nennen, tönt «um die Hälfte reduziert» extrem gut. Bei dieser Angabe kann es sich jedoch tatsächlich auch nur um einen bescheidenen Nutzen handeln. Die Angabe kann bedeuten, dass dank der Impfung von 10’000 Menschen nur 500 an Covid schwer erkranken statt ohne Impfung 1000 (-50%). Sie kann jedoch ebenso gut bedeuten, dass dank der Impfung von 10’000 Menschen nur 5 an Covid schwer erkranken statt ohne Impfung 10 (ebenfalls -50%).
Im ersten Fall müssen sich nur 20 Personen impfen lassen, damit eine Person weniger von ihnen schwer erkrankt, im zweiten Fall müssen sich 2000 Personen impfen lassen, damit eine Person weniger von ihnen schwer erkrankt. In beiden Fällen reduziert das Impfen schwere Fälle um die Hälfte.

Am Dienstag um 09.00 stellte Infosperber via ARD-Medienstelle folgende Fragen an Eckart von Hirschhausen:

  1. Sie wollten in Ihrer Sendung auf die Frage eingehen, ob die Impfungen mehr geschadet als genutzt hätten. Warum haben Sie den Nutzen für ältere Menschen und für jüngere gesunde Menschen nicht unterschieden? Es wird gesagt, dass junge Gesunde (ohne Grunderkrankungen) von der Impfung keinen Nutzen hatten, weil diese wegen einer Covid-Infektion nie schwer krank wurden oder sogar starben. Doch offensichtlich sind auch jüngere gesunde Menschen zwar sehr selten, aber doch manchmal vom Post-Vac-Syndrom betroffen. Hätte man also jüngere gesunde Personen (ohne Grunderkrankungen) nicht impfen sollen?
  2. Über den Nutzen der Impfung sagten Sie in der Sendung (wiederum ohne Unterscheidung von Menschen mit erhöhtem Risiko und ohne erhöhtes Risiko): «Vor Long-Covid schützt die Impfung. Sie reduziert das Risiko, schwer zu erkranken, um die Hälfte.» Warum informierten Sie nur mit der Angabe dieser relativen Risikoreduktion? Diese Angabe ist wertlos, wenn man sie nicht mit den absoluten Zahlen ergänzt.
    Am 14. Juni um 15 Uhr trafen via Medienstelle Antworten der Wissenschaftsredaktion von WDR/ARD ein. Sie gingen jedoch auf die gestellten Fragen nicht ein:
    Die Frage blieb unbeantwortet, weshalb Hirschhausen den Nutzen der Impfung für ältere und vulnerable Menschen nicht vom Nutzen für gesunde Jüngere unterschieden hat. Und warum er nicht sagte, ob es zweckmässig war, gesunde Jüngere zu impfen. Die Wissenschaftsredaktion meinte lediglich, dass die WHO «die Anzahl der geretteten Leben durch die Impfung in Europa auf eine Millionen Menschen schätzt, überwiegend ältere ab 60».

Auf das dank der Impfung «um die Hälfte reduzierte» Risiko, schwer zu erkranken, ging die Wissenschaftsredaktion mit keinem Wort ein. Die Frage wurde nicht beantwortet, warum Hirschhausen nur über die Reduktion des relativen Risikos informierte, ohne gleichzeitig absolute Zahlen zu erwähnen.

Eckart von Hirschhausen selber hat die Fragen nicht beantwortet.


*Informationen auf Infosperber über den Impfnutzen bei jüngeren gesunden Personen:
Am 23. Mai 2021:
Deutsches «Netzwerk evidenzbasierte Medizin»:«Der Nutzen der Corona-Impfung für Jugendliche wird nicht hinterfragt».
Am 10. Juni 2021:
Für Jugendliche gibt es kaum einen Grund sich impfen zu lasse
Am 20. Juli 2021:
Professor Klaus Stöhr kritisiert «abstruses Testen» und voreilige Impfempfehlungen für Teenager.
Am 22. Juli 2021:
Professor Peter Kremsner: «Jugendliche brauchen keine Impfung zum Schutz gegen Covid».
Am 12. Oktober 2021:
Impfung: Für gesunde Junge sind die Risiken grösser als der Nutzen.
Am 29. Oktober 2021:
Professor Philip Tarr: Die Impfung der Kinder und Jugend­lichen ist aktuell nicht indiziert, um Risiko­gruppen zu schützen.
Am 1. März 2022:
Professor Haas, Spezialist für Kinderintensivmedizin: «Das Impfen von Kindern ist medizinisch nicht zu rechtfertigen».
Am 25. April 2022:
Konstantin Beck: «Zu wackelige Grundlage, um Junge zur Impfung zu nötigen»
Zur ARD-Sendung «Hirschhausen – was von Corona übrig bleibt» vom 12. Juni 2023

Der Originalartikel kann hier besucht werden