Wir tendieren dazu, wenig über die alte Medizin von Kama (Afrika) zu sprechen, dennoch ist sie ein weiteres großes Kapitel in der Geschichte des Kontinents, ohne das die Bevölkerung ausgestorben wäre.
Nach traditioneller afrikanischer Auffassung ist die Krankheit von vielen Faktoren abhängig, die oft miteinander verbunden sind. Tatsächlich muss ein Heiler oder Schamane drei Arten von Krankheiten heilen. Die erste bezieht sich auf ein Ungleichgewicht als Folge der Nichtbeachtung von Verboten, die unmittelbare Folgen für die gesamte Bevölkerung haben können. Die zweite ist etwas Äußerliches, verursacht durch einen Zauber, der mit einer Kraft verbunden ist, die uns schaden will. Beim dritten Fall geht es um eine selbstverschuldete Krankheit, bei der unsere Gedanken eine große Rolle spielen, vielleicht auch um einen Unfall.
Der Nganga (Eingeweihter oder Arzt) ist ein Vermittler zwischen dem Schöpfer, den Gottheiten und den Naturgeistern (ba simbi). Keiner davon kann ohne den anderen existieren. Alle Geschöpfe sind miteinander, mit den Göttern und den Ahnengeistern verbunden. Sofern diese Komponenten im Einklang sind, besteht ein guter Gesundheitszustand, andernfalls können Krankheiten auftreten. Wenn es dem Nganga nicht gelingt, ein Problem zu lösen, kann er den Kranken zu einem anderen Arzt schicken. Die Mbikudi (Seher) können ebenfalls hinzugezogen werden, um bei der Verhinderung verschiedener Unglücke eine prophetische Funktion zu entfalten.
In der Kultur der Altägypter und Nubier vollzog sich in der Medizin eine wahre Evolution: tatsächlich erkannten die Eingeweihten die Bedeutung fundierter Kenntnisse über die menschliche Anatomie, um den Kranken zu helfen. Dank des zahlreichen von Archäologen gefundenen Papyrusmaterials wurden die ersten Skalpelle, Prothesen, Antibiotika, Behandlungen gegen Zahnschmerzen und für das Intimleben, Stethoskope und pädiatrische Methoden entdeckt, nach denen Säuglingen zur Vermeidung von Wachstumsproblemen keine Kuhmilch gegeben wurde. Der Sounou (Arzt) wurde von einem Team von Assistenten begleitet, um den Patienten zu beobachten; spezielle Klänge, die von Trommeln und anderen Musikinstrumenten erzeugt werden, spielen bei der Heilung eine bedeutende Rolle.
In seinem Buch „L’Afrique noire berceau de la médicine et de la chirurgie“ (Schwarzafrika, Wiege der Medizin und der Chirurgie) erzählt Kwadwo Fernand Dobat-Chauleau wie die Medizin im alten Ägypten einen sehr bedeutenden Platz einnahm und die afrikanische Medizinwissenschaft bis in den Nahen Osten berühmt war. Es entstanden medizinische Fakultäten, Kliniken und die ersten Apotheken der Welt, und die ersten Abhandlungen über Fachgebiete wie Kardiologie, Gynäkologie, Augenheilkunde, Chirurgie, Neurochirurgie usw. wurden verfasst.
Mein verstorbener Großvater Kabila Milanbo war ein Heiler und hatte viele Hilfsmittel, die ihn bei seinen Heilungen unterstützten. Er erzählte mir, dass der traditionelle Arzt erst bezahlt wurde, nachdem das Problem gelöst war.
Pflanzen
In verschiedenen Teilen des Kontinents gibt es spezielle Schulen für Pflanzenkunde. Dank der Geister des Waldes, die sich in den Träumen zeigen, kann der Arzt herausfinden, welche Pflanze am besten zur Genesung des Kranken geeignet ist. In Afrika gibt es schätzungsweise 40.000 Pflanzenarten mit potenziellem Nutzen für den medizinischen Bereich: 5.000 davon kommen derzeit in traditionellen Praxen zur Anwendung und genießen das Vertrauen von 80% der Bevölkerung.
Es ist faszinierend zu sehen, wie diese so unterschiedlichen Welten nebeneinander bestehen, um zu dem verlorenen Gleichgewicht zurückzufinden. Wir hoffen, dass man heute einen Kompromiss zwischen der alten und der modernen Medizin findet, da sie einander ergänzen.
Weitere Artikel in der Reihe „Afrika, eine Geschichte zum Wiederentdecken“ sind hier zu finden.
Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!