Den Medien der letzten Monate in der Schweiz und Deutschland ist es zu verdanken, dass die Arbeiten und Analysen von Fabio De Masi der Öffentlichkeit bekannt gemacht wurden. Vor allem seinem Bestreben, dass unmoralische Verhalten mächtiger Personen in die Öffentlichkeit zu bringen. Als Volkswirt schaut er tief in die Wege des Geldes im Tagesbetrieb des herrschenden Systems.
Der kriminologische Griff in den gemeinschaftlichen Staatshaushalt durch Bevorzugte ist für De Masi prinzipiell ein Fall für den Staatsanwalt, vorausgesetzt die herrschende Partei stimmt dem zu. Steuerfluchten und Cum-Ex-Geschäfte gehören dazu.
Vertraut ist er mit den Kreisläufen der Volkswirtschaft und den gegenwärtig praktizierten Modellen.
Für den deutschen Wähler von Bedeutung ist, welches Wirtschaftsmodell die Politik bevorzugt. Für das Wahlvolk ist es egal, ob das Modell den Namen neoliberal, neoklassisch oder anders trägt. Wichtig ist ihm, ob es seine Lebensgrundlagen dauerhaft verbessert.
In Deutschland haben die Funktionsweisen der bisherigen Modelle bisher immer dazu geführt, dass die Übergewinne oder der Sur plus laut Marx in die Privathände der Bestimmer und nicht in die Kreisläufe der Gemeinwirtschaft zur Verbesserung der Lebensgrundlagen oder zur Abwendung des Klimawechsels gelangten. Die Spaltung der Gesellschaft blieb unverändert. Das heißt keinesfalls, dass die Wirtschaftsführer keine Gewinne organisieren müssen. Die werden für die Begleichung der Kosten des Wirtschaftsprozesses und für Rückstellungen künftiger Aufgaben benötigt. Auch für die Steuerzahlung zum Wohle der Gesundheit, Bildung, Struktur der Mobilität (Schiene, der Straße, Kanäle u.a.), Kultur, Förderung der Wissenschaften und wichtiger Unternehmen. Sie alle brauchen finanzielle Förderungen aus der Haushaltskasse.
Die Verteilung der Übergewinne aber sind eine andere Hausnummer. Sie brauchen andere Gesetze, andere Mehrheitsparteien. Im Übrigen löst der Markt auch keine sozialen Problemstellungen.
Ein richtiger Ansatz von De Masi ist die Analyse der Modelle für Wirtschaft und Gesellschaft und ihre Wirkung für die Bevölkerung. Analysen und die Realität führten bereits 1789 und 1917 zu Wendemarken in der menschlichen Geschichte. Bekanntlich machte die Französischen Revolution der Weg für der 3. Stand- das Bürgertum- frei. Der 4. Stand – die Abhängigen – wurden vergessen. Die Russische Revolution hatte als Ziel, die Abhängigen in eine Position zu bringen, die die Gleichheit aller zum Ziel hatte. Dazu aber fehlten Zeit, Toleranz des Alten und Erfahrungen.
Die Weltbevölkerung zählt gegenwärtig etwa 8,5 Milliarden Menschen. Alle benötigen die Nahrung, Wohnungen, Arbeitsplätze, Mobilität, Bildung, Gesundheit, kulturelle Teilhabe. Sie brauchen eine Zukunft. Ihre Evolutionsentwicklung ist auf das Überleben angelegt und hin und wieder, wenn die Verhältnisse herangereift sind, auch auf neue Qualitäten, d.h. auf Revolutionen, wie es Darwin und Marx und ihre Fellower erforschten.
Die gegenwärtigen Turbulenzen aus der Inflation und in der Finanzwelt sollen, wie in der Systemkrise 2008/10, durch staatliche Eingriffe aus Haushaltsmitteln ruhig gestellt werden, was im Modell des Neoliberalismus nicht vorgesehen ist. Die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine besitzen das Potential eines 3. Weltkrieges. Das zeigt, dass in der Gesellschaft weitere Fehlkonstruktionen bestehen. Zum Beispiel mit Angriffswaffen, fehlende Rücksicht auf die Natur oder Modelle die die friedliche Koexistenz negieren.
Die Wirtschafts- und Politikwissenschaftler stehen in der Verantwortung, ihren Regierungen begründete Modelle vorzulegen, die dem Leben zugewandt auch zukunftsfähig sind. Unverantwortlich waren Kehrtwendungen von Präsident Biden 2021 auf dem G7 Gipfel in England China zu einen Feind zu erklären. In einer Periode, wo nach der Unterzeichnung des KSZE – Abkommens 1973 viele Menschen glaubten, in eine friedliche Zeitenwende eingetreten zu sein. Mangelhafte Wirtschaftsmodelle der USA waren 1929 Ausgangspunkt der großen Weltwirtschaftskrise, die durch staatlich finanzierte Aufrüstungen in vielen Ländern zum 2. Weltkrieg führten.
Die fehlerhaften Wirtschaftsmodelle, die Di Masi im Blick hat, stehen nachrangig hinter fehlerhaften Systemmodellen der globalen Welt.
Die mediale Aufklärung über die evolutionären Modelle der Gesellschaft ist notwendiger denn je. Zumal in Deutschland und in den USA Bundestags- und Präsidentenwahlen anstehen. Die Wähler sollen nach demokratischen Prinzipien den Parteien ihre Stimme geben, die mit Vernunft und Toleranz zukunftsfähige Gesellschaftsmodelle organisieren können. Die CDU hat mit der erneuten Einrichtung eines Untersuchungsausschusses im Bundestag den aktiven Wahlkampf zum neuen Parlament 2025 begonnen. De Masi hat mit seiner Untersuchung der Unmoral der Cum-Ex-Geschäfte einen wertvollen Beitrag geleistet. In den nächsten Monaten wird Geld aus dunklen Quellen fließen oder die Vernunft entscheiden, wie die Wahl verläuft. Eine Nichtbeteiligung an Wahlen kann einem unmoralischen Verhalten zugerechnet werden.
Nicht nur Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle haben Konstruktionsfehler. Der Bereich des Rechtswesens ist ebenfalls asymmetrisch aufgestellt. Die Personen der oberen Etage genießen auffällig oft, die Möglichkeit eines Vergleiches. Sie entgehen so einer Verurteilung. Steuerflucht ist weiter möglich. Das deutsche Wirtschaftsstrafgesetz (Fassung von 2002 s. Beck-Texte im dtv) zählt 17 Paragrafen und das Sozialgerichtsgesetz dagegen 209 §§ (Fassung v. 2021 s. Becks-Texte im dtv).
Die Krux aller Modelle: Ein Faktenscheck zur Wahrheit wird es ohne die Bewertung durch Ideologien kaum geben. Daher ist die Teilnahme an Bundestagswahlen so wichtig für die Demokratie.
Aufklärerische Hinweise für die Wahl. Bereits 64 v. Ztr. erteilte der Bruder von Marcus Tullius Cicero Ratschläge für den Wahlkampf: 1. Verdunkle die weißen Westen Deines Gegners mit seinen Untaten, 2. Verspreche Deinen Anhängern alles, 3. Unmoral ist bei Wahlen bedenklich, aber für die kurze Zeit des Mandats ertragbar. M.T. Cicero hat damals seine Wahl zum Konsul des römischen Reiches gewonnen und die Menschheit hat in den 2000 Jahren Vernunft angenommen.