Am 2. April füllten sich die Straßen in Dutzenden von Städten auf der ganzen Welt mit Menschen, die gemeinsam, kreativ und gewaltfrei ihr NEIN zu Krieg und Waffenindustrie bekräftigten. Aber der Tag „Europa für den Frieden“ war nur der Auftakt eines Programmes, das das ganze Jahr 2023 andauern wird und mit der Veranstaltung am 2. Oktober, dem Internationalen Tag der Gewaltlosigkeit, seinen Höhepunkt findet.
„Europa für den Frieden“ war eine weltweite Veranstaltung, die sich auf viele Städte und Metropolen in der ganzen Welt ausdehnte mit dem Ziel, ein NEIN zu Waffen zu sagen, während gerade in diesem NEIN vieles enthalten ist, von der Absage und der krassen Missbilligung für die Waffenlieferung in die Ukraine und in alle Konfliktgebiete bis hin zur Produktion selbst, zum Handel und dem Transport von Rüstungsgütern, nicht nur von konventionellen, sondern auch und vor allem von Atomsprengkörpern.
Unter den italienischen Förderern von Europa für den Frieden spielte Gerardo Femina, mit dem wir in diesem Artikel ein Interview hatten, eine herausragende Rolle. „Einer der Schwerpunkte der Veranstaltung war die zwingende Notwendigkeit, Vertreter verschiedener kultureller, sozialer und bürgerlicher Welten zusammenzubringen, mit ihnen übereinzustimmen und in einen Dialog zu treten. Zum Beispiel die religiösen, bei denen man das religiöse Phänomen als ein kulturelles Faktum einer Kultur betrachtet, deren Dialog mit anderen Religionen man nie mehr außer Acht lassen kann.“
Danach haben wir das Treffen mit säkularen, agnostischen und atheistischen Welten. Unter ihnen haben sich bereits seit 2007 verschiedene Persönlichkeiten wie Moni Ovadia und die verstorbene Margherita Hack der großen Initiative Europa für den Frieden angeschlossen, deren Gedanken unter den Völkern stets lebendig und unverändert sind. Ein weiteres maßgebliches Zentrum ist das des Pazifismus, zu dem berühmte Denker einen Beitrag geleistet haben, vom vor einigen Jahren verstorbenen südamerikanischen Silo bis zu Pat Patfoort, von Edgar Morin bis zu Stéphane Hessel. Letztere befürworten die Komplexitätstheorie, wonach ein bewaffneter Konflikt zwangsläufig ökologische, ethische, kulturelle und wirtschaftliche Auswirkungen zeigt, die sich unmittelbar und in naher Zukunft auf die gesamte globale und planetarische Ordnung des Ökosystems niederschlagen.
Am 2. April 2023 wurde eine ethische Botschaft von weitreichender moralischer und lebenswichtiger Bedeutung sowie von weltweitem Bewusstsein und Wissen veröffentlicht, an der Tausende von Menschen, Aktivisten, politische, kulturelle und bürgerliche Akteure beteiligt waren, die sich für Frieden und Gewaltlosigkeit einsetzen. „Wir als Organisation, die sich auf nationaler und internationaler Ebene mit Frieden und Gewaltlosigkeit beschäftigt, sind wir dem internationalen ICAN-Netzwerk angeschlossen, das 2017 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde für die Konzeption, den Abschluss und die Umsetzung des UN-Abkommens zum Verbot nuklearer Massenvernichtungswaffen. Und wir sind Hüter und Förderer dieses Friedensnobelpreises.“
Und wieder war der große Protagonist eines Europas für den Frieden die Konvergenz von Kulturen, Energien, Aussichten auf Frieden und Gewaltlosigkeit und vor allem Kreativität. Denn Gewaltfreiheit ist eine vielschichtige Kreativität, die sich mit verschiedenen Medien und Mitteln einsetzt, den Frieden zu bekräftigen. Zu gewaltfreier Kreativität zählen beispielsweise das Zivile Friedenskorps, friedliche Vermittlung, Verweigerung von Militär- und Atomausgaben, Demonstrationen gegen die Kontrolle des Machtsystems, um mit der Energie von „unten“ bewaffnete Konflikte zu verhindern und das Eintreten in internationale Konventionen für das Verbot von Rüstungsgütern, wie Antipersonenminen und biologische Waffen zu erreichen.
Es wurde von Rom über Turin bis Prag und noch in vielen anderen italienischen und europäischen Städten und Hauptstädten demonstriert wie Catania und Mailand mit verschiedenen Flashmobs auf der Piazza Della Scala. Zu den Organisatoren zählen Nira Cabero, Patrizia Varnier, Anna Polo, Federica Fratini, Andrea Bulgarini und viele andere. „Die Bilanz, die wir zum 2. April gezogen haben, ist ganz sicher positiv“, stellt Gerardo Femina fest.
Gerade jetzt ist es wichtig, dass die Menschen die Situation selbst in die Hand nehmen.
„Die Teilnahme hat unsere Erwartungen übertroffen und wir waren erstaunt darüber, wie viele Menschen die Sache selbst in die Hand nahmen, ihrer Kreativität freien Lauf ließen und so viele verschiedene Initiativen ins Leben riefen. Es war unglaublich, denn es gab kein genaues Programm, sondern die Menschen und Organisationen hielten sich einfach an einen sehr allgemeinen Vorschlag und erledigten den Rest, indem sie diesen Vorschlag mit Inhalten füllten.“
Ursprünglich war der 2. April als einmaliges Datum gedacht, aber als wir uns trafen, um alles auszuwerten, was an diesem Tag passiert war, war die Begeisterung so groß, dass beschlossen wurde, einen Weg zu finden, diese Initiative fortzusetzen. Tatsächlich hatte niemand damit gerechnet, dass sie sich auf diese Weise ausbreiten und Dutzende Städte, ja sogar mehrere Kontinente erreichen könnte. Vor allem, wenn man bedenkt, dass dies alles sehr schnell und ohne jegliche Medienberichterstattung geschah.
„Im Wesentlichen wurde sie durch Mundpropaganda und persönliche Kontakte verbreitet, eine sehr beherzte Arbeit, in der die Menschen ihr Bestes gaben, Persönliches zurückstellten und in jeder Hinsicht nach Konvergenz strebten. Jeder hat es sich zur Aufgabe gemacht, sich eine Aktion zu überlegen, sämtliche große Verpflichtung der Organisation auf sich zu nehmen und dafür zu sorgen, dass sich die Menschen daran beteiligen. Eine beachtliche Sache.“
Wir sprechen nicht über riesige Zahlen, sondern um sehr genaue und bemerkenswerte Aktionen, bei denen sich eine interessante Entwicklung abzeichnete, die genau dem Motto der Initiative entspricht: „Nehmen wir den Frieden selbst in die Hand“. Dieser Satz ist kein Zufall, sondern Ausdruck einer tieferen Betrachtung. „Den Frieden in die eigenen Hände nehmen“ ist der neue Trend, den es zu erforschen und zu vertiefen gilt. Es handelt sich dabei nicht nur um ein Motto, sondern um eine Haltung, die über das übliche Verständnis dieser Art von Initiative hinausgeht.
Tatsächlich sind wir es normalerweise gewohnt, an Massendemonstrationen zu denken, an auffällige Aktionen, bei denen sich Menschen zusammenfinden. Was jedoch naheliegend ist, dass es gerade jetzt darauf ankommt, dass die Menschen die Situation selbst in die Hand nehmen: heute übernehmen sie Verantwortung und stehen für ihre eigenen Ideen ein, ohne darauf zu warten, dass ihnen jemand sagt, was sie tun sollen.
Dieser neue Trend stellt im Vergleich zu dem, was wir gewohnt sind, eine Revolution dar und geht in Richtung einer größeren Autonomie der öffentlichen Meinung, einer wachsenden Vielfalt der Ausdrucksformen und einer echten Konvergenz dieser Vielfalt. „Ich denke, dass dies der Trend der Zukunft ist, der so viele positive Aspekte hat und der vielleicht den einzigen Ausweg aus dieser scheinbar hoffnungslosen Situation darstellt.“ So begann dieses Abenteuer Europas für den Frieden, das sich von einem einzigen Tag in ein Programm monatlicher Aktionen verwandelte, das bis zum 2. Oktober läuft, einem sehr wichtigen Tag, da es sich um den Internationalen Tag der Gewaltlosigkeit handelt.
Hier kannst du Europas Aufruf für den Frieden lesen, mit einer Einladung zu den nächsten Aktionen, über die wir dich auf dem Laufenden halten werden: „Wir laden alle, Organisationen und Einzelpersonen ein, sich bis zum 2. Oktober – dem Welttag der Gewaltlosigkeit – in einem gemeinsamen Programm zu synchronisieren, und zwar an diesen Terminen: 7. Mai, 11. Juni, 9. Juli, 6. August, 3. September und 1. Oktober“.
Die Übersetzung aus dem Italienischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!