Eine Erweiterung der BRICS, bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, rückt mit Blick auf das kommende Gipfeltreffen der Vereinigung im August zunehmend in den Vordergrund. Insbesondere gilt das für die Länder des Globalen Südens, wo sich die BRICS einer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Die Aufnahme neuer Länder könnte die Staatengruppe als Gegengewicht zum kollektiven Westen noch stärker machen.
Von Alexander Männer
Die BRICS-Staaten Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika sind ungeachtet der vielen Turbulenzen auf der internationalen Bühne weiter im Aufwind. Angesichts der Spannungen um die Ukraine und Taiwan sowie der Diskussion um die zunehmende De-Dollarisierung wird auch immer mehr deutlich, dass die Staatenvereinigung über die ausreichende wirtschaftliche und politische Kraft verfügt, um die eigene Souveränität hochzuhalten, eine unabhängige Politik zu verfolgen und sich nicht durch andere Allianzen oder Staaten einschränken zu lassen.
Vor allem im Hinblick auf die Schaffung einer neuen und gerechteren Weltordnung spielen BRICS eine zentrale Rolle. Die Vereinigung konstatierte diesbezüglich schon vor langer Zeit, dass das derzeitige internationale System in puncto Machtverteilung nicht nur ungerecht sei, sondern angesichts von aktuellen Herausforderungen, wie etwa globalen geopolitischen Konflikten oder dem drohenden Zusammenbruch der Weltwirtschaft, schlicht versagt und deshalb durch ein neue, multipolare Alternative abgelöst werden muss. Von entscheidender Bedeutung dabei ist das Bestreben der BRICS, eine Alternative zum US-Dollar-basierten Finanzsystem zu schaffen und eine neue Leit- und Reservewährung einzuführen.
Ungeachtet des offenen Konflikts zwischen dem kollektiven Westen und Russland respektive China begrüßen inzwischen zahlreiche Mitglieder der Weltgemeinschaft die Haltung der BRICS, wobei auch zunehmend mehr Staaten ihr Interesse bekunden, der Vereinigung beizutreten. Mit Argentinien und dem Iran haben im vergangenen Jahr zwei Kandidaten einen Aufnahmeantrag bei BRICS eingereicht. Bislang sind sie aber die einzigen, die der Gemeinschaft offiziell beitreten wollen.
Doch im Vorfeld des anstehenden jährlichen Gipfeltreffens der BRICS-Staaten, das im August im südafrikanischen Durban stattfinden soll, rückt auch das Thema der möglichen Erweiterung der Staatengruppe stärker in den Vordergrund. Die Rede ist mittlerweile von fast 30 Ländern, die BRICS beitreten wollen.
Länder, die Interesse an BRICS bekunden
Diesbezüglich berichtete die Agentur Bloomberg bereits im April unter Verweis auf Südafrikas Botschafter bei der Gruppe, Anil Sooklal, dass insgesamt 19 Länder ihr Interesse an einem Beitritt zu BRICS bekundet hätten. Dabei sollen Algerien, Ägypten, Bahrain, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate offiziell einen Antrag zum Beitritt in diese Gruppe gestellt haben.
Anderen Medien zufolge hat Sooklal vor Kurzem angedeutet, dass inzwischen sogar mehr als 30 Länder eine Aufnahme in die BRICS-Gruppe anstreben würden. Neben den fünf bereits genannten Staaten sind es unter anderem Afghanistan, Bangladesch, Indonesien, Kasachstan, Mexiko, Nicaragua, Nigeria, Pakistan, Senegal, Simbabwe, Sudan, Syrien, Thailand, Tunesien, Türkei, Uruguay, Venezuela, Weißrussland.
Wie die Zeitung The Japan Times schreibt, sollen bei dem Gipfel in Kapstadt sowohl die formellen als auch informellen Beitrittsanträge von mindestens 20 Ländern sowie die Modalitäten für die künftige Erweiterung erörtert werden.
„Dies sind positive Nachrichten für den Block, da sie das Vertrauen des Globalen Südens in die Führung unserer Gruppe demonstrieren“, sagt Sooklal. Ihm zufolge sind die meisten Länder des Globalen Süden – etwa 100 Staaten – in Bezug auf die globale Entscheidungsfindung immer noch weitgehend marginalisiert, weshalb BRICS versuchen, eine „integrative“ internationale Ordnung zu schaffen, die „die bestehenden Bruchlinien in der globalen, geopolitischen, geoökonomischen und finanziellen Architektur“ angeht.
„Was Sie hier sehen, ist, dass diese Länder ein größeres Mitspracherecht bei der sich entwickelnden globalen Architektur haben wollen. […] Sie möchten eine multipolare, multikulturelle und multikulturelle Welt sehen, die nicht von einer oder zwei Hegemonen dominiert wird und in der sie mehr Unabhängigkeit und Wahlmöglichkeiten haben, um zu bestimmen, was in ihrem besten Interesse ist“, so der Südafrikaner.
Es ist in der Tat so, dass sich die BRICS insbesondere in den Ländern des Globalen Südens einer wachsenden Beliebtheit erfreuen. Für BRICS hingegen ist der Globale Süden, dem zahlreiche Schwellenländer angehören, mit Blick auf eine Erweiterung der Gemeinschaft immens wichtig. Denn durch die Aufnahme von weiteren Ländern könnte die Staatengruppe als Gegengewicht zum kollektiven Westen noch stärker werden, der im Gegenzug an Einfluss in der Welt verlieren könnte.