Überseeische philippinische Arbeitnehmende werden auf den Philippinen als moderne Held*innen geschätzt, da sie einen großen Beitrag zur Wirtschaft des Landes leisten, indem sie Jahre fern von ihren Familien opfern, in der Hoffnung, ein komfortables Leben zu führen. Doch nicht jeder hat das Glück, Wohlstand zu erlangen – viele werden von ihren ausländischen Arbeitgebern missbraucht, überarbeitet, unterbezahlt, vergewaltigt oder schlimmer noch getötet.
Nach Angaben der philippinischen Statistikbehörde arbeiteten im Jahr 2021 etwa 1,83 Millionen Filipinos im Ausland. Die Bangko Sentral ng Pilipinas (Zentralbank der Philippinen) gab bekannt, dass sich die persönlichen Geldüberweisungen der philippinischen Arbeitnehmenden im Ausland im Jahr 2022 auf 36 Milliarden US-Dollar beliefen, was sich insbesondere seit der Pandemie erheblich auf die wirtschaftliche Entwicklung der Philippinen ausgewirkt hat.
Trotz dieser Tatsache nehmen die Misshandlungen dieser modernen Held*innen zu und werden immer schlimmer. Nach Angaben der Philippine Overseas Labor Offices (POLO) wurden im Jahr 2020 23.714 Fälle von Vertragsverletzungen gegen philippinische Arbeitnehmenden in Übersee registriert, darunter auch Missbrauch, und fast 5.000 Fälle davon wurden aus Ländern des Nahen Ostens gemeldet.
Joanna Demafelis, eine philippinische Hausangestellte im Al-Salmi-Distrikt in Kuwait, wurde im Februar 2018 tot in einer Gefriertruhe einer verlassenen Wohnung aufgefunden. Die 29-jährige Hausangestellte litt an gebrochenen Rippen und inneren Blutungen, bevor sie starb. Es wurde auch festgestellt, dass sie bereits ein Jahr tot war, als ihre Überreste gefunden wurden. Später wurden ihre Arbeitgeber des Mordes für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Dieses brutale Verbrechen ist kein Einzelfall, sondern einer von vielen Fällen misshandelter philippinischer Arbeitnehmenden in Übersee.
Kürzlich ereilte eine andere philippinische Hausangestellte, Jullebee Ranara, das gleiche schlimme Schicksal wie Joanna Demafelis. Ihre Leiche wurde am 21. Januar 2023 mit verbrannten Überresten und einem zertrümmerten Kopf in der Wüste Kuwaits in der Nähe der Al-Salmi Road gefunden. Bei einer Autopsie, über die lokale Medien in Kuwait berichteten, wurde festgestellt, dass Ranara schwanger war, und die von dem ungeborenen Baby entnommenen DNA-Proben stimmten mit dem Beschuldigten überein, der der 17-jährige Sohn von Ranaras Arbeitgeber ist. Der 17-jährige Täter wurde später verhaftet und gab die Tat zu.
Am 26. Januar 2023 hielten GABRIELA (General Assembly Binding Women for Reforms, Integrity, Equality, Leadership and Action), eine Frauenrechtsorganisation, und Migrante PH eine Mahnwache bei Kerzenlicht auf dem Boy Scout Circle in Quezon City, Philippinen, ab, um Gerechtigkeit für den grausamen Tod von Jullebee Ranara und anderen Opfern von Missbrauch und Gewalt zu fordern. Sie zündeten Kerzen als Symbol für die Beendigung aller Arten von Gewalt gegen Frauen an.
Als Reaktion auf den Tod von Ranara erklärte die Sekretärin für Wanderarbeitnehmer*innen, Susan Ople, in einer für eine Pressekonferenz herausgegebenen Erklärung, dass die beste Lösung zur Beendigung des Missbrauchs und sogar der Ermordung von philippinischen Arbeitnehmenden im Ausland darin bestehe, auf den Philippinen ein wirtschaftliches Umfeld zu schaffen, das der Praxis ein Ende setzt, dass Filipinos im Ausland Arbeit suchen müssen. Es ist bemerkenswert, dass sich viele Filipinos für eine Arbeit im Ausland entscheiden, weil sie dort bessere Arbeitsmöglichkeiten haben, die zu höheren Gehaltszahlungen führen. Die hohe Entlohnung ist der Hauptgrund, warum die meisten Filipinos, vor allem die in Armut lebenden, das Risiko eingehen, im Ausland zu arbeiten – solche Möglichkeiten können für die glücklichen Familien einen Wandel bedeuten.
Nach Angaben der Overseas Workers Welfare Administration (OWWA) liegt ein weiterer Grund, warum Filipinos im Ausland arbeiten wollen, in den weniger strengen Qualifikationsanforderungen für manche Jobs. Die meisten bekannten und großen Unternehmen auf den Philippinen suchen nach einem potenziellen Mitarbeiter, der bereits über jahrelange Erfahrung verfügt, einen Hochschulabschluss hat und dergleichen. Ohne diese Qualifikationen kann ein Bewerber in den meisten Fällen nur Unternehmen ansprechen, die keine angemessene Vergütung bieten.
Wie von Susan Ople vorgeschlagen, würde die Schaffung eines Arbeitsumfelds für Filipinos, das eine angemessene Vergütung und Qualifikationen bietet, die Gewohnheit der Filipinos verändern, die im Ausland arbeiten müssen, um Zugang zu größeren Lebenschancen und einem sicheren, komfortablen Lebensstandard zu erhalten, was bedeuten würde, dass sich Fälle wie der von Joanna und Jullebee nie wiederholen würden.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Alina Kulik vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!