„Bücher gehören zu den außergewöhnlichsten Objekten, die es gibt, und dieser Tag ist ihnen gewidmet. Ein Buch, unabhängig von seinem Format, ist ein wesentliches Mittel der Bildung und eine wesentliche Quelle des Wissens. Mit Büchern lernen wir zu lesen; durch sie halten wir uns auf dem Laufenden, werden unterhalten und können die Welt verstehen. Ein Buch ist auch ein außergewöhnliches Werkzeug, um Welten und Charaktere zu entdecken, denen sonst schwer zu begegnen – und die noch schwieriger zu verstehen wären. Indem sie einen Dialog zwischen Raum und Zeit herstellen, ermöglichen uns Bücher einen vertrauten Zugang zum Anderssein und fördern den gegenseitigen Respekt und das Verständnis zwischen Menschen und Kulturen. Damit Bücher jedoch ihr volles Potenzial entfalten können, ist es wichtig, dass sie die außergewöhnlich sprachliche Vielfalt der Welt widerspiegeln.“
„Jede Sprache bringt eine bestimmte Weltanschauung mit sich, eine bestimmte Perspektive auf die Dinge und das Leben, eine bestimmte Art zu denken und zu fühlen. Zur Begründung seiner Entscheidung, in der Kikuyu-Sprache zu schreiben, sagte der große kenianische Schriftsteller Ngũgĩ wa Thiong’o, dass die Wahl einer Sprache und der Zweck, für den sie verwendet wird, von grundlegender Bedeutung für die Selbstdefinition eines Volkes in Bezug auf seine natürliche Umgebung und seinen sozialen Kontext und auch in Bezug auf das gesamte Universum sind. […] Wir setzen uns dafür ein, sowohl die Verfügbarkeit von Literatur als auch ihre sprachliche Vielfalt zu schützen. Dieses Engagement ist heute umso notwendiger, weil durch die digitale Technologie die Gefahr einer Homogenisierung besteht.“ Dies ist im Wesentlichen der Inhalt der Botschaft, mit der Audrey Azoulay, Generaldirektorin der UNESCO, den Jahrestag und den Inhalt des Welttags des Buches 2023 skizzierte, der wie jedes Jahr international am 23. April gefeiert wird.
Der Welttag des Buches, der durch eine Resolution auf der XXVIII. Tagung der UN-Generalkonferenz vom 25. Oktober bis 16. November 1995 ins Leben gerufen wurde, wird als Jahrestag im zivilen Kalender der Vereinten Nationen in Anerkennung der Tatsache eingeführt, dass „Bücher historisch gesehen der mächtigste Faktor bei der Verbreitung von Wissen und auch das wirksamste Mittel zu seiner Bewahrung waren“; dass „alle Initiativen zur Förderung ihrer Verbreitung nicht nur einen großen Beitrag leisten zur Aufklärung aller, die Zugang zu ihnen haben, aber auch zur Entwicklung eines breiteren kollektiven Bewusstseins für kulturelle Traditionen auf der ganzen Welt und zur Inspiration von Verhaltensweisen, die auf Verständnis, Toleranz und Dialog basieren;“ dass folglich die Einrichtung eines internationalen Tages, der dem Buch gewidmet ist, nicht nur notwendig ist, um die Aufmerksamkeit auf die historische und aktuelle Bedeutung des Buches als bevorzugtes Mittel zur Erfassung und Verbreitung von Kultur und Wissen zu lenken, es ist aber auch dringend erforderlich, das Engagement aller sozialen und kulturellen Akteure für die Bedeutung der Verbreitung von Bildung und Wissen sowie der Förderung von Sprache und Kultur im Allgemeinen zu fördern.
Von besonderer Bedeutung ist daher das für den Tag des Buches 2023 gewählte Thema, den indigenen Sprachen gewidmet, die nicht nur, kurz gesagt, ein kulturelles Erbe, ein außergewöhnliches Reservoir an sprachlichen, literarischen und kulturellen Ressourcen repräsentieren, sondern oft auch ein kulturelles Erbe darstellen, das gefährdet ist. Es sind die Vereinten Nationen selbst, die uns daran erinnern, dass „von den fast siebentausend existierenden Sprachen – von denen viele gerade schnell verschwinden – die meisten von indigenen Völkern gesprochen werden, die zusammen den Großteil der kulturellen Vielfalt der Welt ausmachen“. Die Frage der indigenen Kulturen ist in der Tat eine Frage der Identität, der Kultur und des Wissens: Auf der einen Seite „wird geschätzt, dass es mehr als 370 Millionen indigene Völker gibt, die in siebzig Ländern verstreut sind“.
„Sie praktizieren einzigartige Traditionen und bewahren soziale, kulturelle, wirtschaftliche und politische Besonderheiten, die sich von denen der vorherrschenden Gesellschaften in deren Umfeld sie leben, unterscheiden. Sie sind auf der ganzen Welt verbreitet und die Nachkommen derer, die zu der Zeit, als Menschen von andersartigen Kulturen oder Herkunft ankamen, ein bestimmtes Gebiet bewohnten. Die Neuankömmlinge würden in der Folge die Herrschaft übernehmen, durch Eroberung, Besetzung, Besiedlung oder auf andere Weise.“ Auf der anderen Seite „wurde angesichts der Vielfalt der indigenen Völker nie eine offizielle Definition von indigen von den Vereinten Nationen angenommen“, auch wenn bestimmte gemeinsame Merkmale anerkannt wurden, wie etwa die Selbstidentifikation als indigenes Volk; die historische Kontinuität vorkolonialer Gesellschaften; die Aneignung spezifischer und unterschiedlicher sozioökonomischer und politischer Systeme; die Übernahme spezifischer und unterschiedlicher Sprachen und Kulturen, Überzeugungen und kultureller Praktiken; sowie den Wunsch, als Volk seine ursprünglichen Zusammenhänge und Systeme zu bewahren.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Ulrich Karthaus vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!