Wir haben Stimmung, politische Vielfalt und Ansätze zu einer antikapitalistischen Klimabewegung eingefangen. Im Schulterschluss mit dem Kampf für soziale Gerechtigkeit und auch für Frieden. Wir wurden fündig, viel mehr als erwartet.
Die Klimabewegung kann nur antikapitalistisch erfolgreich sein! Dieses Credo war am Freitag unübersehbar! Das 1,5 Grad Ziel ist unvereinbar mit einer am kapitalistischen Wachstum orientierten Politik. Die aktuelle Klimabilanz der Ampel nach mehr als einem Jahr zeigt das deutlich – sie ist verheerend!
Den vollmundigen Sprechblasen über Verkehrs- und Energiewende steht in der Praxis eine Renaissance mit Investments in u.a. eine langfristige LNG Gas Infrastruktur gegenüber, die einen wachsenden Energiehunger von Industrie und Gesellschaft absichern soll. Dieses erneut massiv in fossile Energien investierte Kapital wird seine Verwertung und seinen Profit suchen und ihn – wie alle Erfahrungen zeigen – wieder mit Händen und Klauen verteidigen. Die Redner auf der Bühne zeigen an unzähligen Beispielen auf, dass die Klimakatastrophe längst Realität mit immer drastischeren Folgen geworden ist. Es bleibt keine Zeit mehr, das Ruder rumzureißen. Staat und Parteien bedienen aber, wie der Deal zu Lützerath zeigt, weiterhin die Konzerninteressen. Wer sich dieser Entwicklung aktiv, auch mit Mitteln des zivilen Ungehorsams, entgegenstemmt, muss Diffamierungen bis zur Kriminalisierung befürchten. Gewerkschaftern von Verdi, die sich in anderen Städten mehr als in Berlin, den Klimaaktivisten bei ihren Warnstreiks anschlossen, wurde von Unternehmerseite vorsorglich die Rote Karte gezeigt. Streiks um politische Ziele seien völlig illegal. Denn Streiks tun wirklich weh. Wir sollen unser Schicksal stattdessen weiter in die Hände von Politikern legen, die nach der Wahl das Gegenteil von dem tun, was sie versprochen haben und ständig versprechen, was sie nicht einhalten. Die durchgängige Botschaft am Freitag in Berlin dagegen: “Morgen is’ zuspät’. “Wir wollen uns nicht länger an die Leine legen lassen.” Nicht bei wenigen Jugendlichen staut sich echte Wut an. Da geht es ihnen nicht anders als den Friedensaktivisten, die nicht willens sind, sich vom Geist der “Zeitenwende” vereinnahmen zu lassen. Wer dem offiziellen Politkurs die Stirn bietet, muss zunehmend mit Diffamierungen und Drohungen rechnen.
Die Klimakrise ist global. Sie schürt die weltweiten Konflikte und sozialen Verwerfungen. Der Kampf gegen die Klimakrise kann deshalb nur international geführt werden. Von der ganzen Menschheit! Mit diesem gemeinsamen Kampf ist aber unvereinbar eine permanente Konfliktstrategie, die die Welt in gegensätzliche Blöcke zerteilt, die Zerstrittenheit zwischen den Wirtschaftssystemen, Kulturen, Ethnien und Nationen schürt, jedes gemeinsame globale Handeln hintertreibt und eine militaristische Eskalationsspirale immer weiter vorantreibt.
“Der Krieg verschlingt sinnlos die Milliarden, die für die Rettung des Planeten und gegen die Armut des globalen Südens dringend gebraucht werden.” Krieg und Militarisierung blasen wachsende riesige CO2 Kontingente in die Luft, die bei den offiziellen Klimabilanzen ausdrücklich nicht mit gerechnet werden. Friedens- und Umweltbewegung gehören zusammen.[1]
Wer hier im Friedenskampf diesem Eskalationskurs entgegentritt, ist auch ein Klimakämpfer.
Wir und viele andere waren erfreut, dass die Klimabewegung offensichtlich den Versuchen im Vorfeld getrotzt hat und sich nicht vor den Karren westlicher Hegemonie-, Konfrontationspolitik und Militarisierung spannen ließ[2]. Im Gegenteil, das Transparent vom Arbeitskreis Internationalismus IG Metall Berlin “Krieg und Rüstung killt – Mensch und Umwelt” fand besondere Zustimmung, nicht zuletzt bei mehreren engagierten Jungarbeiter*innen aus der Metallindustrie. Sie und auch Gewerkschafter anderer Branchen bildeten zeitweise einen kleinen erkennbaren Gewerkschaftsblock, neben einer ebenso kleinen Gruppe von Verdi-Kollegen weiter hinten, die sich gezielt für die Verkehrswende stark machten. Die Klimabewegung reicht uns die Hand. Sie sollte von den Gewerkschaftsorganisationen energischer aufgegriffen werden. Schön wäre, wenn wir mehr branchenübergreifend auftreten würden, das könnte zum Beispiel dem Jobtransfer aus dem Individualverkehr hinein in die öffentlichen Verkehrssysteme förderlich sein. Auf alle Fälle wünschen wir den Verdi Kollegen bei der Durchsetzung ihrer Forderung nach 10,5 % Einkommenszuwachs viel Erfolg. Jedes Prozent mehr macht die Arbeitsplätze im öffentlichen Bereich attraktiver. Ein schlagendes Argument für die sozialverträgliche ökologisch erwünschte Transformation!
[1] https://gewerkschaftliche-linke-berlin.de/?p=20732
[2] gegen die Vereinnahmungsversuche über einen zentralen Aufruf für den Kurs der Zeitenwende gab es von der Basis heftigen Widerspruch . Nichtsdestotrotz dürften durch die Versuche nicht wenige Teilnehmer abgeschreckt worden sein