Die Friedensbewegung hat im ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends sehr viele Dinge richtig gemacht, von denen wir einige vergessen haben. Sie wurde auch in vielerlei Hinsicht der Sache nicht gerecht. Ich möchte die Lektionen hervorheben, von denen wir meiner Meinung nach am meisten versäumt haben, zu lernen, und vorschlagen, wie wir heute davon profitieren könnten.

  1. Wir bildeten unangenehm große Koalitionen. Wir brachten Kriegsgegner mit Leuten zusammen, die einfach jeden Krieg in der Geschichte der Menschheit bis auf einen für gut hielten. Wir haben wahrscheinlich nicht eine einzige Veranstaltung abgehalten, bei der es nicht jemanden gab, der eine Theorie über 9-11 einbrachte, die, nur um sie zu verstehen, ein gewisses Maß an Irrsinn erforderte. Wir haben nicht den größten Teil unserer Anstrengungen darauf verwendet, uns von anderen Friedensbefürwortern abzugrenzen oder zu versuchen, andere auszugrenzen; der größte Teil unserer Anstrengungen war darauf ausgerichtet, einen Krieg zu beenden.
  2. Alles begann 2007 auseinanderzufallen, nachdem die Demokraten gewählt worden waren, um den Krieg zu beenden, die ihn stattdessen dann eskalierten. Die Menschen hatten in diesem Moment die Wahl, aus Prinzip standhaft zu bleiben und Frieden zu fordern, oder vor einer politischen Partei niederzuknien und Frieden fallen zu lassen. Millionen haben die falsche Wahl getroffen und es nie verstanden. Politische Parteien, insbesondere in Kombination mit legalisierter Korruption und einem unterwürfigen Nachrichtenwesen, sind tödlich für Bewegungen. Der Krieg wurde durch eine Bewegung beendet, die George W. Bush zwang, ein Abkommen zu unterzeichnen, um ihn zu beenden, nicht durch die Wahl Obamas, der ihn nur deshalb beendete, weil dieses Abkommen ihn dazu zwang. Ein idiotischer Strohmann ist kein Grund, warum man Wahlen ignorieren oder so tun sollte, als gäbe es keine politischen Parteien. Es geht darum, die Wahlen an zweiter Stelle zu setzen. Man muss sie nicht auf die millionste Stelle setzen, sondern nur an zweiter Stelle. Zuallererst kommt die Politik. Tretet zuerst für den Frieden ein und lasst Staatsdiener euch zu Diensten sein, nicht umgekehrt.
  3. Ein „Krieg auf der Grundlage von Lügen“ ist einfach eine langatmige Art, „ein Krieg“ zu sagen. So etwas wie einen Krieg, der nicht auf Lügen basiert, gibt es nicht. Was bei Irak 2003 den Unterschied machte, war die Plumpheit der Lüge. „Wir werden riesige Waffenvorräte finden“ ist eine wirklich, wirklich dumme Lüge, über ein Land erzählt, in dem man schon sehr bald darauf nichts dergleichen finden wird. Und ja, sie wussten, dass dies der Fall war. Im Gegensatz dazu ist „Russland wird morgen in die Ukraine einmarschieren“ eine wirklich kluge Lüge, um zu behaupten, dass Russland irgendwann in der nächsten Woche in die Ukraine einmarschieren wird, weil es niemanden interessieren wird, dass Sie sich im Tag geirrt haben, und statistisch betrachtet wird praktisch niemand die Ressourcen haben, um zu verstehen, dass das, was sie wirklich gesagt haben, ist: „Jetzt, da wir Versprechen gebrochen, Verträge zerrissen, die Region aufgerüstet, Russland bedroht, über Russland gelogen, einen Putsch ermöglicht, eine friedliche Lösung abgelehnt, Angriffe auf den Donbas unterstützt und diese Angriffe in den letzten Tagen eskaliert haben, während wir uns über völlig vernünftige Friedensvorschläge Russlands lustig machten, können wir uns darauf verlassen, dass Russland einmarschiert, so wie wir es strategisch, und in Studien der RAND Corporation veröffentlicht, geplant haben, und wenn das dann geschieht, werden wir das ganze Gebiet mit mehr Waffen vollpumpen, als wir jemals behauptet haben, dass Saddam Hussein sie gehabt hätte, und wir werden alle Friedensverhandlungen blockieren, um den Krieg am Laufen zu halten, während Hunderttausende sterben, und wir glauben nicht , dass ihr etwas dagegen haben werdet, selbst wenn dies die nukleare Apokalypse heraufbeschwört, weil wir euch über fünf Jahre mit lächerlichen Lügen über Putins Kontrolle von Trump vorkonditioniert haben.“
  4. Wir haben nie ein Wort über das Böse auf irakischer Seite des Krieges gegen den Irak verloren. Auch wenn Sie vielleicht wissen oder vermuten – vor Erica Chenoweth -, dass Gewaltlosigkeit effektiver ist als Gewalt, dürfen Sie sich nicht gegen von irakischer Seite ausgeübte Gewalt aussprechen, sonst wird ihnen vorgeworfen, die Opfer zu beschuldigen oder sie aufzufordern, sich hinzulegen und getötet zu werden, oder etwas ähnlich Dummes. Einfach zu behaupten, dass die Iraker besser dran sein könnten, wenn sie ausschließlich organisierten gewaltfreien Widerstand leisten, auch wenn man Tag und Nacht daran arbeitet, die US-Regierung dazu zu bringen, den Krieg zu beenden, macht sie zu einem arroganten Imperialisten, der seinen Opfern sagt, was sie tun sollen, und ihnen auf märchenhafte Weise verbietet, „zurückzuschlagen“. Und so herrscht Stille. Die eine Seite des Krieges ist böse und die andere gut. Man kann diese andere Seite nicht anfeuern, ohne ein geächteter Verräter zu werden. Aber sie müssen glauben, genauso wie auch das Pentagon glaubt, aber mit vertauschten Seiten, dass die eine Seite rein und heilig ist und die andere das Böse verkörpert. Dies stellt kaum eine ideale geistige Vorbereitung auf einen Krieg in der Ukraine dar, in dem nicht nur die andere Seite (die russische Seite) eindeutig in verwerfliche Gräuel verwickelt ist, sondern diese Schrecken das Kernthema der Mainstreammedien sind. Sich beiden Seiten des Krieges in der Ukraine zu widersetzen und Frieden zu fordern, wird von jeder Seite als irgendeine Art der Unterstützung für die andere Seite angeprangert, weil das Konzept, dass alle Beteiligten mit Fehlern behaftet sind, durch Tausende von Märchen und anderen Inhalten von Kabelnachrichten aus dem kollektiven Geist gelöscht wurde. Die Friedensbewegung hat im Krieg gegen den Irak nichts dagegen unternommen.
  5. Wir haben den Leuten nie verständlich gemacht, dass die Lügen nicht nur typisch für alle Kriege waren, sondern auch, wie bei allen Kriegen, irrelevant und nebensächlich. Jede Lüge über den Irak hätte vollkommen wahr sein können, und es hätte dennoch keinen Grund gegeben, den Irak anzugreifen. Die USA gaben offen zu, im Besitz jeder Waffe zu sein, die angeblich der Irak hätte, ohne hierdurch irgendeinen Grund für einen Angriff auf die Vereinigten Staaten zu schaffen. Waffen zu besitzen ist keine Entschuldigung für Krieg. Es macht keinen Unterschied, ob es wahr oder falsch ist. Dasselbe gilt für die Wirtschaftspolitik Chinas oder irgendjemand sonst. Diese Woche sah ich ein Video mit einem ehemaligen Premierminister Australiens, der einen Haufen Journalisten verspottete, weil sie nicht in der Lage waren, Chinas Handelspolitik von einer imaginären und lächerlichen Fantasie einer chinesischen Bedrohung in Form einer Invasion Australiens zu unterscheiden. Aber gibt es ein Mitglied des US-Kongresses, das diese Unterscheidung treffen kann? Oder einen Anhänger einer der beiden US-Parteien, der noch viel umfassender dazu in der Lage ist? Der Krieg in der Ukraine wurde von der US-Regierung / den Medien als „Grundloser Krieg“ bezeichnet – ganz offensichtlich gerade deshalb, weil er so eindeutig provoziert wurde. Aber das ist die falsche Frage. Man darf keinen Krieg führen, weil er provoziert wurde. Und man darf keinen Krieg führen, wenn die Gegenseite nicht provoziert wurde. Ich meine, nicht rechtlich, nicht moralisch, nicht als Teil einer Strategie zur Erhaltung des Lebens auf der Erde. Die Frage ist nicht, ob Russland provoziert wurde, und nicht nur, weil die offensichtliche Antwort ja ist, sondern auch, weil die Frage ist, ob Frieden fair und nachhaltig ausgehandelt und hergestellt werden kann und ob die US-Regierung diese Entwicklung behindert hat, während sie so getan hat, als wollten nur die Ukrainer, und nicht auch die Aktionäre von Lockheed-Martin, dass der Krieg weitergeht.
  6. Wir haben das nicht durchgezogen. Es gab keine Konsequenzen. Die Architekten des Mordes an einer Million Menschen gingen Golf spielen und wurden von denselben Medienkriminellen rehabilitiert, die ihre Lügen verbreitet hatten. Der „Blick nach vorne“ ersetzte die Rechtsstaatlichkeit oder eine „regelbasierte Ordnung“. Offene Geschäftemacherei, Mord und Folter wurden zu politischen Entscheidungen, nicht zu Verbrechen. Das Amtsenthebungsverfahren wegen parteiübergreifender Straftaten wurde aus der Verfassung gestrichen. Es gab keinen Wahrheits- und Versöhnungsprozess. Jetzt arbeiten die USA daran, sogar die Meldung russischer Verbrechen an den Internationalen Strafgerichtshof zu verhindern, denn die Verhinderung jeglicher Art von Regeln ist die oberste Priorität der „Regelbasierten Ordnung“, doch darüber wird kaum berichtet. Präsidenten haben alle Kriegsbefugnisse erhalten, und verdammt fast keiner hat begriffen, dass die monströsen Befugnisse, die diesem Amt verliehen werden, drastisch wichtiger sind als die Art von Monster, die gerade im Amt ist. Ein parteiübergreifender Konsens lehnt es ab, jemals die War Powers Resolution (https://de.wikipedia.org/wiki/War_Powers_Resolution) anzuwenden. Während Johnson und Nixon aus dem Amt scheiden mussten und die Opposition gegen den Krieg lange genug dauerte, um diesen als Krankheit zu deuten, dauerte das Vietnam-Syndrom, in diesem Fall das Irak-Syndrom, lange genug, um Kerry und Clinton vom Weißen Haus fernzuhalten, aber nicht Biden. Und niemand hat daraus die Lehre gezogen, dass diese Art von Syndromen Anzeichen von Wohlergehen sind, nicht von Krankheit – sicherlich nicht die Konzernmedien, die sich selbst untersucht haben und – nach ein oder zwei kurzen Entschuldigungen – alles in Ordnung fanden.
  7. Wir sprechen immer noch davon, dass die Medien ein Komplize der Bush-Cheney-Bande waren. Wir blicken herablassend auf die Zeit zurück, in der Journalisten behaupteten, man könne nicht veröffentlichen, dass ein Präsident gelogen habe. Wir haben jetzt Medien, in denen man nicht berichten darf, dass irgendjemand gelogen hat, wenn er Mitglied des einen oder anderen kriminellen Kartells ist, der Elefanten oder der Esel. (Der Elefant ist das Maskottchen der Republikanischen Partei, der Esel das der Demokraten.) Es ist an der Zeit, dass wir erkennen, wie sehr die Medien den Krieg gegen den Irak aus eigenen Profit- und ideologischen Gründen wollten und dass die Medien die führende Rolle bei der Erzeugung einer feindseligen Haltung gegenüber Russland und China, Iran und Nordkorea gespielt haben. Wenn jemand eine Nebenrolle in diesem Drama spielt, dann sind es Regierungsbeamte. Irgendwann werden wir lernen müssen, Whistleblower und unabhängige Reporter zu schätzen und zu erkennen, dass die Mainstreammedien insgesamt, und nicht nur ein Teil davon, das Problem sind.
  8. Wir haben nie wirklich versucht, der Öffentlichkeit beizubringen, dass Kriege einseitiges Abschlachten sind. US-Umfragen fanden jahrelang Mehrheiten, die an die kranken und lächerlichen Vorstellungen glaubten, dass die US-Verluste annähernd gleich groß waren wie die irakischen Opfer und dass die USA mehr gelitten hätten als der Irak, sowie dass die Iraker dankbar seien oder dass die Iraker unentschuldbar undankbar seien. Die Tatsache, dass weit über 90% der Toten Iraker waren, drang nie durch, ebenso wenig wie die Tatsache, dass es sich überproportional um sehr alte und junge Menschen handelte, und auch nicht die Tatsache, dass Kriege in den Städten der Menschen und nicht auf den Schlachtfeldern des 19. Jahrhunderts geführt werden. Selbst wenn die Menschen glauben, dass solche Dinge passieren, wenn ihnen zehntausende Male gesagt wird, dass sie nur dann geschehen, wenn Russland sie tut, wird nichts Nützliches gelernt worden sein. Die US-Friedensbewegung traf seit Jahren immer und immer wieder die bewusste Entscheidung, sich auf den Schaden zu konzentrieren, den der Krieg den US-Truppen zufügte, und auf die finanziellen Kosten für die Steuerzahler, anstatt die Beendigung eines einseitigen Gemetzels zu einer moralischen Frage zu machen, als ob die Menschen ihre Taschen nicht für weit entfernte Opfer leeren würden, wenn sie erfahren, dass es sie gibt. Dies war der Bumerangeffekt der ausgespuckten Lügen und anderer wilder Geschichten sowie übertriebener Schuldzuweisungen gegenüber den einfachen Truppen, Vietnam zerstört zu haben. Eine kluge Friedensbewegung, glaubten ihre Ältesten, würde hervorheben, mit den Truppen zu sympathisieren, bis hin zu dem Punkt, dass sie niemandem erzählen würde, was die grundlegende Natur des Krieges war. Hier ist zu hoffen, dass, wenn eine Friedensbewegung wieder wächst, sie sich für fähig hält, weiter zu gehen, während sie Kaugummi kaut.
  9. Die Vereinten Nationen haben es richtig gemacht. Sie sagten „Nein“ zum Krieg. Sie taten dies, weil Menschen auf der ganzen Welt es richtig machten und Druck auf Regierungen ausübten. Whistleblower deckten US-Spionage, Drohungen und Bestechungsgelder auf. Repräsentanten bezogen Stellung. Sie stimmten mit Nein. Die globale Demokratie war trotz all ihrer Mängel erfolgreich. Der schurkische US-Gesetzlose scheiterte. Die US-Medien und die US-Gesellschaft haben es nicht nur versäumt, den Millionen von uns zuzuhören, die nicht gelogen und auch nicht alles falsch gemacht haben – und haben den kriegstreiberischen Clowns erlaubt, immer weiterreichender zu scheitern, sondern es wurde auch abgelehnt, die grundlegende Lektion zu lernen. Wir brauchen „eine Welt“, die das Sagen hat. Wir brauchen nicht den weltweit führenden Verweigerer grundlegender Verträge und Rechtsstrukturen als Weltpolizisten. Ein Großteil der Welt hat diese Lektion gelernt. Die US-Öffentlichkeit muss das auch. Für die Demokratie auf Krieg zu verzichten und stattdessen die Vereinten Nationen zu demokratisieren, würde Wunder wirken.
  10. Es stehen immer Optionen zur Verfügung. Bush hätte Saddam Hussein 1 Milliarde Dollar geben können, sein Amt aufzugeben, eine verwerfliche Idee, aber weit besser als Halliburton Hunderte von Milliarden in einer Kampagne zu geben, um das Leben von Dutzenden Millionen von Menschen zu ruinieren, riesige Gebiete dauerhaft zu vergiften, vorhersehbar Terrorismus und Instabilität zu erzeugen und Krieg um Krieg um Krieg zu schüren. Die Ukraine hätte Minsk 2 einhalten können, ein besseres, demokratischeres und stabileres Abkommen, als sie es wahrscheinlich jemals wieder zu Gesicht bekommen wird. Die Optionen werden immer schlechter, aber sind immer noch viel besser als die Fortsetzung des Krieges. An diesem Punkt, nachdem er offen zugegeben hat, dass Minsk ein Vorwand war, bräuchte der Westen Taten und nicht Worte, um wieder Vertrauen zu gewinnen, denn gute Maßnahmen sind leicht umzusetzen. Eine Raketenbasis aus Polen oder Rumänien abziehen, einem oder drei Verträgen beitreten, die NATO einschränken oder abschaffen oder das Völkerrecht für alle gleichermaßen unterstützen. Diese Optionen sind nicht schwer vorstellbar; man soll sie einfach nicht im Blick haben.
  11. Die zugrunde liegende, auf dem Zweiten Weltkrieg basierende Mythologie, die die Menschen lehrt, dass ein Krieg gut sein kann, ist bis ins Mark verfault. Bei Afghanistan und dem Irak dauerte es jeweils anderthalb Jahre, um in Umfragen gute US-Mehrheiten dafür zu erhalten, dass die Kriege niemals hätten begonnen werden dürfen. Der Krieg in der Ukraine scheint auf dem gleichen Weg zu sein. Natürlich, diejenigen, die glaubten, dass die Kriege nicht hätten begonnen werden sollen, glaubten zum größten Teil nicht, dass sie beendet werden sollten. Die Kriege mussten um der Truppen willen fortgesetzt werden, auch wenn die im Einsatz befindlichen Truppen den Meinungsforschern sagten, dass sie die Kriege beenden wollten. Diese „Unterstützung“ der Truppen war sehr effektive Propaganda, und die Friedensbewegung hat ihr nicht effektiv entgegengewirkt. Bis heute wird dieser Rückschlag bagatellisiert, da so viele glauben, dass es unangemessen wäre zu erwähnen, dass US-Amokschützen unverhältnismäßig oft Veteranen sind. Alle Veteranen in den hohlen Köpfen derer zu verleumden, die nicht begreifen können, dass 99,9% der Menschen überhaupt keine Amokschützen sind, wird als größere Gefahr angesehen, als mehr Veteranen zu erzeugen. Die Hoffnung ist, dass die US-Opposition gegen den Krieg in der Ukraine ohne die die Truppen unterstützende Propaganda wachsen könnte, da US-Truppen nicht in großer Zahl beteiligt sind und überhaupt nicht beteiligt sein sollten. Aber die US-Medien verbreiten heroische Geschichten von ukrainischen Truppen, und wenn keine US-Truppen beteiligt sind und wenn die nukleare Apokalypse magischerweise in der europäischen Blase bleiben wird, warum dann überhaupt den Krieg beenden? Geld? Ist das ausreichend, wenn jeder weiß, dass Geld einfach aus dem Nichts geschaffen wird, wenn eine Bank oder ein Unternehmen es braucht, während die Reduzierung der Ausgaben für Waffen nicht bedeutet, irgendeinem Unternehmen, das nicht darauf ausgerichtet ist, Teile davon wieder für Wahlkämpfe auszugeben, mehr Geld zukommen zu lassen?
  12. Kriege enden, meistens. Aber das Geld nicht. Die Lektion, dass, je mehr man für die Vorbereitung auf Kriege ausgibt, desto mehr Krieg man wahrscheinlich bekommen wird, wurde weder gelehrt noch gelernt. Dem Krieg gegen den Irak, der Hass und Gewalt auf der ganzen Welt hervorgerufen hat, wird nun zugeschrieben, die Sicherheit der Vereinigten Staaten gewährleistet zu haben. Der gleiche müde alte Bullshit darüber, sie dort oder hier zu bekämpfen, ist 2023 regelmäßig im Kongress zu hören. US-Generäle, die am Krieg gegen den Irak beteiligt waren, werden in den US-Medien im Jahr 2023 als Experten für Siege dargestellt, weil sie etwas mit der „Aufstockung“ zu tun hatten, obwohl keine Aufrüstung jemals zu einem Sieg geführt hat. Russland, China und der Iran werden als bedrohliche Übel dargestellt. Es wird offen zugegeben, dass es für das Imperium notwendig ist, Truppen in Syrien zu halten. Die zentrale Bedeutung von Öl wird schamlos hervorgehoben, auch wenn Pipelines so ganz nebenbei gesprengt werden. Und so fließt das Geld weiter, jetzt in einem größeren Tempo als während des Krieges gegen den Irak, jetzt in einem größeren Tempo als jemals zuvor seit dem Zweiten Weltkrieg. Und die „Halliburtonisierung“ (gemeint ist die Generierung extrem hoher, staatlich subventionierter Profite beim Wiederaufbau von durch Krieg zerstörter Infrastruktur als Geschäftsmodell; zum Konzern Halliburton siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Halliburton) geht weiter, die Privatisierung, die Geschäftemacherei und die Pseudo-Wiederaufbaudienste. Das Fehlen von Konsequenzen hat Konsequenzen. Kein einziger ernsthaft für den Frieden eingestellter Kongressabgeordneter ist übrig geblieben. Solange wir weiterhin nur bestimmte Kriege aus bestimmten Gründen ablehnen, wird uns die notwendige Kraft fehlen, um den „Abwasserkanal“ zu verstopfen, der über die Hälfte unserer Einkommenssteuern absaugt.
  13. In langen Zeiträumen zu denken, während man versucht, einen bestimmten Krieg zu verhindern oder zu beenden, würde unsere Vorgehensweisen in vielerlei Hinsicht beeinflussen, nicht indem wir sie zu einer Karikatur ihrer selbst umwandeln, sondern indem wir sie bedeutungsvoll anpassen, und nicht nur in Bezug darauf, wie wir über Truppen sprechen. Ein kleines bisschen langfristiges strategisches Denken reicht zum Beispiel schon aus, um ernsthafte Bedenken dagegen hervorzurufen, die Förderung von Patriotismus und Religion als Teil des Eintretens für den Frieden zu sehen. Man sieht keine Umweltschützer, die anfangen, Exxon Mobile zu lieben. Aber man sieht, dass sie davor zurückschrecken, an US-Militär- und Kriegsfeiern teilzuhaben. Das lernen sie von der Friedensbewegung. Wenn die Friedensbewegung nicht globale Zusammenarbeit anstelle von Krieg fordert, was notwendig ist, um eine nukleare Katastrophe zu vermeiden, wie kann dann von der Umweltbewegung erwartet werden, dass sie die friedliche Zusammenarbeit fordert, die notwendig ist, um den Zusammenbruch unseres Klimas und unserer Ökosysteme zu verlangsamen und zu mildern?
  14. Wir kamen zu spät und waren zu klein. Die größte globale Demonstration in der Geschichte war nicht groß genug. Sie kam mit Rekordgeschwindigkeit, war aber nicht rechtzeitig genug. Und wurde nicht ausreichend wiederholt. Insbesondere war sie dort nicht groß genug, wo es darauf ankam: in den Vereinigten Staaten. Es ist wunderbar, eine so große Beteiligung in Rom und London gehabt zu haben, aber die Lektion, die in den Vereinigten Staaten fälschlicherweise gelernt wurde, war, dass öffentliche Demonstrationen nichts bringen. Das war die falsche Lehre. Wir überzeugten die Vereinten Nationen und zogen sie auf unsere Seite. Wir beschränkten die Größe des Krieges und verhinderten eine Reihe weiterer Kriege. Wir erzeugten Bewegungen, die zum Arabischen Frühling und zur „Occupy“-Bewegung führten. Wir verhinderten die massive Bombardierung Syriens und schlossen ein Abkommen mit dem Iran, als das „Irak-Syndrom“ anhielt. Was wäre, wenn wir Jahre früher gestartet wären? Es ist nicht so, dass der Krieg nicht im Voraus angekündigt wurde. George W. Bush hat dafür Wahlkampf gemacht. Was wäre, wenn wir bereits vor 8 Jahren massenhaft für den Frieden in der Ukraine mobilisiert hätten? Was wäre, wenn wir gegen die absehbaren Schritte in Richtung Krieg mit China jetzt protestieren würden, während sie unternommen werden, und nicht erst nach Kriegsbeginn, wenn es zu unserer nationalen Pflicht geworden ist, so zu tun, als hätten sie es nie gegeben? Es gibt so etwas, wie zu spät zu kommen. Sie können vorhalten Schwarzmaler und Untergangsprophet zu sein oder mir für dafür danken, zu motivieren, in Solidarität mit den Brüdern und Schwestern auf der ganzen Welt auf die Straße zu gehen, die wollen, dass das Leben weitergeht.
  15. Die größte Lüge ist die Lüge der Ohnmacht. Der Grund, warum die Regierung den Aktivisten ausspioniert, behindert und einschränkt, ist nicht, dass ihre Behauptung, dem Aktivismus keine Aufmerksamkeit zu schenken, wahr ist, ganz im Gegenteil. Die Regierungen achten sehr genau darauf. Sie wissen verdammt gut, dass sie nicht weitermachen können, wenn wir unsere Zustimmung verweigern. Den ständigen Druck durch die Medien, still zu sitzen oder zu weinen oder einzukaufen oder auf eine Wahl zu warten, gibt es aus einem bestimmten Grund. Der Grund dafür ist, dass die Menschen weit mehr Macht haben, als die Machtelite sie wissen lassen möchte. Lehnt die größte Lüge ab und die anderen werden fallen in gleicher Weise wie bei der „Domino“-Theorie (https://de.wikipedia.org/wiki/Domino-Theorie) der Imperialisten.

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Ulrich Karthaus vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!