Von David Swanson, Rede am 19. Februar am Lincoln Memorial als Teil von Rage against War, Washington D.C., 20. Februar 2023.
Ich möchte allen, die heute hier sind, DANKE sagen, vor allem denjenigen von euch, die hier waren, um sich jedem Krieg zu widersetzen, oder die sich jetzt gegen jeden Krieg engagieren. Dieses Lincoln-Denkmal verherrlicht einen Krieg, der lange zurückliegt, und es spielt wirklich keine Rolle, wie wir zu der Weisheit stehen, dass die USA im Gegensatz zu einem Großteil der übrigen Welt den Krieg als Mittel gegen die Sklaverei eingesetzt haben, solange heute ein Staat nach dem anderen die Ausnahme aufhebt, wonach die Sklaverei als Strafe für ein Verbrechen zulässig ist, indem er einfach Gesetze erlässt, ohne zuvor einige große Plantagen abzuernten und viele Menschen abzuschlachten. Ich habe noch keinen einzigen Vorschlag zur Beendigung der Masseninhaftierung gelesen, in dem es heißt, dass der erste Schritt Massenmord und das Einebnen von Städten sein sollte und der zweite Schritt das Verbot der Masseninhaftierung. Heute wissen wir genug, um direkt zu dem nützlichen Ziel zu gelangen, ohne es zur Rechtfertigung eines Krieges zu benutzen. Wir haben heute wirksamere Mittel als den Krieg, um Veränderungen herbeizuführen. Ob es uns gefällt oder nicht, wir haben einige Fortschritte gemacht. Aber nur etwas.
Es ist immer schön, wenn neue Leute gegen einen neuen Krieg sind, aber traurig, wenn Leute, die gegen einen vergangenen Krieg waren, einen neuen unterstützen, denn wenn wir jemals den Aktivismus mobilisieren wollen, der erforderlich ist, um die teuerste und zerstörerischste Institution, die je geschaffen wurde, das US-Militär, nicht mehr zu finanzieren, müssen wir zu der Einsicht gelangen, dass das Problem nicht ein bestimmter Krieg ist. Das Problem ist nicht die eine oder andere Seite eines bestimmten Krieges. Das Problem, das Einzige, was wir als Feind bezeichnen sollten, ist die Vorstellung, dass es in dem giftigen Tango des organisierten Massenmords, den jeder Krieg darstellt, eine richtige Seite geben kann.
Ich bin nicht hier, um zu fordern, dass die USA die Bewaffnung der Ukraine einstellen, um mir oder den Menschen in meiner Nähe zu helfen. Das Geld für den Kauf von Waffen, die in die Ukraine geliefert werden sollen, und für die Vorbereitung weiterer Kriege macht die Ukraine nicht besser, sondern schlechter, während es für uns alle eine nukleare Apokalypse riskiert, und könnte stattdessen, wenn es klug ausgegeben würde, nicht nur für dieses Land, sondern für die ganze Welt von großem Nutzen sein. Die US-Regierung blockiert den Frieden in der Ukraine und erzählt euch, dass es nur die Ukraine ist, die die Fortsetzung des Krieges fordert. Aber ihr fallt doch nicht darauf rein, oder?
Die massiven Demonstrationen von vor 40 Jahren gegen Atomwaffen verschwanden zusammen mit vielen der Waffen, aber es blieben genug Waffen übrig, um das Leben auf der Erde zu beenden, und die Gefahr dafür steigt, und der einzige Ausweg ist die Abschaffung des Krieges und der Atomwaffen.
Ich weiß, dass die Befürworter:innen des Krieges entgegen aller Beweise, aber im Einklang mit allem, was diese Kultur ihnen sagt, glauben, dass der Krieg ein weises Mittel zur Verteidigung ist – ein Glaube, dem nicht leicht Grenzen gesetzt werden können. Jeder soll glauben dürfen, was er will, aber genau wie bei der Leugnung des Klimas ist die Leugnung der überlegenen Kraft der Gewaltlosigkeit ein Glaube, der alle anderen Überzeugungen beenden wird, wenn er alles Leben beendet. Unser Glück hält nicht an. Wenn uns die Atomwaffen nicht kriegen, dann werden es die durch den Krieg verschärfte Umweltzerstörung und die durch den Krieg behinderte globale Zusammenarbeit tun.
In der Zwischenzeit schürt der Krieg Bigotterie, rechtfertigt Geheimhaltung, verbreitet Gewalt und Waffen und zersetzt unsere Kultur, indem er Meinungsverschiedenheiten mit mörderischer Feindschaft gleichsetzt. Das Kriegsdenken lässt selbst die Betrachtung der Fakten über gewaltfreien Aktivismus wie eine Art schändlichen Verrat erscheinen. Aber wir haben nach wie vor die Wahl zwischen Gewaltlosigkeit und Nichtexistenz, so wie Dr. King es gesagt hat. Eine Welt, die wir für unsere Kinder und Enkelkinder erhoffen können, ist eine Welt jenseits des Krieges, eine Welt – die durchaus möglich ist, wenn wir uns dafür entscheiden -, in der sich die Regierungen mit dem Mindestmaß an Anstand verhalten, das wir von Vorschulkindern erwarten, eine Welt, in der wir dieses neue Forum Romanum nicht mit marmornen Festen und phallischen Schandflecken übersäen, die die größten Orgien des Massenmordes verherrlichen, sondern in der wir Großzügigkeit, Demut, Verständnis und Selbstaufopferung ohne Gewalt vorleben und loben, eine Welt, die wir nur erreichen können, wenn wir uns dem „business as usual“ in dieser Stadt in den Weg stellen.
Ich verlasse euch mit diesen Zielen: Russland raus aus der Ukraine. Die NATO wird abgeschafft. Die Kriegsmaschinerie abgeschafft. Frieden auf unserem Planeten.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anita Köbler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!