Die Mapuche-Gemeinde Cayunao liegt in der Region Alto Río Chubut in der südargentinischen Provinz Río Negro. Die dort lebenden Mapuche haben sich vor allem dem Schutz der Quellen des Flusses Río Chubut verschrieben. Seit der Emir von Katar kürzlich drei Lagunen einzäunen ließ, sehen sie die Wasserquellen der Region noch mehr in Gefahr.
„Wir machen diese Leute für ihre schlimmen Taten verantwortlich“
Laut argentinischen Presseberichten investiert der Emir von Katar in unterschiedliche Projekte im zentralen Süden des Landes. Dazu gehört die Ölschiefer-Lagerstätte Vaca Muerta im Becken von Neuquén, wo er mit dem Unternehmen Exxon Mobile zusammenarbeitet. Weiterhin gehören ihm 28.000 Hektar Land an der Ruta 40 zwischen Bariloche und El Bolsón nahe der Grenze zu Chile. Außerdem besitzt der Emir zusammen mit dem ehemaligen argentinischen Tennisprofi Gastón Gaudio das Skizentrum Baguales – es ist nur eine von mehreren Investitionen im Land. Ein Anwesen, das der katarische Emir in einer der exklusivsten Gegenden Patagoniens erworben hat, befindet sich in unmittelbarer Nähe der Grundstücke internationaler Geschäftsleute, darunter auch das des britischen Unternehmers Joseph „Joe“ Lewis [Lewis gehören mehrere Grundstücke in der Region, unter anderem hat er den Zugang zum See Lago Escondido für die Allgemeinheit versperren lassen, Anm. d. Übers.]. „Wir machen diese Leute, und allen voran den Emir von Qatar Tamim bin Hamad al Thani, für ihre schlimmen Taten verantwortlich: Sie haben sich die Quelle eines Flusses angeeignet, fremde Tierarten für ihre Foltergeschäfte hierhergekarrt und sind in das Land unserer Mapuche-Vorfahren eingedrungen. Der Emir hat mit seinem dreckigen Kapital korrupte Beamte geschmiert, außerdem arbeiten eine Menge sehr gewalttätiger Leute für ihn“, ließ die Bewegung von indigenen Frauen und Queers für das Buen Vivir (Movimiento de Mujeres y Diversidades Indígenas por el Buen Vivir) bereits im August 2022 verlauten. Jüngste Ereignisse verstärkten diesen Konflikt nun weiter.
„Sie wollen weiter rauben, so wie sie es schon lange tun“
Am 6. Februar 2023 verkündete die Mapuche-Gemeinschaft („Lof“) Cayunao, Mitarbeiter eines privaten Unternehmens des Emirs von Katar hätten drei Lagunen eingezäunt. Diese liegen oben in den Bergen und versorgen zahlreiche Flüsse der Region mit Wasser. „Im Rahmen unserer Arbeit zur Kontrolle der Ländereien haben wir am 31. Januar 2023 unseren Sommerrundgang über die hohen Gipfel durchgeführt. Dort sind wir auf sieben Bedienstete des ausländischen Besitzergreifers getroffen. Sie erzählten uns, sie seien bei Cané und einem gewissen Pradenas angestellt und würden nun Zäune errichten“, zitiert die indigene Nachrichtenagentur Telurica Vertreter*innen der Gemeinschaft. „Sie wollen weiter rauben, so wie sie es schon lange tun, am Cañadón del Diablo, Encanto, Manso, Foyel [alles Wasserquellen oder Orte in der Region, Anm. d. Übers.]. Diese Einzäunung privatisiert auf illegale Art und Weise drei hoch oben liegende Lagunen und ganzjährige Schneevorkommen. Diese sind der Ursprung des Flusses Horqueta und des Río Chubut. Wir lassen nicht zu, dass die Zäune den Weg zu diesen Räumen versperren, wie es am Lago Escondido geschehen ist“, so die Lof Cayunao.
„Die Menschen sollen die Dimension dessen, was hier gerade passiert, begreifen“
Die Bewegung von indigenen Frauen und Queers für das Buen Vivir mahnte gegenüber dem argentinischen Medium La Tinta an, dass „das Beispiel von Lewis sich nun mit allen ausländischen Großgrundbesitzern wiederholt“. Gleichzeitig befürchtet die Bewegung, die Kataris könnten bald alle Quellen des Río Chubut besitzen und damit den Lauf des Wassers im Flussbett kontrollieren. Daher ließen sie ihrer Mahnung eine Forderung an alle Argentinier*innen folgen: „Wir wollen, dass alle Menschen in Argentinien sich darüber bewusst werden, was gerade in Patagonien passiert. Dass sie die Dimension dessen begreifen, was mit dem Wasser geschieht. Und dass sie sich nicht von den großen rassistischen Medien manipulieren lassen.“