Die Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 und die Arbeiterkammer Oberösterreich haben Mangos, Granatäpfel, Zuckererbsen und Fisolen auf Pestizide untersucht. Auf über drei Viertel der Produkte wurden Rückstände von Pestiziden gefunden, bei der Hälfte der Fälle sogar Mehrfachbelastungen mit bis zu sieben verschiedenen Wirkstoffen. Neben zwei Überschreitungen der gesetzlichen Höchstwerte entdeckten die Tester auch mehrere Wirkstoffe, die in der EU verboten sind.
Gerade in den Wintermonaten kommen die untersuchten Produkte aus Ländern wie Kenia, Marokko, Brasilien oder der Türkei. Diese unterliegen nicht der EU Gesetzgebung und daher können dort Pestizide eingesetzt werden, die in der EU verboten sind. Pikant wird diese Situation allerdings durch die inkonsistente Vorgehensweise der EU: Die EU-Kommission entzieht Pestizidwirkstoffen die Zulassung, wenn die Zulassungsbehörde ein Risiko für Verbraucher oder die Umwelt nicht (mehr) ausschließen kann. Die EU setzt dann die gesetzlichen Höchstwerte bei allen Produkten auf einen Minimalwert, die sogenannte Bestimmungsgrenze (meist 0,01 mg/kg). Bei einigen Lebensmitteln, die aus Nicht-EU Ländern importiert werden, sind jedoch bedenklich hohe Höchstwerte von bis zu 10 mg/kg festgelegt.
Doppelmoral der EU
Waltraud Novak, Pestizid-Expertin bei GLOBAL 2000, sagt dazu: „Die EU gewährt im Rahmen von Handelsabkommen sogenannte Einfuhr-Toleranzen, um den ‚Erfordernissen des internationalen Handels gerecht zu werden‘. Dadurch können Länder, in denen diese in der EU verbotenen Pestizide noch zugelassen sind, ihre Produkte in die EU exportieren. So können ganz legal Lebensmittel auf europäischen Tellern landen, die gesundheitsschädliche Pestizide enthalten, vor denen die Konsumenten durch das EU-Verbot ja gerade geschützt werden sollten“.
Novak führt weiter aus: „Ein Beispiel für diese Doppelmoral sind die getesteten Mangos: Der in unserem Test gefundene Wirkstoff Carbendazim ist wegen seiner Gesundheitsauswirkungen in der EU schon länger nicht mehr zugelassen. Er kann genetische Defekte verursachen, die Fruchtbarkeit beeinträchtigen und sogar das Kind im Mutterleib schädigen. Bei Mangos hat dieses Pestizid aber einen Höchstwert von 0,5 mg/kg, er liegt also fünfzigmal über der Bestimmungsgrenze von 0,01 mg“.
Gesundheit muss vor Profit kommen
Novak verweist auch auf die Auswirkungen außerhalb der EU: „Arbeiter in den Produktionsländern müssen – oft mit unzureichenden Schutzausrüstungen – mit solch hochgefährlichen Wirkstoffen hantieren. Auch bei Fisolen und bei Zuckererbsen aus Kenia haben wir solche in der EU verbotenen Pestizide gefunden.“
GLOBAL 2000 und die Arbeiterkammer Oberösterreich fordern daher von Gesundheitsminister Johannes Rauch, sich auf EU Ebene dafür einzusetzen, dass gesundheitsschädliche Pestizide auch nicht über Umwege auf unseren Tellern landen. Für gefährliche Wirkstoffe darf es keine Import-Toleranzen in die EU geben!
Was können Konsumenten tun?
Novak empfiehlt Konsumenten, beim Einkauf auf Saisonalität und Regionalität zu achten: „Saisonale, regionale Produkte sind in der Regel weniger mit Pestiziden belastet. Wirklich sicher sind aber nur Produkte aus ökologischer Landwirtschaft, da im Bio-Landbau gar keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt werden“.
Konsumenten können sich auch über die aktuelle Pestizid-Belastung von Obst und Gemüse informieren, beispielsweise unter www.billa.at/prp. Dort veröffentlicht die Supermarktkette Billa in Zusammenarbeit mit GLOBAL 2000 regelmäßig die Ergebnisse der hauseigenen Rückstands-Kontrollen. Wöchentlich werden Stichproben des gesamten Frischobst- und Gemüsesortiments in akkreditieren Labors auf Pestizidrückstände untersucht und die Ergebnisse auf der Homepage veröffentlicht.
Im Boden, im Wasser, in der Luft und in unserem Essen: Pestizide bedrohen die Artenvielfalt und gefährden unsere Gesundheit. Die EU-Kommission hat ein Gesetz zur Pestizidreduktion um 50 % bis 2030 auf den Weg gebracht. GLOBAL 2000 macht mit der aktuellen Petition „Gift für die Biene. Gift für dich“ Druck auf die österreichischen Verantwortlichen, die EU-Pestizidreduktion konstruktiv und mutig voranzutreiben.
Download „PESTIZIDTEST – Verbotene Pestizide auf unseren Tellern“ (PDF)