Für viele ist es schon eine Binsenweisheit: Wir gehören zum Ganzen. Wir sind eine Familie, die Erdenfamilie. Für diejenigen, die es immer noch nicht glauben wollen, liefert die Wissenschaft seit Jahren den Beweis: Wir sind gleicher Abstammung. Wir stammen alle aus dem Wasser. Aus dieser einer Zelle, die plötzlich begann, sich aus unergründlichem Trieb zu vermehren, entstand alles, was um uns herum existiert, und wir dazwischen, wie es so wunderschön erzählt ist im Film Aware – Reise in das Bewusstsein.
Nein, hier steht nicht, was uns trennt, sondern das, was all die Menschen ausmacht: unsere DNA.
Symbiose ist das Zauberwort
So fing die Geschichte des Lebens auf unserem Planeten an, mit all ihren Systemen und Kreisläufen und vor allem, mit ihren noch nicht vollkommen erforschten Symbiosen, die Kooperationen bedeuten. Ob wir es wollen oder nicht, sind alle Kreaturen durch DNA-Ketten miteinander „verstrickt“. Und das bis zu einem Maß, das wir uns kaum vorstellen können. Denn wir haben mit „Schimpansen und Bonobos bis zu 99 Prozent unseres Erbguts gemein“, laut WWF. Mit der Maus bis zu 97,5%, mit Schweinen bis zu 90%; mit der Taufliege, mit den Fischen, mit Reptilien oder sogar mit dem Hefepilz haben wir Verwandtschaft. Und in einem der Lieblingslebensmittel von vielen Kindern steckt der Mensch bis zur Hälfte: in der Banane! Faszinierender geht’s nicht.
„Die Abstammungslinie, aus der wir hervorgingen und beispielsweise jene, die zur heutigen Maus führte, trennte sich vor etwa 100 Millionen Jahren. Jene zwischen Fisch und Mensch schon vor etwa 420 Millionen Jahren. Wir Menschen haben gemeinsame DNA-Basispaarketten mit allen Säugetieren und auch anderen Lebewesen“.
Hat diese Urtrennung vor Urzeiten dazu geführt, dass wir heute nicht mehr in der Lage sind, uns in das Ganze einzufügen und Symbiosen zu fühlen, zu erleben, zu leben?? War sie schon unsere Vertreibung aus dem Paradies?
Was im ersten Moment skurril klingt – Bananengene in meiner DNA?! – sollte uns dazu ermahnen, darüber nachzudenken, was diese Entdeckungen in der Wissenschaft bedeuten könnten und wie ihre tiefere Bedeutung positiv auf die Gesellschaft einwirken sollte. Wir könnten z.B. die Nase von unserem Bauchnabel heben und versuchen, diesem pulsierenden Reichtum und dieser unendliche Vielfalt mehr Raum zu geben. Der Trick dafür: Nicht die unzähligen Variationen sind relevant, sondern die in uns allen vorhandenen, identischen 99,5 % vom Erbgut. Wenn diese 99,5 % das einzige Überbleibsel unserer ursprünglichen Symbiose sind, vielleicht haben sie die Kraft, uns zu vereinigen, zur Zusammenarbeit zu bringen, anstatt uns zu trennen?
Deshalb stellt sich für mich die Frage: Wieso sind wir noch Rassisten? Wieso bekämpfen wir uns, wieso führen wir weiterhin Kriege? Und die Art und Weise, wie wir den Planeten ausbeuten, spricht Bände: Wäre es nicht endlich an der Zeit rücksichtsvoller mit unserer verborgenen Verwandtschaft umzugehen? Was wir ihr antun, tun wir uns schließlich selbst an. Oder einfacher übersetzt, gleicht dieses Erkenntnis dem berühmten Spruch: „Wir sägen an dem Ast, auf dem wir sitzen“. Ich würde sogar sagen, wir sägen an unseren eigenen Händen, Armen, Füßen. Und vielleicht bald auch unserem Kopf?
„Alles hat die selbe Essenz. – Wir sehen die Welt als getrennt von uns. – Wir sehen Dinge, nicht Wesen“ (Auszüge vom Film: Aware – Reise in das Bewußtsein).