Können uns die traditionellen afrikanischen Stoffe von einigen Aspekten unserer Vergangenheit erzählen? Ist von diesem sehr reichen künstlerischen und kulturellen Erbe etwas geblieben, das gleichzeitig vielfältige Arbeitsplätze bieten könnte? Eine Reise in die Vergangenheit kann uns dabei helfen, diese Fragen zu beantworten.

Wir beginnen unsere Reise in Ghana und der Elfenbeinküste, wo die Akan leben, eine ethnische Gruppe verschiedener Völker, wie den Agni, den Ashanti und den Fanti. Der Legende nach blieb ein Mann während der Jagd an einem Baum haften, aus dem eine klebrige, leimartige Flüssigkeit tropfte. Der Mann berichtete davon dem König, der darüber sehr erfreut war, denn der Baum fing die in seiner Nähe lebenden Tiere. So entstand Adingra, womit auf Textilien Symbole aufgedruckt werden, die Gebete, Lebensweisen und historische Ereignisse der verschiedenen Völker darstellen.

Akan-Bekleidung

Der Bogolan-Stoff ist im Westen Afrikas zu finden, insbesondere in Mali. Es ist ein handgearbeiteter Baumwollstoff, der mit vergorenem Schlamm mithilfe von Techniken gefärbt wird, die seit Jahrhunderten von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Seine Motive erzählen von alten Geschichten der Dogon-Mythologie, die die Eingeweihten verwendeten, um die Jungen zu unterrichten.

Am Anfang wurden die Bogolan-Stoffe von den Jägern und Kriegern getragen und dienten der Tarnung und dem Schutz. Diese Schutzfunktion diente später auch Frauen nach der Entbindung.

Die Kuba-Textilien haben wahrscheinlich einige der Werke Pablo Picassos inspiriert. Sie werden noch heute unter dieser Bezeichnung von verschiedenen ethnischen Gruppen in der Demokratischen Republik Kongo gefertigt. Die Motive haben nicht nur eine dekorative Funktion, sondern erzählen mit Hilfe zahlreicher Symbole Geschichten und werden mit Farbstoffen mineralischen und pflanzlichen Ursprungs gestaltet. Die Fertigung beginnt mit Bast – einer Faser der Palme, die für die afrikanischen Völker ein heiliger Baum ist. Die zartesten Blätter werden in der Sonne getrocknet, dann in feine Streifen gerissen und schließlich gewebt und bestickt. Der Ntiak war ein Kleidungsstück, dass Adligen und Königen vorbehalten war und verschiedene Motive aufwies, die die Geschichte historischer Persönlichkeiten, ihren Siegen und ihren Niederlagen erzählten.

Etsy

Der Kasaï-Samt ist ein Stoff aus der Provinz Kasaï in der Demokratischen Republik Kongo. Er ist den Shoowa der Ethnie Kuba zuzuordnen und verfügt über sehr komplexe geometrische Formen und eine Prägewirkung. Auch hier beruht die Fertigung auf den Fasern der Palme Raphia Vinifera. Ursprünglich für die Bestattung der Verstorbenen verwendet, wurde er später populärer und wurde sogar als Zahlungsmittel verwendet. Er gilt als eine Quelle der Inspiration nicht nur für Picasso, sondern auch für Klee und Matisse.

Die Kunst der Ndebele, einer ethnischen Gruppe aus Südafrika, basiert auf wunderschönen Zeichnungen, die ausschließlich von Frauen angefertigt werden. Es sind Malereien auf Wänden und auf Bekleidung mit komplexen geometrischen Motiven, die stets von Touristen aus aller Welt bewundert werden. Es heißt, diese Zeichnungen seien eine Art Code, der auf die Wände der Hütten gemalt wird, um heimlich Informationen auszutauschen und um zu kommunizieren. Die burischen Invasoren haben deren Bedeutung als kultureller Widerstand nicht verstanden und haben sie toleriert, da sie sie für einfache Dekorationen gehalten haben.

Humansdorpie,  English Wikipedia

Andrew Hall

Man kann also sagen, dass in Afrika schon immer eine echte Textilkunst bestanden hat, die für Arbeitsplätze gesorgt und die Traditionen der Völker erhalten hat. Sie erzählt von Ereignissen, die aus den Geschichtsbüchern verschwunden sind und die von den Eingeweihten weitergegeben wurden. Dieses Handwerk lebt noch heute fort. Die Herausforderung besteht nun darin, die jungen Menschen so mit einzubeziehen, dass die afrikanische Mode sich nicht nur durch Stil und Farbe definiert, sondern ein Symbol für die Wiedergutmachung, den Stolz und die tiefgreifende kulturelle Identität ist.

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Die Übersetzung aus dem Französischen wurde von Silvia Sander vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!