Trotz heftiger medialer Kritiken, trotz Einleitung staatsanwaltlicher Schritte, sorgt die junge Generation seit Wochen für Aufregung in Deutschland. Friedrich Merz (CDU), ist empört, was die „Bewegung der letzten Generation“ da macht.
Er verkündet öffentlich auf den TV-Kanälen, dass die Bewegung Kennzeichen einer kriminologischen Vereinigung habe.
„Sie hindere den öffentlichen Straßen- und Flugverkehr und störe die allgemein gültigen Normen der Ordnung. Die Bewegung darf nicht straffrei bleiben“, meint der Politiker.
Für die Ursachen und Bedenken der Proteste der Jugend hat er keine Worte.
Es stellt sich aber die Frage, ob nicht eher die Chefetage der Autos mit schädlichen Verbrennungsmotoren, die Geld kassierenden Betreiber der Kraftwerke, die die Atmosphäre per CO2 erwärmen, sowie die Hersteller von Insektiziden, die ganze Tierarten z.B. per Glyphosat sterben lassen auf eine Anklagebank gehören?
Stéphane Hessel verbindet seinen Aufruf „Empört Euch!“, (Ullstein Verlag, 14. Auflage 2011) mit der Erklärung:
„Es ist höchste Zeit, dass Ethik, Gerechtigkeit, nachhaltiges Gleichgewicht unsere Anliegen werden. Denn uns drohen schwerste Gefahren, die dem Abenteuer Mensch auf einem für uns unbewohnbaren Planeten ein Ende setzen können.“
Hessel in Berlin geboren, als politischer Emigrant nach Frankreich geflüchtet, war Mitglied der engeren Kommission, die den Text der Charta der Menschenrechte ausgearbeitet hatte. Seine Streitschrift ruft zum Widerstand gegen Ungerechtigkeit, wider die Umweltzerstörung auf unserem Planeten auf. Er verbindet seine Botschaft zum Widerstand mit der Hoffnung, dass die Konflikte der Zeit durch gegenseitiges Verständnis gelöst werden können.
Auf einer Anklagebank müssten Politiker sitzen, die kriminologische Taten zulassen, die die Fauna und Flora schädigen und die die Naturgesetze durcheinander bringen.
Gregor Gysi, Rechtsanwalt, Politiker und ex Vorsitzender der Partei Die Linke, verteidigt die angeklagten jungen Leute von der „Bewegung die letzte Generation“. Er ringt um eine angemessene, sicher nicht einfache Entscheidung der Richter. Angemessen bedeutet in diesem Fall eine mögliche Weltzerstörung mit einer zeitweiligen Behinderung des öffentlichen Straßen- und Luftverkehrs und der Verschmutzung von Kunstobjekten ins Verhältnis zu setzen. Die Richter sollen nach geschriebenem Recht urteilen. Sie müssten im Sinne der Gerechtigkeit darüber hinaus auch das nicht geschriebene Recht, die Moral beachten. Klima gerechtes Handeln hat noch keinen ausreichenden Eingang in die vorhandenen deutschen Gesetze gefunden. Das ist ein Folgeproblem des gesellschaftlichen und technischen Fortschritts. Ein Mangel, den Abgeordnete für das zu novellierende Gesetzeswerk im Blick haben müssen.
Stéphane Hessel macht auf den Mangel der Abgeordneten aufmerksam.
Das erste Parteiprogramm der CDU nach dem 2. Weltkrieg geht gleichfalls auf einen solchen Mangel ein. Im Ahlener Programm unter Adenauer heißt es. Zitat: „Das kapitalistische Wirtschaftssystem ist den staatlichen und sozialen Lebensinteressen des deutschen Volkes nicht gerecht geworden…… eine Neuordnung kann nur von Grund aus erfolgen“. Die Abgeordneten der CDU und der anderen bürgerlichen Parteien haben die Neuordnung von Grund aus bisher nur zum Teil vollzogen.
Die Charta der Menschenrechte geht davon aus, dass Rechte unteilbar sind. Der Mensch soll nicht gezwungen werden, sagt die Präambel der Charta, als letztes Mittel zum Aufstand zu greifen. Die Werte der Charta, besonders das Wahlrecht, der Frieden und die Gleichheit gehören zu den herausragenden Gütern des Volkes.
Die Berliner Parteien werden die Ergebnisse der Nachwahlen als erste zur Kenntnis nehmen und sehen, wie die Bevölkerung die gelebte Realität des Klimawechsels sieht.