Der Auftakt – Weltmeister durch Vorrunden Taktik gelang nur in Bern 1954 durch den Sepp Herberger Trick sich in der Vorrunde von Ungarn zusammen schießen zu lassen und dann im Endspiel dem Ungarn die Harke zu zeigen.
Hier in Katar 2022 verfing eine andere Taktik. Nicht allzu lange vor der WM wurde die bisher eher alternativ vorgetragene Kritik an der Menschenrechtssituation in Katar plötzlich zum offiziellen Standpunkt Deutschlands. Stellvertretend dafür Außenminister Habeck:
„Vizekanzler Robert Habeck (Grüne) würde an der Stelle von DFB-Kapitän Manuel Neuer die „One Love“-Kapitänsbinde bei der Fußball-WM in Katar trotz der angedrohten FIFA-Sanktionen tragen. „Ich wäre interessiert zu sehen, was der Schiedsrichter macht, wenn da einer mit der Binde rumkommt“, sagte der Wirtschaftsminister in der Nacht zu Mittwoch in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. „Ich würde es darauf ankommen lassen“, erklärte Habeck, „es wäre ein moderater Protest“. Schließlich handele es sich um eine Binde und nicht um eine „elaborierte“ Protestform wie etwa bei den Klimaaktivisten der Letzten Generation.“ [3]
Der DFB und die Fußballer
Auch der sonst so affirmative DFB und im Gefolge die Spieler schwenkten auf diese Linie ein und erhoben die Frage der Kapitänsbinde in bunten Farben zu einem Essenziell.
Der bekennende homosexuelle ehemalige Nationalspieler Hizlsperger wurde mit seinen Anklagen zu einer zentralen Figur in der Berichtserstattung des deutschen Fernsehens. Eine weitere Reportage zu bester Sendezeit um 20.15 Uhr kolportierte zentral menschenverachtende Ansicht eines hohen Katarfunktionärs, Homosexualität sei auf einen geistigen Schaden zurückzuführen. Summa summarum: In der deutschen Öffentlichkeit avancierte die Aufregung über die Zustände in Katar zum guten Ton. Ganze Fußballfanvereinigungen, die sonst eher dazu neigen, den Fußball Fußball sein zu lassen, erklärten einen Fernsehboykott der Spiele.
Ist eigentlich Amnesty International mit seiner beharrlichen Aufklärungsarbeit über Menschenrechtsvergehen in der Welt, oder aber auch in Deutschland, jemals eine solche prominente Sendezeit und damit Öffentlichkeit zugestanden worden?
Dann aber dieses: Der DFB und die Spieler knicken in der Frage der Kapitänsbinde ein. Die Bildzeitung ist außer sich:
Kommentar von Sportchef Matthias Brügelmann Bild
Der deutschen Nationalelf verdankt unser Land viele besondere Momente. Das Wunder von Bern 1954, der Wiedervereinigungs-Titel 1990 oder das historische 7:1 gegen Brasilien 2014.
Der 21. November 2022 wird ebenfalls in die Geschichte eingehen. Als ein Tag der Schande. Jetzt ist der Binden-Wirbel zu einem Binden-Wirbelsturm angewachsen!
Es ist der Tag, an dem DFB & Nationalelf vor den Augen der ganzen Welt viel von ihrer Glaubwürdigkeit verspielt haben.
Es ist der Tag, an dem wir uns schämen für DFB & Nationalelf, obwohl das erste deutsche Spiel noch gar nicht stattgefunden hat.
Die Einknicker der Nation sind tatsächlich zu feige, eine Spielführerbinde mit der Aufschrift „One love“ zu tragen. Unfassbar!
Die Fifa hatte mit sportlichen Sanktionen gedroht, sollte Manuel Neuer (37) am Mittwoch gegen Japan diese Binde tragen. Natürlich ist dieses Verhalten der Fifa ein Riesen-Skandal.
Aber wir hätten sagen müssen: Na und?
Sollen sie doch Neuer die Gelbe Karte zeigen! Sollen sie ihn doch mit Gelb/Rot vom Platz schicken! Sollen sie uns doch Punkte abziehen und nach der Vorrunde nach Hause schicken!
Die einzig gute Nachricht: Es ist noch nicht zu spät, diesen Fehler zu korrigieren!
Noch könnt Ihr euch anders entscheiden!
Noch habt Ihr Zeit bis zum ersten Spiel am Mittwoch! Mit Regenbogen- oder One-Love-Binde gegen Japan!
Wir stehen hinter Euch – auch wenn ihr Punkte verliert oder abreisen müsst! [4]
Das Scheitern der Deutschen im Sektor Fußball
Interessant ist, dass die Bildzeitung die Frage der Kapitänsbinde unmittelbar wie auch den Fußball im Ganzen als nationale Frage abhandelt, hier als nationale Schande.
Allerdings gerieten die Dinge auf dem Fußballfeld durcheinander. Die 2:1 Niederlage gegen Japan rief nicht zuletzt Psychologen auf den Plan, die zu vermelden wussten, dass man zwei Dinge nur suboptimal verwirklichen kann, Toreschießen und gleichzeitig für Moral eintreten. So holzten die deutschen Spieler trotz gewaltiger Offensive und Chancen in den ersten 60 Minuten am Tor vorbei oder gegen den japanischen Pfosten. Dieser aber ist zwar fast das Tor, aber eben nur fast. Das Tor befindet sich knapp daneben.
Auch der Trainer schien nach Aussagen zahlreicher Experten (u.a. Paul Breitner, Phillip Lahm] durcheinander und wechselte zwei zentrale Spieler aus einer ja nicht schlecht spielenden Formation aus. Damit war alles aus und die Mannschaft dem Untergang geweiht. War der Trainer möglicherweise auch von einem Moralvirus infiziert und konnte die rein fußballerischen Fragestellungen nicht mehr adäquat erkennen?
Mit dem zurecht zum Endspiel erklärten „fight“ gegen Spanien spitzte sich die Lage und der Druck zu. Ob ein 1:1 gegen Spanien mit einer zweifelsohne deutlich verbesserten deutschen Mannschaftsleistung genügen sollte? Der Sieg gegen Costa Rica reichte dann im Rahmen der Gruppenkonstellation für ein Weiterkommen nicht aus.
Und das bedeutete tatsächlich und unumkehrbar Aus. AUS, AUS, AUS!
Nach 2018 schon wieder ein deutsches Scheitern in der Vorrunde. Der teutonische Panzer, eine ausgesprochene Turniermannschaft, streckte die Fühler. Das waren noch Zeiten als der englische Nationalspieler Gary Lineker nicht zu Unrecht Folgendes zum Besten gab:
„Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen.“ [5]
Aber ist Deutschland denn wirklich so einfach rausgeflogen. Keineswegs.
Werteweltmeister Deutschland
Die fußballerische Niederlage ist die Form, in der Deutschland sich zum Weltmeister in Sachen Werte, in Sachen Beglückung der Menschheit, in Beglückung anderer Staaten mit hohen Werten aufgeschwungen hat, vielleicht auch nur den Versuch unternommen hat.
Ausdrücklich nicht gemeint ist damit die Prüfung des eigenen Handelns, der eigenen Praxis an genau diesen Werten. Das ist der Logik des Moralisierens inhärent. Als Moralweltmeister setzt man die Maßstäbe, die andere zu erfüllen haben.
Tja, der Werteweltmeister Deutschland stellt schon einmal umfassend fest, wie übel Katar mit Homosexuellen und Wanderarbeitern umspringt. Das kann hierzulande mit den rumänischen Saisonarbeitern nicht passieren. Die fallen nicht vom Baugerüst und sind dann tot. Das ginge ja auch gar nicht, wenn man von einer Erdbeere oder Spargelstange fällt. Schließlich werden die rumänischen Wanderarbeiter doch noch einmal „gewürdigt“, als Gefahr für die nationale Gesundheit, als Corona Hotspot in ihren kläglichen Sammelunterkünften.
Kurzum Tod, Elend und Ausbeutung gibt es in Katar und denen gegenüber wird so eine nationale Empörung inszeniert, während hierzulande der Mantel des Schweigens über Elend und Ausbeutung gelegt wird. Z.B. stirbt in Deutschland pro Tag übrigens ein ausländischer Arbeiter am Arbeitsplatz. [6]
Der ehemalige ghanaische HSV-Fußballprofi Addo bemerkt:
„Wenn Deutsche die Vergabe nach Katar kritisierten, sollten sie auch „vor der eigenen Haustür kehren“. Vor der Küste der EU stürben jeden Tag Menschen, weil sie nicht aufgenommen würden.“ (7]
Beckenbauers seinerzeitige Weisheit, „ich habe dort keine Sklaven gesehen“ ist nicht der gewünschte nationale Standpunk, ganz im Gegenteil und das erst seit Neuestem. [8]
Es ist auch nie – nicht vorher und auch nicht hinterher – gefordert worden, dass Habeck in Katar bei seinen Energieverhandlungen in Regenbogenfarben auftritt. Gewissermaßen arbeitsteilig, was die Person und die jeweilige Sache angeht, hat sich Innenministerin Nancy Faeser mit Regenbogenarmbinde auf die Zuschauertribüne bei dem Japanspiel begeben.
Die armen, unter erbärmlichen Bedingungen arbeitenden Wanderarbeiter für den Stadionbau wurden exklusiv beklagt, nicht aber die Wanderarbeiter, die dort unter ähnlichen Bedingungen im Öl- und Gassektor, an dem wir ja ein fundamental wirtschaftliches Interesse haben, verheizt werden.
Insofern löst sich das Getue um das Auftreten bei der WM in den deutschen Führungsanspruch in ganz anderen Fragestellungen auf.
Die hier so offensiv vertretenen Werte in gleicher Form auf sich selbst also Deutschland zu beziehen, hieße, die milden Protestaktionen der letzten Generation sind nicht als üble Straftaten ggf. mit Vorbeugehaft zu behandeln und die ausländischen Saisonarbeiter nicht mit Hungerlöhnen in fragwürdigen Sammelunterkünften durch die Gegend krebsen zu lassen.
Die Tafel in der westfälischen Stadt Soest schreibt auf ihrer Webseite:
„Mehrere tausend Menschen in Soest leben in Armut und haben kaum das Nötigste zu kaufen“[9].
Ich erspare mir, diese Zahlen jetzt auf das gesamte Deutschland hochzurechnen.
Hinweisen möchte ich darauf, dass der Handlungsbedarf in Deutschland nicht gerade gering wäre. Man stelle sich vor, Katar würde dieses gegenüber Deutschland anprangern, z.B. in dem auf der Zuschauertribüne bei einem deutschen Spiel demonstrativ Hungernäpfe gezeigt würden.
Natürlich wäre ein Double – also analog dem Fußball Meisterschaft und Pokal – gerne verwirklicht worden. Aber mit dem Pokal – also hier dem Titel des Moralweltmeisters – ist man auch nicht schlecht dabei, sogar sehr zeitgemäß für ein Deutschland, welches sich wirtschaftlich, aber inzwischen auch militärisch weltweit engagiert.
Das alles schließt nicht aus, dass es ein fürchterliches Gerede in den nächsten Wochen erfolgen wird, was fußballerisch schief gelaufen ist. Ob Hansi Flick der Aufgabe noch gewachsen ist, Schlotterbeck nicht zu lahm für einen Sprint ist…
Aber eine gewaltige Leistung wurde erbracht: Herzlichen Glückwunsch an den neuen Weltmeister Deutschland
- den Weltmeister in Sachen Werten
- wie geigen wir den anderen hin, dass sie sich uns zu unterwerfen haben, in Fragen der Werte und dem daraus folgenden Anspruch, in andere Länder hineinzuregieren.
Die Bedeutung der Wertefrage nach innen und außen
Zugleich ist damit allerdingseine aktuelle Schwäche Deutschlands formuliert: Dem Bückling Habecks vor dem Energieminister Katars steht erst einmal, aber nur erst einmal die Führung Deutschlands in Sachen Menschenrechte gegenüber. So gesehen ist das eine Ansage in Richtung Katar und damit stellvertretend an den Rest des Globus auch in den harten Fragen wie Wirtschaft und Energie deutsche Interessen zum Maßstab zu machen.
Nach innen in Deutschland, also bezogen auf die heimischen Staatsbürger, hat die WM beachtliche Agitationserfolge erzielt. Mit der Frage der Kapitänsbinde, vor der die Spieler und der DFB eingeknickt sind, ist eben nicht einfach die Frage nach einer persönlichen Courage aufgeworfen. Vielmehr – und dafür stellvertretend die Bildzeitung – ist derjenige ein erbärmlicher Angsthase in Sachen Weltverantwortung, der hier einknickt. Für den deutschen Bürger ist es allerdings nicht ganz einfach, zu unterscheiden, wann er Katar verteufeln soll und wann nicht.
Sollen die deutschen Fußballfans sich jetzt in München vor dem Stadion von Bayern München lautstark protestierend und mit Regenbogenbinde aufbauen, weil die Bayern auf ihrem Trikot für die Fluggesellschaft Katar werden? Oder aber Karl Heinz Rummenigge ausbuhen, weil er zwei horrend teure Uhren aus Katar „mitgebracht“ hatte, diese nicht verzollt hatte und 250.000 Strafe zahlen musste und nun als vorbestraft gilt [10]? So etwas hat weder die Politik angeschoben noch die Bild-Zeitung, also bleibt es aus und der Bürger zuhause.
Der Chef gibt als Generallinie vor:
Habeck: „In Sachen Menschenrechte und Demokratie unterbieten diese Länder sogar noch Russland. Aber über solche ideellen Werte sehen wir gern hinweg, wenn es um die Verwirklichung höherer (d.h. politischer) Ziele geht.“ [11]
Mitverteufelt werden muss, wenn es von oben angesagt ist. Letztlich heißt die Weisheit, außer in Deutschland – überall sonst auf der Welt – existiert ein einziger Moloch in Sachen Menschenrechte. Wann man sich aufregen darf, soll und muss bedarf der Übung. Dafür steht die Öffentlichkeit, in diesem Falle die Politik, die Bildzeitung, aber auch der restliche Blätterwald.
Da lassen sich also die deutschen Fußballer wie nicht unwesentliche Teile der Zivilgesellschaft wie dumme Jungs vor den Karren der Politik spannen.
„In guter aufklärerischer Tradition bezeugt nun auch die Natur die Natürlichkeit der Homosexualität und die Verwerflichkeit der Katarer.“
„Als der Rasen im Ahmedbin-Ali-Stadion bewässert wurde… bildete sich ein Regenbogen. Das war ein herrlich subtiler Affront der Natur“ [12].
Obwohl es Regenbögen es ja schon immer gibt, hat der deutsche Staat bis 1994 Homosexualität mit dem §175 unter Strafe gestellt. Das ist gerade einmal 28 Jahre her.
Die nicht selten geäußerte Ansicht, wenn wir die Maßstäbe der Menschenrechte wirklich anlegen würden, hätten wir gar keinen Fußball-Standort auf der Welt mehr – ich ergänze, einschließlich Deutschlands, argumentiert für ein Ausklammern dieser Frage.
Was hier als Legitimation, den Fußball Fußball sein zu lassen, daherkommt, löst sich ernst genommen in die Fragestellung auf, was ist das eigentlich für eine Ordnung, freie Marktwirtschaft genannt, die auf dem gesamten Globus Ausbeutung, Elend und Unheil hervorbringt? [13]. Bemerkenswert: Dem Alltagsverstand ist zwar das weltumspannende Elend, welches diese Ordnung hervorbringt, bekannt, aber zu einem Einwand gegen die freie Marktwirtschaft führt es nicht und zu einer praktischen Gegnerschaft gleich gar nicht.
Gesamtlehre:
Deutschland tritt offensiv im Namen höchster Werte an, keineswegs im Namen eigener Interessen auf. D.h. Deutschland stellt sich vor, als höheren Zwecken dienend und definiert andere Staaten in die zweite/dritte Liga: D.h. zunächst, ihr Gebilde nicht nach den von Deutschland eingeklagten Werten zu organisieren. Übergreifend ist damit ein Herrschaftsanspruch über einen anderen Staat implementiert oder etwas vorsichtiger formuliert, anvisiert. Die armen nepalesischen Wanderarbeiter, die wahrlich unter und schönen Bedingungen leben und auch sterben, werden ebenso wie die dortigen Homosexuellen funktionalisiert. Sie stehen als Bebilderung für einen auswärtigen Herrschaftsanspruch viel allgemeinerer Art. Um diesen durchzusetzen, fehlt ärgerlicherweise Deutschland zur Zeit allerdings noch die ökonomische wie militärische Basis: Eine Aufgabenstellung, an der gearbeitet wird. Der vielfach geäußerte Vorwurf deutscher Doppelmoral ist demzufolge zwar in der Sache berechtigt, trifft aber die deutsche Offensive bzw. den anvisierten Zweck nicht wirklich.
Der harte Kern: Wirtschafts- und Rüstungsgeschäfte mit Katar ganz ohne Menschenrechtsfragen
Dazu das Auswärtige Amt Deutschlands programmatisch:
„Katar ist aufgrund seiner engagierten Außenpolitik in vielen regionalpolitischen Fragen für Deutschland ein wichtiger Partner. Eine Vielzahl gegenseitiger hochrangiger Besuche ist Ausdruck der guten Zusammenarbeit beider Länder. Der katarische Emir besuchte Deutschland zuletzt im September 2018.
Deutschland und Katar unterhalten ausgeprägte Handelsbeziehungen. Die deutschen Exporte nach Katar betrugen 2020 rund 1,1 Milliarden EUR, die Importe beliefen sich auf ca. 300 Millionen EUR. Kraftfahrzeuge, Flugzeuge, Anlagen und Maschinen stehen an der Spitze deutscher Exporte. Deutsche Firmen sind vornehmlich im Anlagenbau, in der Energieerzeugung und Bauwirtschaft, im Dienstleistungssektor sowie im Bereich der Verkehrsinfrastruktur aktiv. Zur Förderung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit wurde 2017 eine Gemischte Wirtschaftskommission eingerichtet, die zuletzt im Februar 2019 tagte.
Katar ist einer der größten ausländischen Investoren in Deutschland und u.a. an Volkswagen, der Deutschen Bank, Siemens und Hapag-Lloyd substanziell beteiligt. Für die kommenden Jahre hat Katar weitere umfangreiche Investitionen in Deutschland angekündigt.“ [14]
Waffendeal mit einem Volumen von 1,89 Milliarden Euro:
„Lieferung von 62 Kampfpanzern Leopard 2 A7+ – der modernsten Variante des Panzers -, 24 Panzerhaubitzen 2000, sechs Bergepanzern Wisent sowie weiteren Fahrzeugen und Waffen plus Munition an das Emirat. Später kamen noch 13 Militärtransporter Dingo sowie 32 Spähwagen Fennek.“[15]
Gasabkommen – Lieferung ab 2026
Der Energieriese Qatar Energy hat laut Katars Energieminister Saad Scharida al-Kaabi Abkommen über Flüssiggaslieferungen nach Deutschland geschlossen. Das Gas solle an das US-Unternehmen Conoco Phillips verkauft werden, dass es weiter nach Brunsbüttel liefere, sagte der Minister am Dienstag bei der Vertragsunterzeichnung in der katarischen Hauptstadt Doha. Die Lieferung soll 2026 beginnen und mindestens 15 Jahre laufen. Jährlich sollen bis zu 2 Millionen Tonnen geliefert werde.“ [16]
Werteweltmeister Deutschland – nach nachgeholter Schiedsrichterentscheidung nun doch in der Vorrunde ausgeschieden:
„Fußballkommentatoren des katarischen Senders Alkass Sports verspotten die deutsche Mannschaft nach dem Ausscheiden, indem sie den Protest der Spieler gegen die Menschenrechte nachahmen. Die Runde hält sich mit einer Hand den Mund zu, winkt mit der anderen in die Kamera. Auf Wiedersehen, Deutschland. Schön, dass ihr hier wart. Wir freuen uns, dass ihr weg seid.“[17]
In Deutschland wiederum fehlt es nicht an Versuchen, genau die Niederlage auf dem Fußballfeld als Folge des tapferen Einstehens für Menschenrechte zu verkaufen.
„Die WM 2022 in Katar ist für das deutsche Team vorbei. Vielleicht kann man auch fast froh sein, mit all dem politischen und menschenunwürdigen Chaos, das bei diesem Turnier mitschwang. Für die Kicker ist dies natürlich nur ein schwacher Trost, weil der sportliche Erfolg über allem steht.“[18]
Hier steht bei allen anderen katarischen Ungeheuerlichkeiten noch der sportliche Erfolg im Vordergrund des Kommentators. Die Bildzeitung gesteigert: Dass der Fußball auf dem Altar des Engagements für Werte baden geht, veredelt erst recht das eigene Anliegen.
„Sollen sie uns doch Punkte abziehen und nach der Vorrunde nach Hause schicken.“[19]
Allerdings wird in Katar nicht nur gelacht. Der deutsche Botschafter in Katar hat gerade die Bundesregierung vor einer eindringlichen Verstimmung der Katarer gegenüber Deutschland gewarnt, die auch die gewünschten Geschäfte affizieren könnte.[20]
Als Fußballnation in der Vorrunde gescheitert. Den Titel des Werteweltmeisters und die damit verbundenen Ziele nicht durchgesetzt, im Gegenteil sogar potentiell geschäftsschädigend agiert.
Leider steht zu befürchten, dass Deutschland daraus die Lehre zieht, beide Ziele in Zukunft durchzusetzen. Eine Abnahme von Elend und Gewalt auf dem Globus und in Deutschland ist dadurch nicht zu erwarten – im Gegenteil.[21]
Quellen:
[1] https://www.conservo.blog/2022/03/25/gedanken-ueber-die-freiheit-in-zeiten-der-bedraengnis/, https://www.focus.de/politik/energieversorgung-habeck-gesteht-kein-gas-aus-katar-was-das-nun-bedeutet_id_128771665.html
[2] https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/nancy-faeser-hat-in-qatar-vor-allem-fuer-verstimmung-gesorgt-18497543/auftritt-mit-sprengkraft-18497541.html Auftritt mit Sprengkraft:
[3] https://meta.tagesschau.de/id/166595/habeck-verteidigt-energiekauf-in-autokratien, 19.3.9
[4] https://www.bild.de/sport/fussball/fifa-wm-2022/wm-2022-kommentar-zum-binden-verzicht-wir-schaemen-uns-fuer-euch-82012168.bild.html
[5] https://www.stern.de/sport/fussball/wm-2022/—–und-am-ende-gewinnt-deutschland–wenn——-gary-lineker-aktualisiert-seinen-beruehmten-spruch-32969930.html
[6] https://www.nachdenkseiten.de/?p=90247
[7] https://taz.de/Ghanas-Trainer-kritisiert-Doppelmoral/!5893573/
[8] https://www.focus.de/sport/fussball/wm-2014/wm-dgb-chef-sommer-kritisiert-beckenbauer_id_3443323.html
[9] https://neue-debatte.com/2020/12/24/unter-dem-weihnachtsbaum-der-hunger-und-die-kannibalistische-weltordnung
[10] https://www.sueddeutsche.de/sport/wegen-luxus-uhren-aus-katar-rummenigge-zahlt-249-900-euro-strafe-1.1815183
[11] https://meta.tagesschau.de/id/166595/habeck-verteidigt-energiekauf-in-autokratien, 19.3.9
[12] Hendrik Buchheister, Kommentar, Katar Stimmung, Oberhessische Presse, 26.11.2022
[13] Die armen nepalesischen Wanderarbeiter, die wahrlich unter und schönen Bedingungen leben und auch sterben,
[14] https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/katar-node/bilaterale-beziehungen/202286
[15] https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/7511/
[16] Deutschland schließt Gasabkommen mit Katar LNG-Lieferungen ab 2026, Ruhr Nachrichten 29.11.2022
[17] https://www.focus.de/sport/fussball/winkend-mit-der-hand-vor-dem-mund-katarer-machen-sich-ueber-deutschland-in-wm-sendung-lustig_id_180424024.html
[18] https://www.tz.de/sport/fussball/deutschland-scheidet-bei-wm-2022-aus-kommentar-dfb-team-hansi-flick-rauswurf-schaden-91951977.html
[19] Kommentar Bildzeitung, a.a.O
[20] https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9102: Brandbrief aus Dohan
[21] https://www.zdf.de/nachrichten/politik/habeck-fussball-weltmeisterschaft-one-love-binde-lanz-100.html