Sônia Guajajara, stellvertretende Bundesabgeordenete der Partei PSOL-SP (Sozialismus- und Freiheitspartei von São Paulo), sprach in einem exklusiven Interview mit Brasil de Fato über die der indigenen Bewegung an die von Lula angekündigte Schaffung eines Ministeriums für indigene Völker und darüber, wie sich die Regierung des gewählten Präsidenten in der internationalen Diskussion über den Klimawandel neu positionieren wird. Sônia ist Teil der brasilianischen Delegation bei der UN-Klimakonferenz 2022 (COP27), die derzeit in Ägypten stattfindet.
Was hält die Bewegung von der Gründung des Ministeriums für indigene Völker?
Wie Sônia erzählte, haben sich Mitglieder der Vereinigung der indigenen Völker Brasiliens Anfang November getroffen, um ihre Erwartungen zu diskutieren und warte nun auf klarere Signale des zukünftigen Präsidenten, um zu verstehen, wie das Ministerium funktionieren solle. „Zunächst möchten wir dazu eingeladen werden, dem Übergangsteam anzugehören, damit wir diesen Dialog führen können. Solange es keine indigene Beteiligung im Übergangsteam gibt, können wir nicht ‚ja‘ oder ’nein‘ zu einem Ministerium sagen, von dem wir nicht wissen, wie es aussehen wird“, sagte sie in dem Interview.
Welche Erwartungen bestehen an die Klimapolitik?
Hinsichtlich der künftigen Klimapolitik erklärte die gewählte Parlamentarierin, dass Brasilien nun anstrebe, bei internationalen Diskussionen über den Klimawandel wieder die Führung zu übernehmen. Sie betonte jedoch, dass dazu lokale Maßnahmen ergriffen werden müssten, um sicherzustellen, dass die vorgeschlagenen Ziele vom Land erreicht würden. „Eine der wichtigsten Maßnahmen ist die Reduzierung der Abholzung: keine Abholzung in Brasilien. Lula hat sich dazu verpflichtet, und er wird diese Herausforderung auch hier annehmen müssen, um diese Ziele zu erreichen. Auch um die Waldbrände zu reduzieren, die jedes Jahr zunehmen. Die Abgrenzung indigener Gebiete ist ebenfalls ein wichtiger Beitrag zur Verringerung oder Vermeidung von Emissionen, daher ist es wichtig, diese zur Diskussion zu stellen. Indigene Gebiete haben die Aufgabe, zum Klimagleichgewicht beizutragen“, betonte sie.
Indigene Vertreter*innen im Bundesparlament
Neben Sônia bezeichnen sich vier weitere in die Bundesversammlung gewählte Parlamentarier*innen als indigen. Neben Sonia wurde auch Célia Xakriabá von der Partei PSOL-MG (Sozialismus- und Freiheitspartei von Minas Gerais) auf Betreiben der indigenen Bewegung in den Kongress gewählt; beide sollen mit Juliana Cardoso von der Partei PT-SP (Arbeiterpartei von São Paulo), die ebenfalls erstmals ins Parlament einzieht, und dem wiedergewählten Paulo Guedes von der Partei PT-MG (Arbeiterpartei von Minas Gerais) zusammenarbeiten. Neben ihnen wurde Silvia Waiãpi von der PL-AP (Liberale Partei von Amapá) gewählt, die sich selbst als Bolsonaro-Anhängerin bezeichnet und nicht der „Federhauben-Fraktion“ – angehören will.
„Wir werden die Einhaltung der Grenzen der indigenen Gebiete dort fordern, wo sie in der Regierung Bolsonaro durch politische Entscheidungen völlig lahmgelegt wurden. Unsere politischen Ziele waren immer und werden auch in Zukunft der Schutz der Umwelt und die Veränderung des Systems der Lebensmittelproduktion sein. Die heutige Agrarindustrie ist auf den Export ausgelegt. Wir sind der festen Überzeugung, dass es notwendig ist, die landwirtschaftlichen Familienbetriebe zu subventionieren, um die Lebensmittel zu produzieren, die wir wirklich essen. Weitere wichtige Ziele sind natürlich die Verteidigung der Rechte der indigenen Bevölkerung und der Beteiligung der Frauen im Parlament. Durch unsere Wahl ins Parlament erhöht sich auch der Frauenanteil“, fügte sie hinzu.