Am 20. November ist Hebe de Bonafini im Alter von 93 Jahren verstorben. Sie war eine der Gründerinnen der argentinischen Menschenrechtsorganisation ‚Madres de Plaza de Mayo‘ (Mütter des Platzes der Mairevolution), in der sich Frauen organisieren, deren Kinder während der Militärdiktatur in Argentinien „verschwanden“. Sie gehörten zu den wenigen Menschen in Argentinien, die während der Diktatur öffentlich dagegen protestierten und gerieten dadurch selbst in Gefahr. (Anm.d.Red.)
Es gibt Menschen, die ihr ganzes Leben lang ein Vorbild sind. Hebe de Bonafini ist eine von ihnen. Sie ist ihr ganzes Leben lang ein Vorbild geblieben.
Nur wenige Menschen symbolisieren auf so konkrete Weise den unerschütterlichen und beständigen Widerstand. Seit dem Verschwinden ihrer beiden Söhne Jorge Omar im Februar 1977 und Raúl Alfredo im Dezember desselben Jahres sowie dem Verschwinden von Jorges Frau María Elena Bugnone Cepeda im Jahr 1978 hat sie nicht aufgehört, für die Menschenrechte einzutreten und die Verantwortlichen der letzten Diktatur für den Völkermord zu verurteilen, nicht nur die Militärs, sondern auch die zivilen, juristischen und kirchlichen Verantwortlichen.
Hebe war seit 1979 Vorsitzende der Menschenrechtsorganisation ‚Madres de Plaza de Mayo‘ (Mütter des Platzes der Mairevolution), obwohl sich ein Teil der Mütter 1986 von der Vereinigung abspaltete.
Sie ist dafür bekannt, dass sie kein Blatt vor den Mund nahm und die Dinge beim Namen nannte, aber auch dafür, dass sie mit ihrer Zurückhaltung alle Türen öffnet, die zum Wohle der Sache notwendig waren.
Solidarisch, engagiert, kohärent und mit einer Stärke, die es ihr ermöglichte, einen Arbeitsrhythmus und eine Hingabe aufrechtzuerhalten, die für uns Sterbliche unmöglich zu erreichen sind. Vielleicht war das das Geheimnis: Unsterblichkeit.
Ihre Gestalt spaltet die Gemüter in Argentinien, für die einen war sie gehasst und verachtet, für die anderen war sie ein Leuchtfeuer, das den Weg erhellt und aufzeigt. Sie mobilisiert, hinterfragt und inspiriert.
Eine Welt ohne Hebe ist unvorstellbar, sie macht keinen Sinn. Deshalb müssen wir uns von heute an mehr denn je ihre Lehren zu eigen machen und uns von ihnen erleuchten lassen, wenn wir verwirrt, pessimistisch oder schwach sind.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anita Köbler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!