„Schwarzer Fels“ – BlackRock & Co. Auf den Spuren einer unbekannten Weltmacht. Wie BlackRock & Co. immer mehr die Welt beherrschen.“ war die zweitägige Konferenz am 16./17. September im Audimax der Universität Potsdam überschrieben, auf der sich Wissenschaftler*nnen, Publizist*innen, Gewerkschafter*innen und Aktivist*innen mit BlackRock, dem größten Vermögensverwalter der Welt, beschäftigten.
Veranstaltet wurde die Konferenz von der Initiative BlackRockTribunal in Kooperation mit der Universitätsgesellschaft Potsdam und der Sektion »New Work« des Senior Fellow-Network der Universität Potsdam. Sie knüpfte an eine im Spätsommer 2020 organisierte erste Konferenz im Konferenzzentrum der Freien Universität Berlin an, die maßgeblich von dem inzwischen verstorbenen Berliner Politwissenschaftler und Aktivisten Peter Grottian geprägt wurde.
Der Publizist und interventionistische Philosoph Dr. Werner Rügemer ging in seinem Referat auf den immer größeren wirtschaftlichen und politischen Einfluss des weltweit agierenden Konzerns ein.
„Was die Einflüsse von BlackRock so gefährlich macht, ist die tiefe Vernetzung untereinander und mit allen Schlüsselbereichen der Wirtschaft. So sind BlackRock-Aktionäre nicht nur bei Internetgiganten wie Amazon, Facebook oder Google vertreten, sondern auch bei kreditgebenden Großbanken. Darüber hinaus sind sie Teilhaber bei international führenden Wirtschaftsprüfern und Ratingagenturen wie Moody’s. Inzwischen sind sie auch unmittelbar in der US-Regierung vertreten und beraten die EZB.“
Wie das BlackRock-Tribunal 2020 hatte auch die Konferenz an der Potsdamer Universität 2022 das Ziel, über diesen größten Vermögensverwalter der Welt samt seinem weltweiten Vernetzungsgeflecht zu informieren und sein Agieren einer möglichst breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen. Dieses Mal insbesondere zu den Schwerpunktthemen Umwelt, Digitalisierung, Arbeit und Rente, bei denen BlackRock & Co. aktuell ihre Dominanz noch weiter auszudehnen versuchen. Gleichzeitig soll die Konferenz aber auch veranschaulichen, wie sich überall Gegenwehr gegen die verheerenden Folgen dieser beispiellosen Kapitalkonzentration formiert. „Wir müssen der immer krasseren Ungleichverteilung des Reichtums, den Schäden in der gesamten Gesellschaft, die Interessen des Gemeinwohls aller entgegenstellen“, sagt Prof. Dieter Wagner, Vorsitzender des Universitätsgesellschaft Potsdam, „das Recht auf eine menschenwürdige Arbeitswelt muss durchgesetzt werden.“
Zahlreiche Referate widmeten sich Widerstands-Szenarien. Der Vorsitzende der Naturfreunde Deutschland, Uwe Hiksch, beschäftigte sich in seinem Beitrag mit den Greenwashing-Strategien des Finanzgiganten, der sich immer mehr als Vorreiter in Sachen Umweltschutz präsentiert. Für viel Aufmerksamkeit sorgte BlackRock-Chef Lerry Fink, als er im Januar 2020 die Konzernchefs der Welt zu mehr ökologischem Bewusstsein aufrief. Doch die Realität spricht eine andere Sprache: Trotz seiner Nachhaltigkeitsversprechen hat BlackRock 2020 großflächig in fossile Unternehmen investiert. Das zeigt eine Analyse der auf nachhaltige Finanzen spezialisierten Nichtregierungsorganisationen Reclaim Finance und Urgewald.
Der Verdi-Gewerkschafter Orhan Akman ging in seinem Vortrag auf die Situation der Amazon-Beschäftigten ein und berichtete über ihren Widerstand. Schon anlässlich der Anhörung im Mai 2021 im Europäischen Parlament zu Unternehmenspraktiken des US-Konzerns Amazon in Europa hatte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) schwere Vorwürfe gegen den Handelsriesen erhoben. Die Betriebspolitik bei Amazon sei gekennzeichnet durch eine aggressive Strategie innerbetrieblicher Kontrolle, die immer wieder auch Profiling und Datenschutzverstöße beinhalte, so Orhan Akman. Die Konferenz unterstützte nach seinem Vortrag eine Petition, die sich mit den Forderungen der Kolleg*innen solidarisiert.
Einen weiteren Schwerpunkt der Konferenz bildete das Thema Rentenprivatisierung, die von BlackRock und Co. vorangetrieben werden. Hier bieten sich weitere Anknüpfungspunkte für Widerstandsstrategien. Über die Risiken von ‚Exchange-Traded-Funds‘ (ETFs) für Geldanlagen und privatisierte, kapitalbasierte Rente referierte Hans-Günter Petersen (Wirtschaftsprüfer, Plön). Gotthard Krupp vom Verdi-Vorstand des LV Berlin regte in seinem Plädoyer für die Beibehaltung der Umlage- und Steuerfinanzierten Rente eine Kampagne gegen diese Rentenprivatisierung an, die Millionen Menschen betreffen würde.
Ulrike von Wiesenau, Pressesprecherin von „BlackRock-Tribunal“ sprach von einem großen Erfolg der Konferenz. Von ihr sei vor allem durch die zahlreichen Gewerkschaften und Initiativen, die in die Vorbereitung einbezogen wurden, ein großer Impuls ausgegangen:
„In Nachfolge des BlackRock-Tribunal 2020 verfolgte die BlackRock-Konferenz 2022 Spuren dieser unbekannten Weltmacht, stellte dar, wie BlackRock & Co immer mehr das Leben von uns allen bei Arbeit, Rente, Digitalisierung und Umwelt beherrschen. Da die meisten Regierungen aber dem immer größeren Einfluss dieser Schattenbanken nichts entgegensetzen, geht es jetzt vor allem darum, Forderungen an Politik und Wirtschaft zu formulieren und Strategien zu entwickeln, wie eine wirksame, international organisierte, Gegenwehr aussehen könnte. Die Arbeit gegen BlackRock und Co wird eine Fortsetzung finden.“
Die Konferenz fand am 16.9. von 13:30 – 18:30 und am 17.9. von 10:00 -18:00 Uhr im Audimax der Universität Potsdam, Audimax, Campus Am Neuen Palais 10, 14469 Potsdam statt. www.BlackRocktribunal.de