An einem schönen Sonntagmorgen, dem 18. September 2022, begaben sich in Südkorea lebende Flüchtende und lokale Friedensaktivisten auf einen Friedenspfad, um den Internationalen Tag des Friedens 2022 zu feiern.
von Yuri Yu und Bereket Alemayehu
Die Veranstaltung wurde von Active Refugee Korea (ARK) mit Unterstützung des UNHCR-Büros vor Ort organisiert. Interessanterweise begann der Weg mit einer Führung durch das War Memorial Hall of Korea Museum, das sich im Yongsan Distrikt in Seoul befindet und „mit einem kritischen Auge“ besucht wurde.
„Für Flüchtlinge, die in der Hoffnung auf Sicherheit vor Verfolgung, Gewalt und Krieg geflohen sind, ist die Sehnsucht nach Frieden sehr groß. Dennoch wird der Begriff des Friedens je nach den konkreten Realitäten, mit denen wir in unserem Leben, in unseren Gemeinschaften und Nationen konfrontiert sind, variieren“.
Dies war ein dringender Aufruf zum Frieden von Seiten der Organisatoren, die sich aktiv gegen Militarismus, verzerrte Darstellungen von Kriegen und Täter, die zunehmende militärische Kapazitäten rechtfertigen, wandten.
„Das War Memorial of Korea ist ein symbolischer Ort, um über Frieden im Kontext von Konflikten nachzudenken, denn Nordkorea und Südkorea stehen sich seit dem dreijährigen Bürgerkrieg zwischen 1950 und 1953 feindselig gegenüber“, und erinnert daran, dass für viele Flüchtende, die vor den anhaltenden Kriegen und Konflikten in ihrer Heimat geflohen sind, die Schrecken und die Grausamkeit von Konflikten immer noch real sind.
Seok-jin Park, ein Aktivist von Civilian Military Watch, reflektierte seine Gedanken über die Situation von Kriegen und Narrativen und sagte, dass kein Krieg plötzlich ausbricht. Er ist das Ergebnis von angesammelten Spannungen und Konflikten. In den Erzählungen werden die ideologischen Spannungen und bewaffneten Konflikte, die vor dem Krieg zwischen dem Süden und dem Norden im Kontext des Kalten Krieges bestanden, nicht erwähnt. Es ist 70 Jahre her, dass der Koreakrieg 1953 mit einem Waffenstillstand endete. Seit dem Waffenstillstand (kein Friedensvertrag) zwischen den beiden koreanischen Staaten, der auf einen dreijährigen Bürgerkrieg folgte, stehen sich der Norden und der Süden weiterhin feindselig gegenüber, und die instabilen Verhältnisse auf der Halbinsel erinnern die Welt daran, dass der Krieg noch nicht beendet ist.
Es gibt gegensätzliche historische Erzählungen und unterschiedliche Interpretationen des Koreakriegs, und die War Memorial Hall bietet eine einseitige Perspektive. Daher ist es wichtig, darauf zu achten, „welche Geschichte das Museum erzählt und welche nicht. Das Museum liefert eine Rechtfertigung für die Notwendigkeit, die militärischen Kapazitäten gegen Nordkorea zu erhöhen“. Die Besichtigungstour erinnerte die Teilnehmer auch an die Gefahr einseitiger Darstellungen des Krieges und die bewusste Unterlassung von Bemühungen um Frieden und Versöhnung, die über mehrere Jahrzehnte hinweg immer wieder stattfanden.
Es wurde darauf hingewiesen, dass das War Memorial Museum während eines Militärregimes im Jahr 1988 geplant und initiiert wurde, als eine weit verbreitete demokratische Bewegung im Land als Bedrohung für die nationale Sicherheit angesehen wurde. Mit der Errichtung des Kriegsmuseums sollte der Patriotismus in der koreanischen Bevölkerung durch die Verstärkung des Antagonismus gegen Nordkorea gefördert werden. Die Art und Weise, wie an den vergangenen und gegenwärtigen Krieg erinnert wird und wie er dokumentiert wird, wirkt sich nicht nur auf das öffentliche Gedenken an die Geschichte aus, sondern auch auf die Suche nach wahrem Frieden für alle.
Zu Ehren des Weltfriedens und des Internationalen Tages des Friedens diskutierten die Aktivisten und Teilnehmer über die Bedeutungen von Frieden, das Verherrlichen der anhaltenden sinnlosen Kriege in einigen Ländern und die Gräueltaten und Konflikte, die Zivilisten, Binnenvertriebenen und Flüchtlingen Leid zufügen, und besuchten dabei denkwürdige historische Stätten in Seoul, die von Gewalt und Krieg geprägt sind.
Während des Friedenspfads und der Besichtigung von Seouls Wahrzeichen, der Bergfestung Namsan, wo ein Teil der Stadtmauer die 600-jährige Geschichte verkörpert, schickten die Teilnehmenden schriftliche Botschaften, trugen ein Banner mit ihrer eigenen Friedensbotschaft in verschiedenen Sprachen und schmückten sich mit weißen Blumen, die den Frieden symbolisieren, um die koreanische Gesellschaft zu inspirieren, eine Kultur des Friedens aufzubauen.
Anlässlich des Weltfriedenstages 2022 hat Active Refugee Korea außerdem eine Online-Kampagne zur Verbreitung von Friedensbotschaften unter dem Motto „Speak & Share your Peace“ gestartet. Die Online-Friedenskampagne wird in einem Dialogformat durchgeführt und fordert die Teilnehmer auf, über ihre Gedanken und Wünsche nachzudenken. Wie kann der Frieden den Flüchtenden helfen? Wie übernehmen Flüchtende die Rolle des Friedensretters? Was bedeutet Frieden für dich? Was macht dich friedensfähig? Oder was hindert dich am Frieden? Was glaubst du, kannst du tun, um den Frieden für Flüchtende zu stärken?
In der Erklärung der ARK-Kampagne wird deutlich, dass der Frieden für die Flüchtenden eine wichtige Rolle in ihrem Leben spielt, da sie von einem Ort fliehen mussten, an dem es keinen Frieden gab, sondern Krieg, Verfolgung und Gewalt herrschten. In ihrem neuen Land müssen sie die schmerzhaften Erinnerungen überwinden, die sich in ihren Körpern und ihrem Geist eingebrannt haben. Außerdem sind sie an den neuen Orten mit anderen Arten von Gewalt konfrontiert, wie Hass, Diskriminierung und Entfremdung. Sie sind wieder einmal des Friedens beraubt. Doch je mehr sie diese Umstände durchleben, desto mehr sind sie davon überzeugt, dass der Frieden ein unbesiegbares Ziel im Leben ist.
Weitere Informationen sind hier zu finden:
Active Refugee Korea (notion.site)
www.militarywatch.or.kr
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Alina Kulik vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!