Während die Bevölkerung mit enormen Preissteigerungen zu kämpfen hat, haben die OMV-Manager allen Grund zur Freude: Sie bekamen einen Bonus von insgesamt 6,2 Millionen Euro ausbezahlt. Die OMV konnte bereits im zweiten Quartal 2022 einen operativen Rekord-Gewinn von 2,9 Milliarden Euro einfahren. Das sind um 1,6 Milliarden mehr als im selben Zeitraum 2021. Im Juli hat die Bundeswettbewerbsbehörde festgestellt: Die Raffinerien haben ihren Anteil am Gewinn verdreifacht – und sind damit für die Hälfte der Preissteigerungen von Benzin und Diesel verantwortlich.
Eigentlich sollte man meinen, dass schlechte Zeiten für Öl- und Gas-Konzerne begonnen haben. Fast überall auf der Welt planen Regierungen den Umstieg auf alternative Energieformen und der reichste Mann der Welt hat seine Milliarden Elektroautos zu verdanken. Zusätzlich plant Europa den Ausstieg aus russischem Öl und Gas wegen Russlands Angriff auf die Ukraine. Ein sehr viel schlechteres Marktumfeld kann man sich eigentlich nicht vorstellen – doch die Gewinne sprudeln: Schon im letzten Jahr konnte die OMV ihren Gewinn verdoppeln und schüttete an ihre Aktionäre 752 Millionen Euro Dividende aus. Der Vergleich zwischen dem ersten Halbjahresbericht für 2022 und 2021 deutet darauf hin, dass sich diese Gewinnexplosion fortsetzt. Die OMV konnte ihren um Sondereffekte bereinigten Gewinn im zweiten Quartal um 1,6 Milliarden auf einen Rekordwert von 2,9 Milliarden Euro steigern.
PREISE AN DER ZAPFSÄULE WACHSEN STÄRKER ALS AM ROHSTOFFMARKT
Finanziert werden diese Gewinne aus den hohen Sprit- und Gaspreisen. Wobei der Anstieg der Spritpreise nicht alleine durch die hohen Rohölpreise erklärt werden. Die Raffinerien haben ihre Marge verdreifacht. Etwa die Hälfte der Teuerung an den Tankstellen ist darauf zurückzuführen.
„Der aus dem Anstieg der Rohölpreise nicht erklärbare stärkere Anstieg der Preise (Entkoppelung) an den Tankstellen von Diesel und Benzin führte über diesen Zeitraum zu einer Verdreifachung der Bruttoraffinierungsmargen. Die Bruttoraffinierungsmargen stiegen bei Diesel um rund 14 Cent pro Liter und bei Benzin um rund 20 Cent pro Liter.“, schreibt die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB).
Die Wettbewerbsbehörde hat analysiert, ob die Preisanstiege an den Tankstellen aus der Entwicklung der Rohölpreise heraus erklärbar sind. In der ersten Junihälfte ist der Diesel um 36 Cent pro Liter und Benzin um 41 Cent pro Liter gestiegenen – gegenüber der Zeit vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine. Die Rohölpreisen sind aber nur um rund 22 Cent pro Liter gestiegen.
„In Österreich hat die OMV das Monopol auf die Erdölversorgung im Land. Gleichzeitig besitzt die OMV gemeinsam mit fünf anderen Konzernen 50 Prozent aller Tankstellen“, beschreibt der Ökonom Stephan Schulmeister die Marktsituation. „Wir brauchen viel klarere Preiskontrollen“, meint er. Die SPÖ argumentiert, dass Wirtschaftsminister Kocher auf Basis des geltenden Preisgesetzes den Spritpreis regulieren müsste. Bei einer Preisabweichung im Vergleich zum Erdölpreis von mehreren 100 Prozent müsse die Regierung eingreifen, sagt SPÖ-Energiesprecher Alois Schroll.
6,2 MILLIONEN EURO BONI FÜR OMV-MANAGER
Für die OMV-Manager sind es jedenfalls gute Zeiten. Laut Geschäftsbericht ließen sich die Vorstände im März Boni in höhe von 6,2 Millionen Euro auszahlen, berichtet die Krone. Diese Millionen Prämien könnten auf Grund der massiven Übergewinne nächsten Jahr noch höher werden. „Wenn hier nicht schnell eingegriffen wird, dann zahlen die Strom-, Gas-, und Tankstellenkund*innen nicht nur die Übergewinne aus der Teuerung, sondern auch noch Millionen an Managerboni 2022. Denn das Geschäftsjahr dürfte dank Regierungsuntätigkeit ein fettes werden. In der Krise ist auch ein Beitrag der Energiekonzerne gefragt“, fordert Schroll.
[veröffentlicht am 2. Mai 2022, aktualisiert am 1. August 2022]