Anlässlich des Internationalen Tages der indigenen Völker am 9. August macht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die verzweifelte Situation aufmerksam, in die indigene Gemeinschaften zunehmend getrieben werden. „Von der Arktis bis nach Südamerika wecken Rohstoffe auf indigenen Gebieten Begehrlichkeiten. Ihre Ausbeutung bringt erschreckende Gewalt mit sich, besonders in Staaten, die ohnehin Menschenrechte missachten“, erklärt Dr. Eliane Fernandes, GfbV-Referentin für indigene Völker. „Die aktuell hohen Rohstoffpreise und die in autoritären Staaten verbreitete Straflosigkeit verschärfen das Problem.“
Das zeigt unter anderem das Beispiel Brasilien: Unter dem rechtsextremen Präsidenten Jair Bolsonaro erleben die indigenen Völker dort eine systematische Missachtung ihrer Rechte. „Die Regierung ermutigt illegalen Bergbau auf indigenen Territorien und unterstützt das Agrobusiness beim Landraub. Das passiert durch gefällige Gesetzgebung und anti-indigene Propaganda“, berichtet Fernandes. „Die zahlreichen Morde an politisch engagierten Indigenen werden fast nie aufgeklärt. Yanomami, Munduruku, Guarani-Kaiowá und viele weitere indigene Völker berichten über zunehmende Angriffe auf ihre Gemeinschaften. Vom brasilianischen Staat erhalten sie keine Hilfe.“
Auch in Russland, Kanada, Ecuador, in Tansania und sogar in Norwegen, leiden indigene Völker unter der Missachtung ihrer Rechte. Auch hier sind es wirtschaftliche Begehrlichkeiten, die sie um ihre Zukunft fürchten lassen. „Sei es Kupfer in Norwegen, Nickel in Russland oder Luxus-Tourismus in Tansania: Immer wieder stehen wirtschaftliche Interessen über dem Wunsch und Recht indigener Völker, selbstbestimmt leben und ihre Kultur erhalten zu können“, so Fernandes. „Wenn diese Menschen aus Gier vertrieben werden, drohen ihre Kultur und ihr Wissen für immer verloren zu gehen. Wir stehen vor der Herausforderung, die kulturelle Vielfalt der Welt zu erhalten. Indigenen Völkern weltweit schulden wir Respekt vor ihrer traditionellen Lebensweise und Solidarität bei ihrem Streben nach einem selbstbestimmten Leben.“
Am 9. August wird der internationale Tag der indigenen Völker der Vereinten Nationen weltweit gefeiert. Das Datum markiert die erste Sitzung der UN-Arbeitsgruppe für indigene Völker, die 1982 stattfand. Seit 1994 erinnert dieser Tag an die Lage der weltweit rund 6.000 indigenen Völker mit ihren etwa 476 Millionen Angehörigen. Besonders der Illegale Abbau natürlicher Ressourcen, die Folgen des Klimawandels, systematische Menschenrechtsverletzungen, Diskriminierung sowie Landraub und Invasionen auf ihre Territorien gefährden indigene Völker weltweit.
Wir laden Sie herzlich zu unserer Aktion zur Unterstützung der brasilianischen Yanomami ein: Am 9. August 2022 finden Sie uns zwischen 14 Uhr und 15:30 Uhr in der Göttinger Innenstadt entlang der Weender Straße / Kornmarkt.