Am 8. Mai 2022 jährt sich zum 77. Mail die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht. An diesem Tag veranstaltet das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) ab 19:30 Uhr das Fest der Freude am Wiener Heldenplatz – mit musikalischen Beiträgen des internationalen Künstlers Konstantin Wecker und der Wiener Symphoniker.

Feierlichkeiten: Politischer Widerstand im Fokus

Zur Zeit des Nationalsozialismus wurde zivilcouragiertes Handeln, das die eng gesetzten Grenzen des Systems überschritt, oftmals zu politischem Widerstand. Von passiver Verweigerungshaltung, über nicht konformes Verhalten im Alltag bis hin zu aktivem Auftreten gegen das Regime bis zu Hilfeleistungen für Verfolge. Die Gründe, warum die Nationalsozialisten Menschen wegen politischen Widerstands verfolgten, waren willkürlich, darunter fielen auch Menschen, die Anweisungen nicht befolgten, politische Witze erzählten oder einfach unerwünschte Meinungen äußerten. Auch heute werden noch immer Menschen auf Grund ihrer Herkunft, Hautfarbe, Religion oder sexuellen Orientierung diskriminiert, ja sogar angegriffen.

Willi Mernyi, Vorsitzender des Mauthausen Komitee Österreich, zum diesjährigen Thema: „Zivilcourage ist ein Thema, dass uns heute genauso stark begleitet wie damals. Die Zahlen der rechtsextremen Vorfälle und Straftaten steigen jährlich – einerseits im öffentlichen Raum und andererseits vermehrt durch Hasspropaganda im Internet. Darum brauchen wir zweierlei: Menschen, die aufstehen und sich bei den Debatten im öffentlichen Raum beteiligen und Menschen, die sich hinsetzen vor ihren Computern bzw. mobilen Geräten und im Netz gegen Rassismus und Ungerechtigkeit klar Stellung beziehen.“

Fest der Freude am Wiener Heldenplatz

Unterstützt von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien, dem Verein GEDENKDIENST und dem Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes erinnert das Fest der Freude am 8. Mai 2022 ganz bewusst an die Geschehnisse vor 77 Jahren und spannt einen Bogen in die Gegenwart. MKÖ-Vorsitzender Willi Mernyi und Bundespräsident Alexander Van der Bellen werden den Festakt eröffnen, gefolgt von einem Kurzfilm zum thematischen Schwerpunkt „Politischer Widerstand“. Beim Kurzfilm wirken VertreterInnen diverser Jugendorganisationen mit sowie der Präsident der Israeltischen Kultusgemeinde Oskar Deutsch, der Präsident des Dokumentationsarchivs des österreichischen Widerstands Michael Häupl, der Obmann des Verein Gedenkdienst Matthias Spadinger und die Geschäftsführerin des Mauthausen Komitee Österreich Christa Bauer. Moderiert wird das Fest der Freude auch dieses Jahr von Katharina Stemberger.

Das Highlight wird die Rede der Zeitzeugin Erika Freeman sein. Die gebürtige jüdische Wienerin musste als zwölfjähriges Mädchen im März 1940 vor dem Naziregime nach New York flüchten. Erika Freemans Vater musste 1938 vor den Nationalsozialisten nach Prag flüchten. Er war auch Sozialdemokrat und Außenminister im Schattenkabinett der Sozialdemokratie. Nach ihrem Psychologie-Studium an der Columbia University startete sie eine erfolgreiche Karriere als Psychoanalytikerin. Bekannten Persönlichkeiten, wie Marilyn Monroe oder Woody Allen war sie eine mentale Stütze. Freeman kehrt regelmäßig in ihre alte Heimat Österreich zurück und setzt sich unermüdlich gegen das Vergessen, für Frauenrechte und für Israel ein.

In den vergangenen neun Jahren setzten mehr als 128.000 BesucherInnen und virtuelle TeilnehmerInnen aus dem In- und Ausland beim Fest der Freude ein starkes Zeichen für die Etablierung eines würdigen Gedenkens am 8. Mai als Tag der Befreiung.

Open-Air-Konzert mit Star-Gast Konstantin Wecker

Erstmalig hat das Mauthausen Komitee Österreich ein internationales Musikprogramm auf die Beine gestellt. Neben der Sopranistin Chen Reiss wird auch der Künstler Konstantin Wecker auftreten. Konstantin Wecker ist als Liedermacher, Schriftsteller, Schauspieler und Komponist bekannt und zählt zu den vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten im deutschsprachigen Raum. Konstantin Wecker wird auf der Bühne vom Gast -Dirigenten Mark Mast unterstützt – Mark Mast und Konstantin Wecker verbindet eine langjährige Zusammenarbeit, über 20 Konzerte haben sie bereits gemeinsam gespielt. Für sein politisches Engagement wurde Wecker bereits mehrfach ausgezeichnet.

„Es geht ums Tun, und nicht ums Siegen. So singe ich in meiner Hommage an die Widerstandsbewegung ˏDie weiße Roseʹ. Das gleichnamige Lied werde ich auch auf dem Heldenplatz spielen. Darin bringe ich zum Ausdruck: Selbst, wenn wir nie siegen würden und nie Erfolg hätten mit dem, wofür wir einstehen, sollten wir doch nie die Hoffnung verlieren, dass unser Tun etwas bewirkt. Ohne die Weiße Rose und die vielen anderen mutigen Menschen in dieser Zeit wäre der Glaube an Zivilcourage und Menschlichkeit verloren gegangen. Sie haben über ihren Tod hinaus die Idee von Menschlichkeit bewahrt und weitergetragen. Sie lehren uns, was es heißt, einzustehen für das, woran man glaubt,“ erklärt Konstantin Wecker.

„Wir freuen uns sehr, dass wir so einen tollen Künstler wie Konstantin Wecker pro bono für das Fest der Freude gewinnen konnten“, ergänzt Christa Bauer, Geschäftsführerin des MKÖ.

Klassik mit den Wiener Symphonikern

Nach dem gemeinsamen Auftritt von Konstantin Wecker und den Wiener Symphonikern dirigiert Lahav Shani, Chefdirigent des Israel Philharmonic Orchestra, das Orchester mit Werken von Sergej Rachmaninow und Krzysztof Penderecki, bevor die israelische Sopranistin Chen Reiss Richard Strauss’ Orchesterlied „Morgen“ interpretiert. Hoffnungsfroh auch der 4. Satz aus Antonin Dvořáks 9. Symphonie „Aus der neuen Welt“, bevor das Konzert traditionell mit Ludwig van Beethovens „Ode an die Freude“ beschlossen wird. Jan Nast, Intendant der Wiener Symphoniker: „Gerade in diesen Tagen spüren wir, wie verletzlich Demokratie und wie kostbar unsere Freiheit ist. Für die Wiener Symphoniker ist das ˏFest der Freudeʹ ein Abend der Erinnerung und Mahnung – verbunden mit einem hoffnungsvollen und positiven Blick in die Zukunft.“

Das Gratiskonzert der Wiener Symphoniker findet bei jedem Wetter statt. Sitzplätze sind beschränkt vorhanden und vorrangig für ältere Personen und Menschen mit besonderen Bedürfnissen vorgesehen. Eine Sitzplatzreservierung ist nicht möglich.

Vermittlungsprogramm zur Geschichte des 8. Mai und der Denkmäler rund um den Heldenplatz

Im Vorfeld des Fests der Freude bietet das Mauthausen Komitee Österreich dieses Jahr erstmals ein Vermittlungskonzept an, das sich der Geschichte des 8. Mai als Tag der Befreiung und des Wiener Heldenplatzes mitsamt seinen zahlreichen Denkmälern annimmt, aber auch auf Überlebende und ZeitzeugInnen eingeht. Die Rundgänge für Gruppen können auf www.festderfreude.at gebucht werden und finden im Zeitraum vom 25. April bis 8. Mai 2022 statt.

Um einen besseren Einblick in bedeutende geschichtliche Ereignisse zu bekommen, werden die Rundgänge von geschulten TrainerInnen begleitet und interaktiv gestaltet. Das Mauthausen Komitee Österreich möchte mit diesen Führungen insbesondere Jugendliche ansprechen. Es können aber auch Interessierte jeder Altersklasse an den Rundgängen teilnehmen. Christa Bauer, Geschäftsführerin des MKÖ: „In den Rundgängen legen wir den Fokus auf die Bedeutung und die Geschichte des 8. Mai. Uns ist in der Vermittlungsarbeit ganz besonders der Bezug zu den Lebensrealitäten der jungen Menschen wichtig.“

Internationale Befreiungsfeier des KZ Mauthausen: Gedenkzug für ein Niemals Wieder

Die europaweit größte Internationale Befreiungsfeier findet am Sonntag, den 15. Mai 2022, in Form eines Gedenkzugs mit unbegrenzter TeilnehmerInnen-Anzahl statt. Die Befreiungsfeier widmet sich dieses Jahr ebenfalls dem Themenschwerpunkt „Politischer Widerstand“. Um die Befreiungsfeier einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, wird das Gedenken live und international auf den Online-Kanälen des Mauthausen Komitee Österreich gestreamt und in ORF III unter dem Titel „Internationale Gedenk- und Befreiungsfeier 2022“ ab 11.00 Uhr übertragen.

An der Gedenk- und Befreiungsfeier nehmen jährlich zehntausende Menschen aus dem In- und Ausland, darunter die letzten Überlebenden des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Außenlager sowie zahlreiche Jugendliche, teil. Weit über 90 Prozent der Opfer waren weder Deutsche noch Österreicher, weshalb das Gedenken an die Opfer des Konzentrationslagers Mauthausen und seiner Außenlager einen besonderen internationalen Stellenwert hat. Die beiden Moderatorinnen Mercedes Echerer und Konstanze Breitebner begrüßen mehr als hundert Delegationen in ihren Landessprachen.

Pressemitteilung