Ich weiß, dass ich mich glücklich schätzen sollte, überhaupt jemanden in den USA gefunden zu haben, der gegen die jüngsten 40 Milliarden Dollar „für die Ukraine“ ist. Aber sowohl die Rechten als auch die Linken, die dagegen sind, äussern fast durchgängig ihren Unmut darüber, dass das Geld „für die Ukraine“ ausgegeben wird, anstatt es in den USA zu belassen oder es für „Amerikaner“ auszugeben.
Das erste Problem dabei ist ein Sachproblem. Der Großteil dieses Geldes wird die USA nie verlassen. Der größte Brocken davon ist für US-Waffenhändler bestimmt – ein Teil sogar für die US-Truppen (in einem Krieg, in dem sie angeblich nicht kämpfen).
Das zweite Problem ist, dass die Aufrüstung der Ukraine mit unendlich vielen Waffen (sogar die New York Times hat gerade einen Leitartikel darüber geschrieben, dass irgendwann eine Grenze gesetzt werden sollte) der Ukraine nichts bringt. Sie verhindert einen Waffenstillstand und Verhandlungen und verlängert einen katastrophalen Krieg. Neben der russischen Invasion sind die US-Waffenlieferungen das Schlimmste, was der Ukraine in letzter Zeit passiert ist.
Das dritte Problem ist, dass die Ukraine keine Insel ist. Die Zerstörung der Ernte wird Hungersnöte auf der ganzen Welt auslösen. Der Schaden für die Zusammenarbeit in den Bereichen Klima, Krankheit, Armut und Abrüstung betrifft alle. Wir alle riskieren eine nukleare Apokalypse. Die Sanktionen schaden uns allen.
Aber das sind die kleineren Probleme. Oder zumindest stören sie mich nicht so sehr wie ein weiteres Problem, das auf dem Missverständnis der ersten drei aufbaut. Ich spreche vom Problem der Gier. Nicht die Gier der Waffenhändler und Lobbyisten. Ich meine die Gier der Menschen, die sich über die angebliche Hilfe für die Ukraine empören, während die USA Babynahrung brauchen; die Gier des Anrufers in einer Radiosendung, an der ich heute Morgen teilnahm und der forderte, dass wir ein öffentliches Referendum abhalten sollten, bevor wir Geld nach Übersee schicken; die Gier der Peaceniks mit T-Shirts, auf denen „Bringt unsere Kriegsdollars heim“ steht.
Wieso sollte dies Gier sein? Ist das nicht aufgeklärter Humanitarismus? Ist das nicht Demokratie? Nein, Demokratie wäre ein öffentliches Referendum darüber, ob irgendwo Geld ausgegeben werden darf, ob die Superreichen zig Milliarden Dollar an Steuern hinterziehen dürfen oder ob Lockheed Martin 75 Milliarden Dollar pro Jahr kriegen darf. Demokratie wäre ein Ludlow Amendment (ein öffentliches Referendum vor jedem Krieg) – oder die Einhaltung der Gesetze, die Krieg verbieten. Demokratie ist kein Freibrief für Konzerne, der nur dann eingeschränkt wird, wenn es darum geht, jemandem im Ausland zu „helfen“.
Die ganze Welt braucht Nahrung, Wasser und Unterkunft. Und die Mittel sind vorhanden, um der Welt diese Dinge zu geben, auch den Vereinigten Staaten. Es gibt keinen Grund, gierig zu sein.
Die UNO sagt, dass 30 Milliarden Dollar pro Jahr den Hunger auf der Erde beenden würden. Dann nimm die letzten 40 Milliarden Dollar aus dem Krieg und stecke sie in die Verhinderung des Hungers. Die restlichen 10 Milliarden Dollar würden fast ausreichen, um die ganze Welt (ja, auch Michigan) mit sauberem Trinkwasser zu versorgen. Im Namen einer Nationalflagge gierig nach Geld zu werden, ist nicht nur ein bisschen kriegerisch, sondern deutet auch darauf hin, dass wir nicht begreifen, wie viel Geld in einen Krieg fließt. Allein in den USA sind es über 1,25 Billionen Dollar pro Jahr – genug, um das Leben von uns allen in jedem Land zu verändern.
Es lohnt sich auch, darüber nachzudenken, dass ein Land, das dafür verantwortlich wäre, den Rest der Welt (und auch sich selbst) mit grundlegenden Dienstleistungen zu versorgen – und nicht mit Militärstützpunkten, Waffen und Ausbildern von repressiven Gewalttätern -, viel besser vor ausländischen Angriffen geschützt wäre als die Bewohner des tiefsten Bunkers der Welt. Der sicherste Weg, mit Feinden fertig zu werden, ist, sie sich gar nicht erst zu schaffen.
Unser Ruf sollte nicht lauten: „Gebt das Geld für diese kleine Gruppe von Menschen aus!“
Unser Ruf sollte lauten:
„Verschiebt das Geld von Krieg und Zerstörung zu den Bedürfnissen der Menschen und des Planeten!“
Übersetzung aus dem Englischen von Domenica Ott vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!