In einer Welt, in der sich der Diskurs immer weiter vom Verhalten entfernt, gewinnt der Satz von Albert Einstein: „Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild zu sein“ an Bedeutung.

Ausbildung und Unterricht sind zwei Begriffe, die oft synonym verwendet werden, aber sehr unterschiedlich sind. Unterrichten bezieht sich auf die Vermittlung von Wissen, Techniken und Verhaltensroutinen… Ausbilden hingegen bedeutet, einem Menschen Werte zu vermitteln, indem man seine Kreativität, seine Fähigkeit zu staunen, seine Neugier und sein kritisches Denken fördert.

Ein anderer Weg, den Unterschied zu erklären, ist, dass Unterrichten den Inhalt dessen lehrt, was bereits bekannt ist, während Bildung die Fähigkeit ist, sich auf das Neue, das Unbekannte für den Einzelnen einzulassen.

Die moderne Gesellschaft hat sich darauf geeinigt, dass das Bildungswesen ein Recht und eine Verantwortung des Staates ist und durch private Systeme ergänzt werden kann. Die leitenden Organe sind die Bildungsministerien, die nur noch die Bezeichnung Bildung tragen. Heute wäre es angemessener, sie als Unterrichtsministerien zu bezeichnen, denn sie legen den Schwerpunkt auf die Vermittlung von Inhalten und messen ihre Erfolge oder Misserfolge an der falsch benannten „Qualität“ durch standardisierte Tests, die nur das Wissen messen.

Auf dem Papier hat die öffentliche Bildungspolitik in Chile alle Elemente dessen, was Bildung wirklich bedeutet, aber in der Praxis konzentrieren wir uns auf den Unterricht. So sehen die Verordnungen beispielsweise die Existenz von Schulräten für alle Schulen vor, die staatliche Mittel erhalten, aber im Allgemeinen fungieren sie als reine Verwaltungsorgane, die sich an geltende Vorschriften halten.

Würden die Schulrät:innen dem Geist entsprechen, in dem sie konzipiert wurden, wären sie ein großer Beitrag zur Bildung der einzelnen Schulgemeinschaften. Darüber hinaus wären sie ein großartiges praktisches Beispiel für die Bildung von Schüler:innen, Fachleuten, Erziehungshelfer:innen und Familien in Bezug auf Partizipation, Koexistenz und Wohlbefinden.

Hätten unsere Entscheidungsträger:innen eine staatsbürgerliche Bildung genossen, wären wir nicht mit dem Mangel an Dialog und Verständnis konfrontiert, der sich im politischen Tagesgeschehen zeigt. Ich finde es zum Beispiel unverzeihlich, dass, wenn der Präsident der Republik zu Gesprächen mit den verschiedenen politischen Sektoren aufruft, einige nicht teilnehmen und sagen, dass sie nur teilnehmen werden, wenn ihre Stimmen im Kongress erforderlich sind.

Was können wir angesichts solcher Beispiele von den sich formierenden Generationen erwarten? Die Verantwortung der Führungspersönlichkeiten besteht darin, den Weg zu weisen und zu erhellen und dabei stets das Gemeinwohl über die Einzelinteressen zu stellen.

Durch das Beispiel derjenigen, die in der Öffentlichkeit stehen, werden wir in der Lage sein, eine bessere Gesellschaft mit einem besseren Zusammenleben aufzubauen. Niemand wird gedemütigt, wenn er ein gutes Beispiel für eine:n Bürger:in ist. Im Gegenteil, sie werden dadurch aufgewertet, weshalb ich darauf bestehe, den Satz zu zitieren, mit dem ich diese Meinungskolumne begonnen habe:

„Es gibt keine andere vernünftige Erziehung, als Vorbild zu sein.“

Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anita Köbler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!