Meine existentiellen Erfahrungen mit dem Krieg in der Ukraine

Ich schreibe diesen kurzen Artikel in Gedanken an die Hunderte, vielleicht Tausende von Menschen wie ich, die unter der psychologischen und moralischen Qual gelitten haben und weiterhin leiden, weil sie dazu gedrängt wurden, einen Krieg zu durchleben und Partei zu ergreifen, während er nicht unsere Vision, unsere Gefühle oder unsere Art zu denken und zu handeln, wiederspiegelt.

Obwohl wir über das Leiden und den Tod von Tausenden von Menschen wie wir entsetzt sind, werden wir von korrupten und lügnerischen Medien und Personen sowie von politischen und militärischen Organisationen, die uns zuwider sind, gezwungen, uns für eine Seite zu entscheiden. Ich teile die Ängste, unten denen du zweifellos ebenso leidest wie ich, und meine Gedanken sind bei den Opfern der Kämpfe.

Seit dem Beginn der „Operation zur Entwaffnung und Beseitigung von Nazigruppen, die die ukrainische Regierung unter Kontrolle halten“ und des kritischen Einmarsches mit Tausenden von Truppen und Panzern, um „strategische Ziele anzugreifen, aber die Zivilbevölkerung zu verschonen“, haben meine Stimmung, meine Gefühle und Gedanken, sogar mein physischer Zustand eine „Achterbahnfahrt“ von Leidenschaft, Frustration, Mitgefühl, Traurigkeit, innerer Gewalt, Depression…und eine Vielzahl widersprüchlicher Gefühle und Empfindungen durchlaufen.

Für einen Augenblick habe ich die Position der NATO eingenommen und sie dann in meinem Kopf verworfen und verdrängt, indem ich mich an die Bilder der Opfer im Donbass erinnerte und mir die endlose Fortsetzung von mehr als sechzig Jahren ununterbrochener amerikanischer Kriege seit Korea und Vietnam, bis zum heutigen Tag, auf allen Kontinenten der Erde wieder in mein historisches Gedächtnis rief. Ich sah Ströme von unschuldigem Blut vor meinen Augen fließen, mit einem Gefühl von Wut und Rache. Dann versuchte ich mich zu beruhigen und meine Mitte zu finden. Dann ging ich in den Donbass, an die russische Grenze und begegnete Berichterstattungen über die eindringende Armee, die langsam und unaufhaltsam vorrückte und auf wenig Widerstand stieß, und die Explosionen von Granaten, zerstörte Gebäude, Menschen, die verzweifelt fliehen, mit ihren Kindern und persönlichen Habseligkeiten… Flucht vor Tod und Zerstörung. Das Bild von menschlichem Schmerz und Grausamkeit ist lebendig. Mit der Erkenntnis, dass in jedem zerstörten Gebäude auch Menschen lebten, die in Stücke gerissen wurden.

Hinter der offensichtlichen Abwehrmaßnahme Russlands konnte ich den grausamen und unverhältnismäßigen Einsatz von Gewalt nicht übersehen. Gäbe es nicht andere Möglichkeiten, Russland zu verhindern und zu schützen, seine roten Linien gegen den Vormarsch der NATO und ihrer tödlichen Waffen festzulegen? Wie konnte sich Putins Vorstoß auf die Ukraine, die präventiven Attentate zur Verhinderung von weiterem Töten durch Stepan Banderas Nazis und durch die NATO als gerechtfertigt anfühlen?

Heute werden die roten Linien mit Blut gezogen – war das notwendig? Wo und wann wird endgültig die letzte Linie gezogen, die die Gewalt in all ihren Formen im menschlichen Geist selbst zurückweist?

Muss ich das Scheitern meiner Prinzipien erklären, die mein Leben seit meiner Jugend geleitet haben, und mich für die Rache der einen oder anderen Seite einsetzen?

Dann diese „unverschämten Bürokraten“ zu sehen, die die Autorität von Europa verkörpern. Personen, die nichts und niemanden repräsentieren. Politisch keine Rechenschaft gegenüber den Wählern schulden. Ihrer Bedeutungslosigkeit wohl bewusst geben sie verurteilende Ausrufe von sich, während sie Russland Hunderte von Sanktionen auferlegen. Sie sind stets Partner bei allen kriminellen Abenteuern der NATO, nie sanktioniert, lautstarke Priester einer selbst geschaffenen Gerechtigkeit und mit einer Art fast göttlichem Auftrag ausgestattet.

Ich sehe sie jedes Mal auf den Bildschirmen, wie sie Russland bedrohen, verurteilen und bestrafen und seine Position und sein Recht, sich zu verteidigen, ignorieren. In der Tat, und genau aus diesem Grund erzeugen sie die Aktion, die sie heute verurteilen. Ja, weil die russische Bevölkerung im Donbass keine Menschen sind, keine Rechte hat und die an ihr verübten Verbrechen nicht unter Strafe gestellt werden. Die Minsker Abkommen und ihr Verstoß gibt es nicht. Die Tausenden von Toten und Verwundeten durch die Straffreiheit der letzten 8 Jahre existierten nicht…

Alles ist so barbarisch, ungerecht, unmenschlich und grausam, dass ich den Zorn und den Wunsch nach Rache, und den anklagenden Instinkt spüre, die sich in mein Gewissen eingraben… dann lenke ich die Aufmerksamkeit auf mein Herz, atme tief ein, halte einen Moment lang die Luft an, bitte innerlich, um frei zu sein von allen Widersprüchen, Rachegelüsten und innerer Gewalt… und um den Glauben an den Menschen wiederzufinden, den Glauben, dass die Zukunft besser sein wird.

Es ist jedoch nicht einfach, dieses Auf und Ab in der seelischen Hölle. Ich bemerke, wie sich im Laufe des Tages eine allmähliche Müdigkeit einstellt, wenn ich die Nachrichtenmeldungen und die graphischen Inhalte von Dutzenden von Medien verfolge, die Informationen nach ihren eigenen Vorstellungen und Interessen verfälschen, manipulieren oder erfinden.

Das ist die dystopische Welt, in der wir leben: Pandemien, Restriktionen, Einschränkungen, alarmierende Zahlen über Tausende von Todesopfern, neue und unerkennbare Krankheiten als Folge von Covid-19 oder Impfstoffen, die offensichtlich keine strengen klinischen Studien durchlaufen haben, und Statistiken über unerwünschte Wirkungen verheimlichen… um das Geschäft nicht zu schädigen, oder wie sie erklärt haben, „um die Bevölkerung nicht zu verwirren und zu verängstigen“.

Aber dieses Thema verschwand aus unserer täglichen Wahrnehmung, jetzt geht es um den Krieg und die Verbrechen von Putin… der vor dem Haager Gerichtshof eine schreckliche Strafe erleiden muss und der europäischen Justiz nicht entkommen kann… dem ehrwürdigen, gerechten und zivilisierten Europa… natürlich reden wir nicht über die Verbrechen von Tony Blair, der das Parlament und die UNO angelogen hatte, indem er Kriege anzettelte auf Kosten von Millionen von Toten und Vertriebenen. Selbstverständlich ist Putin schrecklich und ein Russe. Blair ist Brite.

Die Existenzberechtigung der geopolitischen Einheiten, die Strategien und Uneinigkeiten, die alle Schachzüge und Verbrechen der Supermächte zu rechtfertigen scheinen. Eine unzerlegbare Logik und „Daseinsberechtigung“ der „Sicherheit der Staaten“, der Verteidigung ihrer „Lebensstile“, ihrer „Interessen“, der „regelbasierten Weltordnung“… trügerischer Legalismus, der von denselben alten Opportunisten hervorgebracht wurde.

Ich schaue mir die Führer auf beiden Seiten an, Biden, Putin und ihre alten Freunde, und ich sehe die gleiche Korruption, die gleiche Machtgier, und die gleiche Verachtung für andere Menschen. Ich erkenne bei ihnen ein ähnliches Maß an Widersprüchen und Leid.

Ich kann nicht einige freisprechen und andere verdammen, ohne mich ebenso dumm wie schäbig zu fühlen.

Wer entscheidet was er/sie denkt, fühlt oder tut, wenn er/sie sich nicht ausgesucht hat, geboren zu werden, und es seine oder ihre Lebensverhältnisse sind, die für ihn oder sie entscheiden? Wo es keine Freiheit gibt, gibt es auch kein richtig oder falsch!

Die menschliche Tragödie kann so lange nicht beendet werden, bis wir durch sorgfältige Meditation und inneren Glauben begreifen, dass Gewalt tief in unserem Bewusstsein verwurzelt ist und das Ergebnis von Denken, Fühlen und Handeln in entgegengesetzten Richtungen ist.

Die Befreiung von Gewalt und Leid wird niemals durch Krieg verwirklicht werden.

Die Übersetzung aus dem Spanischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!