In den ersten Stunden des 16. Februar ist der Umweltaktivist Rubén Collío bei einem Verkehrsunfall in der Nähe der chilenischen Stadt Villarica ums Leben gekommen. Das bestätigten lokale Medien sowie mehrere Mapuche-Organisationen. Collíos Fahrzeug hatte sich auf einer Brücke überschlagen und den Fahrer eingeklemmt, der kurz danach verstarb. Die Staatsanwaltschaft hat standardmäßig Ermittlungen im Fall des tödlichen Unfalls eingeleitet, Collíos Leiche wurde zur Autopsie in die Rechtsmedizin nach Temuco gebracht.

Der Aktivist war über Landesgrenzen hinweg vor allem im Fall Macarena Valdés bekannt geworden. Collíos Ehefrau, die Umweltschützerin Macarena Valdés, war im Jahr 2016 tot aufgefunden worden. Zuvor hatte sie sich jahrelang gemeinsam mit ihrem Ehemann und Anwohner*innen gegen den Bau eines Kleinwasserkraftwerkes engagiert – ein Projekt des österreichischen Unternehmens RP Global und der chilenischen Firma Saesa.

Bis zu seinem Tod kämpfte Collío für Gerechtigkeit für seine Frau Macarena Valdés

Seit dem Tod von Valdés, die als „La Negra“ bekannt war, kämpfte Rubén Collío unermüdlich für Gerechtigkeit in dem Fall. Denn während die chilenische Justiz noch immer nicht von Mord ausgeht, sondern lange behauptete, Valdés hätte Suizid begangen, sind ihre Angehörigen vom Gegenteil überzeugt: Es habe Drohungen von Seiten der Baufirma gegeben. Außerdem bewies eine von Angehörigen angeforderte unabhängige Autopsie im Jahr 2018, dass Valdés bereits tot war, als sie aufgehängt wurde. Der britische Forensiker und Gutachter des Internationalen Strafgerichtshofs, John Clark, bestätigte diese Erkenntnis später. Außerdem ergab eine Untersuchung der chilenischen Ermittlungspolizei (PDI) DNA-Spuren einer unbekannten weiblichen Person an dem Seil, an dem Valdés aufgehängt war.

Über seinen Kampf für Gerechtigkeit sagt Collío einmal: „Ich könnte der Suche nach Gerechtigkeit für die Negra mein ganzes Leben widmen, sie wäre es wert. (…) Sie hat mir Leben gegeben, echte Liebe, echtes Lebensgefühl. Sie hat mir meine Söhne geschenkt. Und ich werde niemals aufwiegen können, was sie mir gegeben hat. Das ist keine Zermürbung, das ist Liebe. Es ist das Mindeste, was man für einen Menschen tun kann, der wirklich zählt. Und wir werden weitermachen, bis zum Schluss. Wir werden uns stärken und erneuern, bis wir das erreichen, was wir für gerecht halten.“

Mapuchebewegungen rufen zu Gedenk- und Protestveranstaltungen auf

Mapuche-Organisationen riefen noch am Tag seines Todes zu einer Veranstaltung zu Collíos Ehren auf. Mit traditionellen Instrumenten und Musik versammelten sie sich am Gebäude der Rechtsmedizin in Temuco, um Collío zu gedenken. Auch die studentische Mapuche-Organisation in Valdivia, Wecheke Kawiñ, rief am Abend des Unfalls zu einer Gedenkveranstaltung auf, um „den Kampf für den Schutz der Umwelt und des Lebens zu fordern“.

Rubén Collío stammte aus einer Familie von Mapuche-Aktivist*innen. Erst im Februar vergangenen Jahres war sein Vater Marcelino Collío Calcomín, ein Mapuche-Kämpfer der Vereinigung Mapuche We Kuyen, gestorben. Er hatte gegen die Pinochet-Diktatur in Chile gekämpft und sich in den 90er Jahren dem Umweltrat von Lo Espejo angeschlossen. Seinen Sohn unterstützte er im Kampf für Gerechtigkeit für Macarena Valdés. Rubén Collío selbst hinterlässt vier Kinder.

Villarica/Berlin, 16. Februar 2022, telesur/poonal

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