Nicht viele Worte haben einen so guten Klang wie: Frieden, Peace, Mir, Paz, Paix, Bèke.
Großartig waren sie für die im Krieg Aufgewachsenen 1947 durch die Ankündigungen der olympischen Spiele in England und der Schweiz im darauf folgenden Jahr. In den Köpfen der Erwachsenen steckte noch dunkel der Schulstoff, dass die griechischen Volksstämme der Athener, Spartaner eine Friedenspflicht während der Spiele vereinbart hatten. 1945/46 war es für die Bevölkerung noch nicht sicher, ob der zweite Weltkrieg wirklich vorbei war. Gerüchte zogen durch die Trümmerlandschaften, dass Generale der Naziwehrmacht mit Amerikanern und Engländern über eine Fortsetzung des Krieges nun gegen sozialistische Bolschwisten, wie sie sagten, verhandeln. Erst die Unterzeichnung des Potsdamer Abkommens durch die vier Siegermächte, mit der UdSSR, schaffte Sicherheiten für das Ende des Weltkrieges. Auf dünnem Eis, wie der Kalte Krieg zeigte. Die heute noch geltende außenpolitische Truman-Doktrin von 1947 hatte bekanntlich das Ziel, den Sozialismus aufzuhalten und zurückzudrängen (containment policy, Wikipedia). Sie begründete das militärische Eingreifen der USA in den Bürgerkriegen Griechenlands, Koreas und Vietnams, der Volksrepublik Kongo, sowie in Lateinamerika und vermutlich auch die Waffenlieferungen an Taiwan und gegenwärtig an die Ukraine.
Im 20. Jahrhundert wurde dann ein Kalter Krieg zwischen sozialistischen und kapitalistischen Blöcken ausgefochten, der mehrfach die Grenzen eines 3. Weltkrieges streifte. Auch seit Beginn des 21. Jahrhunderts bestimmen weltumfassende Spannungen die Blockauseinandersetzung. Hauptursachen waren weiterhin die zwei unterschiedlichen Systeme, wie Gesellschaften zum Wohle der Bewohner politisch und wirtschaftlich gestaltet werden sollten.
Die allgemeine Friedensmoral der Regierungen befindet sich in einem schlechten Zustand. Angesichts einer Waffentechnik, die auf beiden Seiten das Potential einer Weltzerstörung besitzt. Der Klimawandel bereitet im gleichen Zeitraum schon genug Sorgen, von der Corona-Pandemie der Welt abgesehen.
Die olympischen Winterspiele wurden am 4.2.2022 in Peking eröffnet, im flächenmäßig drittgrößten Land der Erde. Es hat Zielstellungen zum Sozialismus. Von einer besonderen friedlichen Ruhe war in der Politik und in den Medien der westlichen Industrieländer schon in den Vorbereitungszeiten nichts zu spüren. In den Berichtserstattungen ist ein Muster zu erkennen. „Kein Lob für die Leistungen des Gastlandes, das sich aus einer prekären Wirtschaftssituation innerhalb von nur etwa 40 Jahren zu einer Großmacht entwickelt hat“. Die Bauten der Sportanlagen erfordern Hochachtung, wie die wenigen Bilder von gewachsenen Städten und Verkehrssystemen zeigen. Im 1,4 Milliarden-Volk scheint eine große Mittelschicht mit guten Lebensbedingungen in allen Regionen herangewachsen zu sein. Das Muster der medialen Berichterstattung vermeidet jeden Bezug auf das Trauma des Landes aus den langen Zeiten einer Halbkolonie der Herrscherstaaten, die in der Gegenwart in der Gemeinschaft der G7 vereint sind. Zum Ausgleich werden in den Berichterstattungen zu den Spielen reichlich Kritikpunkte gesendet, die seit Jahren die Liste der Kritiken der G7 bestimmen (Menschenrechte, Hongkong, Uiguren).
Den heutigen Regierungen ist das Friedensgebot während olympischer Spiele bekannt. Ebenso die humanistischen Erkenntnisse von Kants „Ewigem Frieden“ , sowie Voltairs Appell an die Vernunft (Verlag Diederich, Leipzig, Voltairs Gesammelte Werke). Doch sie trennen sich nicht von ihrem Konzept, den Krieg als eine Option zu sehen.
Die Volksrepublik China, Indien und andere Staaten Asiens schlagen als eine Variante die Politik der friedlichen Koexistenz vor. Die UNO hat es bereits in ihre Welterbeliste aufgenommen. Die 5 Merkmale der Koexistenz beachten die Souveränität der Staaten, die Sicherheit, Verhandlungen als Lösungsweg, die Nichteinmischung in innere Angelegenheiten und den gegenseitigen Vorteil bei wirtschaftlichen Projekten.
Ungeachtet politischer Regelungen zwischen Staaten ringen die Sportler in den Wettkämpfen der Olympiade mit höchster Kraft gegeneinander und feiern nach den Kämpfen gemeinsam das Kräftemessen. Sie vereint die Moral, die vereinbarten Regeln eingehalten zu haben, wie es der Olympische Eid verlangt.
Regierungen leisten keinen Eid, halten sich aber im allgemeinen an die Beschlüsse und Empfehlungen der UNO. Einige von ihnen kommen noch nicht davon los, den Krieg als eine Option für die Politik gelten zu lassen. Philosophen der Aufklärung wie beispielsweise Voltaire fordern schon lange, die humane Vernunft einzusetzen. (Arouet Voltaire, Lobrede auf die Vernunft).