Der Abzug der US-Truppen aus Afghanistan markiert wohl das definitive Ende der vor dreissig Jahren beim Zusammenbruch der Sowjetunion verkündeten „new world order“.
2.
Vorangegangen war diesen zwanzig Jahren „war on terror“ der erste Krieg gegen den Irak. Er wurde noch im triumphalen Namen der „new world order“ von der übrig gebliebenen Supermacht USA 1991/2 „zur Befreiung des besetzten Kuwaits“ geführt. Am raschen Ende brannten die Ölquellen Kuwaits, war der Golf vergiftet, Iraks Infrastruktur zerstört, die Bevölkerung hungerte, zuerst wegen des Kriegs, dann wegen der verhängten Blockaden, und das Land blieb unter der Kontrolle von USA und Verbündeten, die die Menschen weiter mit militärischen Strafaktionen terrorisierten.
Nur Monate nach 9/11 drang die USA mit einer „Koalition der Willigen“ erneut in grossem Stil in den Irak ein, um das Regime Sadam Husseins zu stürzen – unter dem erlogenen Vorwand einer „Bedrohung der USA“ durch irakische Massenvernichtungswaffen, deren Lager- und Produktionsstätten schon im ersten Krieg aufgesucht und zerstört worden waren. Der Diktator war schnell beseitigt, aber das bleibende Ergebnis des Kriegs ist ein in sich zerrissener und verwüsteter „failed state“, der nicht zum Vasallen der Supermacht, sondern zum Zankapfel der Nachbarstaaten geworden ist, zum Schauplatz von Aufständen und Anschlägen gegen die Besatzer, – und zu einer idealen Brutstätte islamistischer Gruppen wie dem „Islamischen Staat“, der trotz seiner militärischen Niederlagen wieder sprenglebendig ist.
3.
Die Unruhe des „arabischen Frühlings“ 2011 kippte in Libyen und Syrien in militärische Auseinandersetzung der Regierungen mit Teilen der Armee sowie militanten ethnischen und religiösen Gruppen. In Libyen ebnete das der USA und ihrer NATO den Weg zu einer Intervention per Luftwaffe „zum Schutz der Zivilbevölkerung“. Zur „new world order“ hat die Niederlage der Regierung Gaddafis aber nicht beigetragen. Das Land versinkt im Krieg rivalisierender Milizen und ist zum Exerzierplatz der Rivalitäten von Mächten auch weit unterhalb des Levels einer Supermacht geworden.
Und das Schicksal des syrischen Assad-Regimes hängt an der Unterstützung durch Iran und die schiitischen Milizen aus dem Libanon, vor allem aber an Russlands Luftwaffe und Söldnern und an dem, worauf Putin und Erdogan sich einigen. Die USA stehen da in der zweiten Reihe.