Ein wichtiges Thema, dass trotz seiner Bedeutung für Umwelt und Staatshaushalt im Ampelprogramm nur am Rand erscheint!

Die Epoche der Benzin- oder Diesel-betriebenen Fahrzeuge geht zu Ende. Hoffentlich schnell und umfassend. Das Klima mahnt. Seit der Verwendung von Benzinmotoren 1885 wird die Luft weltweit durch Abgase verschlechtert. Später kamen Schiffs- und Flugzeugmotoren hinzu. Es war zunächst eine große Leistung im Rahmen der technischen Revolution des 19. Jahrhunderts. Sie ist eng mit dem Namen Karl Friedrich Benz verbunden, ebenso wie Dampfmaschinen mit James Watt. Die großen Probleme für die Umwelt entwickelten sich aus der hohen Anzahl der Fahrzeuge auf der ganzen Welt. Allein Deutschland zählte 48,3 Millionen PKW im Jahr 2021, ohne LKW, Busse, Flugzeuge, Motorschiffe mitzurechnen. Eine weltweite Umstellung aller Fahrzeuge erfordert gewaltige unternehmerische Anstrengungen, für die Bereitstellung geschätzt mehrere Billionen US-Dollar, vorrangig für Investitionen. Die Gelder müssen von den Unternehmern und aus Fördermitteln der Staaten bereitgestellt werden. Die Fahrzeugindustrie ist für die Menschheit ambivalent. Ohne ihre Leistungen kann weder die Ernährung der Bevölkerungen sichergestellt werden noch funktionieren Wirtschaftsprozesse ohne Import und Export.

Neue Antriebstechniken sind bereits erprobt und kommen in verschiedenen Ländern punktuell zum Einsatz. Die weltweite Umstellung aller Fahrzeuge auf andere Antriebsarten erfordert neue entwicklungstechnische Anstrengungen und die Bereitstellung von Finanzmitteln, insbesondere für anstehende Investitionen, die in den Zeitläufen die Billionen USD-Grenze überschreiten werden. Die Veränderung der Antriebssysteme ist als eine globale Aufgabe zu begreifen. Die Ernährung der Menschen und die Versorgung der Wirtschaft mit Gütern, sowie der Absatz ist nur mit dem Transport von Gütern lösbar.

Neue Rohstoffe für den Antrieb von Fahrzeugen bieten sich mit Lithium-Ionen und Wasserstoff an. Deutschland (Volkswagen AG) setzt auf Wasserstoff, trotz hoher Energieaufwendungen im Prozess der Trennung von Sauerstoff und Wasserstoff aus dem Wasser und aus noch ungelösten Problemen für den Massentransport von Wasserstoff zum Verbraucher. Nach dem Verbot atomar hergestellten Stroms und dem Ausstieg aus der Kohle gibt es in Deutschland noch eine Fülle von Fragezeichen zum Einsatz von Wasserstoff, vor allem aufgrund des hohen Energieaufwands für die Vorlaufprozesse.

Varianten zur Aufbereitung von Lithium-Ionen sind dagegen, beispielsweise in Bolivien, dem Land mit den weltgrößten Vorkommen aus dem Salar de Uyuni mit bedeutend geringerem Energieaufwand praktisch erprobt. Niedrige Lohnkosten und annähernd kostenfreier Zugang zum Salz lassen die Importpreise für Deutschland attraktiv ausfallen. Bolivien forscht auf diesem Gebiet seit 1964 mit Unterstützung der Bergakademie Freiberg, des französischen Orstom Instituts und anderer Partner. Das staatliche Unternehmen Yacimiento del Litio Bolivarianos (YCB) hat praktische unternehmerische Erfahrungen mit Pilotprojekten zur Aufbereitung des Lithiumrohstoffes seit 1964 gesammelt und wendete viele Millionen US-Dollar in der Vorlaufforschung auf, informierte Dr. German Muruchi, Leiter des Vereins Ayuni – Ressourcengerechtigkeit e.V.

China bevorzugt die Lithium-Ionen-Technologie

Bereits entwickelte Techniken ermöglichen notwendigen Veränderungen in Teilbereichen, ohne den Fahrzeugbau auf null zu drosseln. Die internationalen Autokonzerne VW, MAN, GM, Ford, Toyota, Renault, FIAT u.v.a. können ihre Aufgaben zur Herstellung von Autos zum Transport von Menschen und Gütern von A nach B weiterhin nachgehen, ohne negative Folgen für die Umwelt mit schädlichen Abgasen. Die Konzerne müssen ihre bisherigen Gewinn- und Verlustrechnungen bei der Einführung der neuen Verfahren durchdenken.

Die Erdölexportländer stehen gleichfalls vor Problemen in der Kalkulation, wenn der Bedarf für Benzin und Diesel weltweit erheblich sinkt. Das gleiche gilt für die Besitzer der Tankschiffe und Raffinerien.

Entwicklungsländer mit Lithiumvorkommen dagegen schöpfen Hoffnungen, dass sie eigene neue Wertschöpfungsketten aufbauen, Arbeitsplätze für die Bevölkerung schaffen und zusätzliche Steuereinnahmen zur Industrialisierung und Verbesserung der Lebensbedingungen generieren könnten. Für die beiden Ländergruppen sind die anstehenden Veränderungen zugunsten des Klimas jedoch keine Spiele im Sandkasten. Gesellschaftliche Ordnungssysteme bestimmen die großen Umstellungsprozesse. Länder mit Rohstoffvorkommen zählen zu den armen Ländern der Welt. Länder, die die Rohstoffe in vielfachen Wertbildungsketten zu Fertigprodukten verarbeiten, gehören zu den reichen Ländern der Welt. Es waren die ehemaligen Kolonialherrschaften, die mit ihrer militärischen Macht einst die internationale Arbeitsteilung bestimmten und sie bis zur Gegenwart aufrecht erhalten möchten. Im Kern sind das die Staaten der G7.

Die Abschaffung der weltweiten Ungerechtigkeiten steht seit Jahren auf der Tagesordnung der UNO

Die künftige weltweite Umstellung auf Lithium oder Wasserstoff ist ohne politischen Willen und finanzielle Mittel aus den Staatshaushalten aller nicht zu bewältigen. Tesla erwartet von Deutschland im ersten Schritt 1 Milliarde Euro Fördergelder. Auch ein Zulieferer des Lithiums aus Kanada, die Rock-Tech AG, erwartet finanzielle Hilfen von der Landesregierung. In der Geschichte der Wirtschaftsentwicklung war es stets so, dass der Staat nicht nur die Grundlagenforschung voll finanzierte, sondern große Strukturveränderungen auch mit Fördermitteln oder Subventionen begleitet.

Im Raum der politischen Aufgaben stehen gegenwärtig die Erfüllung der Klimabeschlüsse der UNO von Paris und Glasgow, aber auch der Vollzug der 17 Nachhaltigkeitsziele (SDGs) der UNO-Konferenz von 2015 in New York zur Verbesserung der Lebenssituation in den Entwicklungsländern.

Die globalen Wegmarken für alle Regierungen sind im Rahmen der UNO gesetzt. Die Klimaziele setzen hohe Normen für alle Staaten, auch für die Gewährleistung der Transportaufgaben ohne negative Folgen. Forderungen nach Gleichheit und Brüderlichkeit gehen aber auf die Französische Revolution 1789 zurück. Entwicklungsländer brauchen einen gleichberechtigten Platz in der Weltwirtschaftsordnung. Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge, sowie Hungernde erwarten Brüderlichkeit.

Die politische Steuerung durch die regierenden Parteien in Deutschland lässt keine konsequente Erfüllung staatlicher Aufgaben zur Umsetzung von UNO-Beschlüssen erwarten. Eine grobe Durchsicht des Programms der neuen Ampelregierung lässt kaum nachmessbare Ziele in Deutschland erkennen, berichtete der TV-Sender ZDF am 24.11.2021.

Die deutschen Stromkonzerne und die Netzagentur haben die Arbeitspause der Behörden in der Vorwahlzeit und beim Regierungswechsel genutzt, um die Preise auf europaweite Rekordhöhen anzuheben. Das kommt auch den wirtschaftsfreundlichen schwarzen und der gelben Partei entgegen. Hohe Preise bringen im System der Mehrwertsteuern Mehreinnahmen in die Haushaltskasse. Die Einsparung von Strom und die Verringerung des Wachstums hilft zwar der Natur, ist aber kontraproduktiv für die Wirtschaft, lautet das Credo der Koalition, gestützt auf bürgerliche Wirtschaftswissenschaftler.

Fortschritt wagen lautet ein weiteres Motto der neuen Regierungsmannschaft. Nur zu! Der ehemalige Präsident von Bolivien, Evo Morales, wandte sich beim Amtsantritt mahnend an die Industrieländer: „Wir können nicht noch einmal 500 Jahre warten“.


Der Autor Günter Buhlke, ehem. Mitarbeiter der Staatlichen Plankommission und ehem. Leiter des Schweizer Instituts für Betriebsökonomie, beschreibt in seinem neuen Buch „Hat die Welt eine Zukunft?“ Verlag am Park, ISBN 978-3-947094-79-0 Alternativen der Planung in einer humanen Welt.

Es wird im Schwerpunkt digital von Amazon, Thalia u.a. als E-Buch angeboten und kann zum Erwerb in jeder Buchhandlung unter dem Titel oder ISBN 978-3-947094-79-0 bestellt werden.

Hat die Welt eine Zukunft?