Die internationale Organisation „Girls Not Brides“ verurteilt die Zwangsverheiratung minderjähriger Mädchen und vertritt die Auffassung, dass es sich hierbei um ein gesellschaftliches Problem und nicht um eine „Tradition indigener Völker“ handelt.
Zwangsverheiratung: Gewalt an Minderjährigen…
Zwangsverheiratung sei eine Form der Gewalt, die Minderjährige an der Ausübung ihrer körperlichen Autonomie, ihrer Sexualität, in ihrer Meinungsfreiheit behindere und die Menschenrechte der Betroffenen einschränke. In einem Kommuniqué erklärte die Initiative, die Zwangsverheiratung von Minderjährigen sei nicht Teil der indigenen Kosmovision, sondern ein soziales Problem, das mit Armut, dem mangelnden Zugang zu Dienstleistungen und Informationen und der Ungleichheit zwischen den Geschlechtern zu tun habe. Um das wirtschaftliche Überleben zu sichern, würden minderjährige Mädchen als Ware benutzt, um sie gegen Geld oder Nutztiere einzutauschen. Für die Betroffenen bedeutet Zwangsverheiratung die Verbannung in ein Leben, das sie nicht wollen. In Mexiko seien Kinderehen weit verbreitet, so die Organisation, da es keine staatlichen Maßnahmen zum Schutz von Kinderrechten und keinen geregelten Zugang zu Bildung, Gesundheitsversorgung, Entwicklungschancen und wirtschaftlicher Unabhängigkeit gebe. Es werde nicht genug unternommen, um die persönliche Autonomie zu schützen und Geschlechterstereotypen abzuschaffen. Außerdem fehle Beratung und Information zum Thema Familien- und Lebensplanung. Es sei besorgniserregend, dass die Gesellschaft die Verheiratung von Kindern immer noch als etwas „Natürliches“ betrachte. Nicht zuletzt deshalb würden minderjährige Mädchen so oft vergewaltigt. „Es darf nicht sein, dass Kultur, Sprache, Herkunftsort oder wirtschaftliche Lebenssituation dazu beitragen, dass die Wahrung der Menschenrechte von Mädchen, Jugendlichen und Frauen eingeschränkt wird“, so „Girls Not Brides“.
… mit gesundheitlichen Folgeschäden
Weltweit gehen 12 Millionen Mädchen und Jugendliche vor ihrem 18. Lebensjahr eine Ehe oder eine vergleichbare Verbindung ein. Die Folge sind Kinder- und Jugendschwangerschaften mit gesundheitsgefährdenden Auswirkungen: Jedes Jahr werden 21 Millionen Mädchen und Jugendliche schwanger, 27% treiben ab, bei 86% bilden sich Geburtsfisteln. Da das Becken noch nicht ausgewachsen ist, entsteht durch den hohen Druck auf das Gewebe insbesondere bei langen Geburten eine Gewebeverbindung, die es normalerweise nicht gibt (Fistel). Teile des Gewebes können absterben, was zu Infektionen, Inkontinenz, Hygieneproblemen und Depression führen kann.
Geschlechtergleichheit und Gewaltprävention
Um diesem Problem ein Ende zu setzen, braucht es eine rigidere Gesetzgebung, einen kulturellen Wandel und eine öffentliche Politik, die Minderjährige berücksichtigt und mit den Gemeinden zusammenarbeitet, um die bestehenden gesellschaftlichen und geschlechtsspezifischen Normen zu ändern. „Girls not Brides“ fordert die verschiedenen staatlichen und kommunalen Institutionen wie die Nationale Behörde zum Schutz von Kindern und Jugendlichen, die Ministerien für Inneres, Gesundheit, Wohlfahrt, öffentliche Bildung, Frauen und Familie auf, schnellstens einen Aktionsplan auszuarbeiten, um dieses Problem anzugehen. Gemeindevorsteher*innen und zivilgesellschaftliche Organisationen, die zu diesem Thema arbeiten, müssten ebenso einbezogen werden wie die betroffenen Frauen und Mädchen. Im Sinne einer dauerhaften Lösung müsse der Schwerpunkt auf Geschlechtergleichheit, Gewaltprävention, der Anerkennung von Rechten, dem Zugang zu Gesundheitsversorgung und Bildung und der Gemeinschaftsentwicklung liegen.