Der 12. Oktober ist der „Tag des indigenen Widerstands“ – denn als Christoph Kolumbus an diesem Tag im Jahre 1492 Küste Amerikas erreichte, begann die Unterdrückung der indigenen Völker Amerikas, die Kolonisierung und systematische Ausbeutung ihrer Welt. „Noch heute sind die Auswirkungen des europäischen Imperialismus spürbar. Indigene müssen sich weiterhin gegen Unternehmen und Regierungen wehren, die ihre Rechte missachten, in ihre Territorien eindringen, sogar morden. Rassismus ist ein alltägliches Problem“, berichtet Regina Sonk, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. „Gleichzeitig wächst der indigene Widerstand. Laut und international stellen sich indigene Organisationen und ihre Delegierten dem Kampf gegen Klimawandel und kapitalistische Ausbeutung – und für eine gerechtere Entwicklung.“
Indigene Völker auf der ganzen Welt eint die Erfahrung von Entrechtung, Unterdrückung und Diskriminierung. Hinzu kommt die zunehmende Kriminalisierung indigener Bewegungen, die für den Erhalt ihres Lebensraumes und ihrer Lebensgrundlagen kämpfen. „Noch wird der Kolumbus-Tag auf den amerikanischen Kontinenten gefeiert. Mit steigendem Bewusstsein für die gewaltsame Besiedlung und das große Leid, wurde der Tag seit den 1990er-Jahren in immer mehr Staaten umgewidmet“, erklärt Sonk. In Bolivien wird der „Tag der Dekolonisation“ begangen, in Chile der „Tag der Begegnung der zwei Welten“ und in Argentinien der „Tag des Respekts vor der kulturellen Diversität“. In den USA wird derzeit versucht, dem Kolumbus-Tag einen „Indigenous Peoples’s Day“ am 11. Oktober gegenüberzustellen. Dabei darf es nicht bei bloßer Symbolpolitik bleiben.
Indigener Widerstand ist international vernetzt, wie die aktuelle Gira Zapatista zeigt. Diese Delegation der zapatistischen Befreiungsarmee aus dem Süden Mexikos reist derzeit durch ganz Europa. Die Delegierten haben Deutschland gerade hinter sich gelassen. Sie haben unter anderem den Klimastreik unterstützt und gegen Waffenlieferungen von Heckler & Koch protestiert. Für sie jähren sich 25 Jahre des Widerstands.
In Bolivien marschierten über 500 Indigene 37 Tage für die Durchsetzung ihrer Grundrechte. Die Märsche sind eine der wichtigsten Ausdrücke des Widerstands der indigenen Völker Boliviens. Sie fordern vom Staat und der bolivianischen Gesellschaft die Anerkennung ihrer Territorien, das Recht auf Selbstbestimmung, Selbstverwaltung, politische Partizipation und kulturelle Identität. Die Märsche haben nicht immer zum Ziel geführt. Aber sie haben die indigene Bevölkerung des Landes sichtbarer gemacht.
Vor einer Woche besetzten 200 indigene Awajún die Station fünf der Nordperuanischen Ölpipeline. Sie protestieren gegen die Umweltzerstörung, die die Pipeline und ihre Lecks verursachen, sowie für mehr Bildung und mehr soziale Teilhabe. Im Osten des Landes kämpfen Indigene gegen den Bau einer illegalen Straße, die von Holzfällern mitten durch den Regenwald gebaut wird und über zweitausend Indigene aus fünf verschiedenen Völkern beeinträchtigen wird.