Das Nobelpreiskomitee hat wieder einmal einen Friedenspreis verliehen, der gegen den Willen Alfred Nobels und den Sinn und Zweck des Preises verstößt. Es wählte Empfänger aus, die ganz offensichtlich nicht „zu denjenigen Personen gehören, die am meisten oder am besten zur Förderung der Völkerfreundschaft, zur Abschaffung oder Verringerung stehender Streitkräfte und zur Einrichtung und Förderung von Friedenskongressen beigetragen haben.“
Dass es zahlreiche Kandidaten gibt, welche die Kriterien auf plausible Weise erfüllen und angemessen mit dem Friedensnobelpreis hätten ausgezeichnet werden können, geht aus der von Nobel Peace Prize Watch veröffentlichten Liste der Nominierten sowie aus den War Abolisher Awards hervor, die vor zwei Tagen an hochqualifizierte Personen und Organisationen verliehen wurden. Die Auswahl erfolgte aus Dutzenden von Nominierten. Es wurden drei Preise verliehen. Der Lifetime Organizational War Abolisher of 2021: Peace Boat. Der David Hartsough Lifetime Individual War Abolisher of 2021: Mel Duncan. Der War Abolisher of 2021: Die Bürgerinitiative Save Sinjajevina.
Das Problem mit dem Friedensnobelpreis ist und bleibt, dass er oft an Kriegstreiber geht, dass er oft für gute Zwecke vergeben wird, die wenig direkten Bezug zur Abschaffung des Krieges haben, und dass er oft eher die Mächtigen begünstigt als diejenigen, die Geld und Prestige brauchen, um gute Arbeit zu unterstützen. In diesem Jahr wurde der Preis an eine andere gute Sache vergeben, die wenig mit der Abschaffung des Krieges zu tun hat. Obwohl praktisch jedes Thema tangential mit Krieg und Frieden in Verbindung gebracht werden kann, geht die Vermeidung von tatsächlichem Friedensaktivismus absichtlich am Sinn des Preises vorbei, der von Alfred Nobel und dem Einfluss von Bertha von Suttner geschaffen wurde.
Der Friedensnobelpreis hat sich zu einem Preis für zufällige gute Dinge entwickelt, die einer Kultur, die sich dem endlosen Krieg verschrieben hat, nicht widersprechen. Dieses Jahr wurde er für Journalismus verliehen, letztes Jahr für die Bekämpfung des Hungers. In den vergangenen Jahren wurde er für den Schutz der Kinderrechte, die Aufklärung über den Klimawandel und den Kampf gegen die Armut verliehen. Dies sind alles wichtige Anliegen, die mit Krieg und Frieden in Verbindung gebracht werden können. Aber diese Anliegen sollten ihre eigenen Preise finden.
Der Friedensnobelpreis ist so sehr darauf ausgerichtet, mächtige Funktionäre auszuzeichnen und Friedensaktivismus zu vermeiden, dass er oft an Kriegstreiber verliehen wird, darunter Abiy Ahmed, Juan Manuel Santos, die Europäische Union und Barack Obama.
Gelegentlich wurde der Preis auch an Gegner eines bestimmten Aspekts des Krieges verliehen, die sich für Reformen einsetzen, ohne die Institution des Krieges aufzugeben. Diese Auszeichnungen kommen dem Zweck, für den der Preis ins Leben gerufen wurde, am nächsten, so auch die Preise 2017 und 2018.
Der Preis wurde auch genutzt, um die Propaganda einiger der größten Kriegstreiber der Welt zu fördern. Preise wie der diesjährige wurden verwendet, um Menschenrechtsverletzungen in nicht-westlichen Ländern anzuprangern, die Ziel der waffenfinanzierten Propaganda westlicher Länder sind. Dieser Rekord erlaubt es den westlichen Medien, jedes Jahr vor der Preisverleihung zu spekulieren, ob der Preis an beliebte Propagandathemen wie Alexej Nawalny gehen wird. Die diesjährigen Preisträger kommen aus Russland und von den Philippinen, denn Russland ist das Hauptziel der Kriegsvorbereitungen der USA und der NATO, einschließlich der Hauptausrede für den Bau neuer Militärstützpunkte in Norwegen.
Journalismus, auch Antikriegsjournalismus, ist überall auf der Welt zu finden. Verstöße gegen die Rechte des Antikriegsjournalismus sind überall auf der Welt zu finden. Der extremste Fall der Verletzung der Rechte eines der einflussreichsten Antikriegsjournalisten ist der Fall von Julian Assange. Aber es stand nie in Frage, dass der Preis an jemanden geht, der von den Regierungen der USA und des Vereinigten Königreichs verfolgt wird.
Zu einem Zeitpunkt, an dem der größte Waffenhändler der Welt, der häufigste Kriegstreiber, der größte Truppensteller auf ausländischen Stützpunkten, der größte Feind des Internationalen Strafgerichtshofs und der Rechtsstaatlichkeit in internationalen Angelegenheiten sowie der Unterstützer unterdrückerischer Regierungen – die US-Regierung – eine Spaltung zwischen so genannten Demokratien und Nicht-Demokratien propagiert, hat das Nobelpreiskomitee beschlossen, Öl ins Feuer zu gießen, indem es erklärt:
„Seit ihrer Gründung im Jahr 1993 hat die Novaja Gazeta kritische Artikel zu Themen wie Korruption, Polizeigewalt, ungesetzliche Verhaftungen, Wahlbetrug und ‚Trollfabriken‘ bis hin zum Einsatz des russischen Militärs innerhalb und außerhalb Russlands veröffentlicht. Die Gegner der Novaja Gazeta haben darauf mit Schikanen, Drohungen, Gewalt und Mord reagiert.“
Lockheed Martin, das Pentagon und US-Präsident Joe Biden werden sich über diese Wahl freuen – Biden weitaus mehr als mit den Unannehmlichkeiten einer Verleihung des Preises an ihn selbst (wie es bei Barack Obama der Fall war).
In diesem Jahr erhielt auch ein philippinischer Journalist den Preis, der bereits von CNN und der US-Regierung finanziert wurde, und zwar von einer US-Regierungsstelle, die häufig an der Finanzierung von Militärputschen beteiligt ist. Es sei darauf hingewiesen, dass der Friedensnobelpreis ins Leben gerufen wurde, um finanziell bedürftige Friedensaktivisten zu unterstützen.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Anita Köbler vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!