Leider haben kriegerische Auseinandersetzungen die Menschheit von Anbeginn an begleitet. Obwohl sie dem Grunde nach furchtbare Ereignisse sind, gebären sie auch immer wieder Momente des Respekts und der Zuneigung der Menschen zueinander. So auch die Geschichte der Franzosen Gräber in der Region um Rehau in Oberfranken.
Nach der napoleonischen Eroberung großer Teile Europas kam es im Jahre 1813 in der Nähe von Leipzig zu einer entscheidenden Schlacht in der die Verbündeten Armeen Russlands, Preußens, Österreichs und Schwedens gegen die Truppen Napoleon Bonapartes siegten (Völkerschlacht von Leipzig). An dieser Schlacht waren ca 600 000 Soldaten beteiligt. Es war ein furchtbares Gemetzel mit vielen Toten und Verwundeten. Die französische Armee war weitestgehend aufgerieben und die überlebenden Soldat gerieten in Gefangenschaft oder mussten ihr Schicksal in die eigene Hand nehmen. Viele der jungen Franzosen versuchten natürlich in ihre Heimat zu ihren Familien zurückzukehren. Ein Teil der geschlagenen Truppen zogen in südlicher Richtung vorbei an den oberfränkischen Dörfern Ludwigsbrunn und Faßmannsreuth in der Nähe von Rehau.
Die Truppen waren in einem furchtbaren Zustand mit teilweise schweren Verletzungen und ein nicht kleiner Teil der Soldaten erreichte ihre Heimat nie. In der Nähe von Faßmannsreuth gestatteten die Verwundungen zweier Soldaten die Weiterreise nicht. Einheimische nahmen die Schwerverletzten in ihre Höfe auf und versuchten sie zu pflegen.
Ehemalige Feinde wurden als Menschen wahrgenommen und ihnen wurde Nächstenliebe und Zuwendung geschenkt. In den ärmlichen Bauernhäusern versuchte man die Wunden zu heilen und pflegte die Anfang 20jährigen Soldaten der feindlichen Truppen.
Leider überlebten die beiden Soldaten ihre Verletzungen nicht und verstarben in der Fremde. Die Einheimischen bereiteten ihnen im Wald ein Grab und bis heute werden diese Gräber gepflegt. So bleibt auch nach mehr als 200 Jahren die Erinnerung an diese furchtbare Schlacht erhalten. Gleichzeitig sind die Gräber eine Würdigung und Mahnung vor dem Schicksal zweier Menschen die aufgrund dieses Krieges ihr junges Leben sinnlos verloren.
Vorderes und hinteres Franzosengrab
Stelltafeln mit deutschem und französischen Text schildern das Schicksal der Verwundeten und würdigen diejenigen die sich um sie aufopferungsvoll gekümmert haben.
Aus dieser wahrlich humanen Fürsorglichkeit gegenüber einem ehemaligen Feind entstand zwischen der Stadt Rehau und einem Heimatdorf eines Verstorbenen, Bourgoin-Jallieu (Region Auvergne-Rhône-Alpes), eine Städtepartnerschaft die bis heute die Einwohner der Regionen verbindet. In einem speziell zu diesem Zweck zur Verfügung gestellten Haus trafen sich bis 2014 französische und deutsch Pfadfindergruppen.
Wenn man an diesen Orten steht und über diese Geschichte von ehemaligem Hass, Krieg und Feindschaft und daraus geborener Menschlichkeit nachdenkt, dann hofft man, dass an allen Orten dieser Erde, auf denen zurzeit Auseinandersetzungen und Krieg herrschen, ähnliche Entwicklungen stattfinden. Menschen müssen sich als Menschen, Personen als Personen und niemals als Feinde und Teil einer Kriegsmaschinerie gegenüber stehen.
Solche Geschichten gibt es mit Sicherheit in allen Kulturen und überall auf der Welt. Sie zeigen, dass das der einzelne Mensch andere Menschen schätzt und ihnen zugewandt ist. Kriegerische Auseinandersetzungen und der unsägliche Kampf um Macht sind fast immer im Interesse weniger.
Text in deutsch und Französisch am 1. Franzosengrab:
1813
Franzosengräber Tombes des soldats français
1 Vorderes Franzosengrab Tombe à côté de la nouvelle Route Rehau-Faßmannsreuth
Hier ist ein französischer Soldat aus der Armee Napoleons begraben, der in den Kriegswirren nach der Völkerschlacht bei Leipzig 1813 in diese Gegend versprengt wurde und ums Leben kam. Das Grab wird seither von der einheimischen Bevölkerung gepflegt.
Ici git un soldat français de l’armée de Napoléon coupé de ses troupes en 1813 dans
les troubles de la guerre et mort peu après. Depuis, sa tombe a été entretenue par les habitants du pays.
weitere infos: www.stadt-rehau.de