Barbara Marti für die Online-Zeitung INFOsperber
In Würzburg ermordete Ende Juni ein Somalier drei Frauen und verletzte fünf Personen schwer. Darunter drei Frauen und ein Mädchen. Medien informierten zwar, dass die Opfer hauptsächlich Frauen waren. Doch von Frauenhass war nicht die Rede. Die Behörden zeigte sich noch Ende Juli betreffend des Motivs ratlos. Möglich sei ein islamistischer Hintergrund oder eine psychische Störung. Zu diesem Zeitpunkt hatte ein Psychiater den Täter begutachtet und war zum Schluss gekommen, dass er zum Zeitpunkt der Tat möglicherweise schuldunfähig war, berichtete der «Tagesspiegel».
Problematisches Frauenbild
Der Asylbewerber aus Somalia war 2015 nach Deutschland gekommen. In seinem Herkunftsland gibt es seit dreissig Jahren in mehreren Regionen bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und Milizen. In Gebieten, welche islamistische Milizen kontrollieren, gilt eine Scharia, die Frauen weitgehend entrechtet. Landesweit sind Gewalt gegen Frauen, die genitale Verstümmelung von Frauen und Kinderehen laut der Frauenrechtsorganisation «Terre des Femmes» weit verbreitet. Das Frauenbild, das den Attentäter prägte, war also mindestens problematisch. Doch Medien und Behörden nannten Frauenhass nicht einmal als mögliches Motiv.
Frauenhasser stacheln sich an
Das trifft auch auf die Motivsuche nach anderen Attentaten zu, obwohl beispielsweise die Täter von Atlanta (2021), Hanau (2020), Halle (2019), Christchurch (2019) aus ihrem Frauenhass in den sozialen Medien kein Geheimnis machten und gezielt Frauen ins Visier nahmen. Frauenhass habe es immer schon gegeben, heisst es oft. Das stimmt. Aber mit dem Internet ist er explodiert. Und in der virtuellen Welt fehlt ein soziales Korrektiv. Frauenhasser sitzen allein vor ihren Computern, vernetzen sich mit anderen Frauenhassern und stacheln sich gegenseitig an.
Frauenhass ist «Terror»
Frauenhass ist eine Ideologie, der Frauen zum Opfer fallen, weil sie Frauen sind. Politik und Behörden müssen Frauenhass endlich so ernst nehmen wie Rassismus oder Antisemitismus, fordern Fachleute. Nur so können sie Frauen davor schützen, einem Frauenhasser zum Opfer zu fallen. In den USA kam eine Bedrohungsanalyse des US-Bundesstaates Texas letztes Jahr zum Schluss, dass die Bedrohung durch Frauenhasser bald mindestens so gross oder grösser sein könnte als die Bedrohung durch Terroristen mit anderen Motiven. Frauenhass müsse man als Terror bezeichnen. Kanada hat nach der Amokfahrt in Toronto 2018, die acht Frauen und zwei Männer nicht überlebten, reagiert. Attentäter, die aus Frauenhass morden, werden seither wegen Terrorismus angeklagt. Damit gilt Frauenhass nicht mehr als individuelles Motiv, sondern als lebensgefährliche Ideologie.