Eine israelische Frau hat einem dreijährigen palästinensischen Jungen aus dem Gaza Streifen eine ihrer Nieren gespendet – eine unglaublich gütige Geste. Der Vater der Jungen spendete ebenfalls einer seiner Nieren, um eine 25-jährige israelische Mutter zu retten.
Als Idit Harel Segal 50 Jahre alt wurde, wollte sie diesen freudigen Anlass auf die wunderbarste Art und Weise begehen, indem sie Leben verschenkte. Die Kindergärtnerin aus dem Norden Israels soll durch die Erinnerung an ihren kürzlich verstorbenen Großvater, einem Holocaust-Überlebenden, angeregt worden sein, der ihr gesagt hatte, sie solle nach der bedeutungsvollen jüdischen Tradition leben, weil es keine höhere Pflicht gibt als Leben zu retten. (Anmerkung der Redaktion: Als ihr Großvater starb, befand sie sich auf der Suche nach einem transzendenten Lebenssinn).
Nach neunmonatiger Suche nach einem Empfänger wurde ein dreijähriger palästinensischer Junge als idealer Kandidat ermittelt. Die Identität des Jungen und seiner Familie wurde aufgrund der Vertraulichkeit der Vermittlung nicht bekannt gegeben. Ohne Segals Hartnäckigkeit und das ebenso unfassbare Opfer, das der Vater des Jungen brachte, hätte die Geschichte vielleicht kein so gutes Ende genommen. Segals Entscheidung soll zunächst tiefe Gräben in der Familie aufgerissen haben. Ihr Ehemann und das älteste ihrer drei Kinder, ein Sohn Anfang 20, waren gegen das Vorhaben. Ihr Vater sprach nicht mehr mit ihr. „Meine Familie war effektiv dagegen. Alle waren dagegen. Mein Ehemann, meine Schwester, ihr Ehemann. Und derjenige, der mich am wenigsten unterstützt hat, war mein Vater“, sagte Segal in einem kürzlich geführten Interview. „Sie hatten Angst.“
Als sie erfuhr, dass der Empfänger ihrer Niere ein Palästinenser war, hielt Segal die Angaben über die Identität des Jungen wegen des ausgeprägten Widerspruchs ihrer Familie monatelang geheim. „Ich habe mit niemandem darüber gesprochen,“ erinnerte sich Segal. „Ich habe mir gesagt, wenn schon die Reaktion auf die Nierenspende so heftig ist, macht sie die Tatsache, dass sie ein palästinensischer Junge bekommt, natürlich noch heftiger.“
Der Fall des Jungen und die erfolgreiche Durchführung der Transplantation sollen unglaublich schwierig gewesen sein. Der Gazastreifen ist seit 14 Jahren einer israelischen Blockade unterworfen. Im Mai wurde die belagerte Enklave einem 11-tägigen Angriff ausgesetzt, dem letzten von vielen, die sich gegen palästinensische Frauen und Kinder richteten. Einem Bericht der Menschrechtsorganisation Human Rights Watch zufolge sprechen die jüngsten Anzeichen dafür, dass Israel bei seinem Angriff vor mehr als zwei Monaten Kriegsverbrechen begangen und das Völkerrecht verletzt hat.
Der Austausch hätte vielleicht nicht stattgefunden, wenn der Vater des Jungen seine Niere nicht für einen israelischen Empfänger gespendet hätte. Es scheint, dass er seine Niere seinem Sohn spenden wollte, aber er kam nicht in Frage. Zur Beschleunigung des Prozesses wurde ihm geraten, stattdessen eine Niere einem israelischen Empfänger zu spenden. Auf diese Weise würde der Junge „sofort ganz oben auf der Liste stehen“, soll Sharona Sherman,
Geschäftsführerin von Matnat Chaim, einer Nichtregierungsorganisation in Jerusalem, die den Austausch koordinierte, gesagt haben.
Am selben Tag bekam sein Sohn eine neue Niere und der Vater spendete eine seiner eigenen Nieren – an eine 25-jährige israelische Mutter von zwei Kindern.
„Du kennst mich nicht, aber bald werden wir sehr eng miteinander verbunden sein, denn meine Niere wird in deinem Körper sein,“ schrieb Segal auf Hebräisch an den Jungen. Ein Freund übersetzte den Brief ins Arabische, damit ihn die Familie verstehen konnte. „Ich hoffe von ganzem Herzen, dass dieser Eingriff gelingt und du ein langes, gesundes und sinnstiftendes Leben führen kannst.“
Segal sagte, sie habe den Jungen am Vorabend seiner Operation besucht und hält den Kontakt zu seinen Eltern aufrecht.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Doris Fischer vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!