Am 5. Juli erklärte der Nationale Strafgerichtshof von Honduras den Unternehmer David Castillo für mitschuldig an der Ermordung von Berta Cáceres, bis zu ihrem Tod Vorsitzende des landesweiten Indigenenverbands COPINH (Consejo Cívico de Organizaciones Populares e Indígenas de Honduras).
Die Beteiligung der Industrie muss aufgeklärt werden
Nach jahrelangen Ermittlungen sieht es das Gericht nun als erwiesen an, dass David Castillo 2016 den Mord an Cáceres mitgeplant hatte. „Diese Verurteilung bedeutet einen entscheidenden Sieg nicht nur für das Volk der Lenca, für COPINH und die Familie von Berta Cáceres, sondern für das gesamte honduranische Volk. Hier zeigt sich, dass die kriminellen Machtstrukturen es nicht geschafft haben, das Justizsystem zu korrumpieren“, so die offizielle Erklärung von COPINH. Castillo sei jedoch nur ein Teil einer ganzen kriminellen Struktur, die für das Attentat verantwortlich ist. Der Gerechtigkeit sei mit diesem einen Schuldspruch somit nicht genüge getan. Man verfolge weiterhin das Ziel, die geistigen Urheber dieses Verbrechens vor Gericht zu bringen, die im Kreis der Großunternehmer zu suchen seien: Daniel Atala Midence, José Eduardo Atala, Pedro Atala und Jacobo Atala sowie weitere beteiligte Personen und Institutionen. „Während des Prozesses hatten kriminelle Netzwerke immer wieder versucht, auf den Prozess einzuwirken und eine Verurteilung im Mordfall Cáceres zu verhindern. Wie wir in diesem Verfahren nachweisen konnten, haben sie sich schwerster Verbrechen schuldig gemacht. Wir fordern die vollständige Zerschlagung dieser kriminellen Strukturen.“
Absprachen zwischen Wirtschaft, Politik und Militär aufgedeckt
Roberto David Castillo Mejía, ehemaliger Beamter und Militäroffizier, ist heute Präsident der Desarrollos Energéticos S.A., kurz: DESA, die mit dem Bau des Wasserkraftprojekts Agua Zarca viel Geld verdienen wollte. Wie die Verteidigung von Bertas Familie während des Prozesses aufdeckte, hatten die Ermittlungen gegen den honduranischen Geschäftsmann Absprachen zwischen Militär, Politikern, Privatunternehmen, organisiertem Verbrechen und internationalen Banken für „Entwicklung“ offengelegt, die es auf die Enteignung der Gemeingüter der indigenen Gemeinden abgesehen und die Verletzung ihrer Grundrechte in Kauf genommen hatten. „Wir betrachten diese juristische Entscheidung als einen Sieg für die Völker der Welt, die diesen Prozess begleitet haben, für die internationale Solidarität und die Menschenrechte. Die Konzession für die industrielle Nutzung unseres heiligen Flusses Gualcarque muss sofort zurückgenommen werden. Wir fordern die strafrechtliche Verfolgung all‘ derer, die an der illegalen und korrupten Konzessionsvergabe beteiligt waren“, so COPINH.
Dank an nationale und internationale Unterstützung
Der internationalen Unterstützung sprach der Indigenen-Verband seinen tiefempfundenen Dank aus: „Allen Organisationen, Communities, Institutionen und solidarischen Menschen innerhalb und außerhalb Honduras‘ möchten wir herzlich dafür danken, dass sie uns bei unserem Kampf um Gerechtigkeit zur Seite gestanden und einiges ermöglicht haben, was ohne diese Unterstützung nicht praktikabel gewesen wäre. Um mit den Worten unserer Genossin Berta Cáceres zu sprechen: Wir, die indigenen Völker, schaffen Gerechtigkeit mit unserer täglichen Arbeit, mit der Verteidigung unserer Territorien, der Verwirklichung unserer Lebensprojekte und dem kontinuierlichen Kampf gegen Ungleichheit und Ungerechtigkeit“.
Das Strafmaß im Prozess gegen David Castillo wird für Anfang August erwartet.