Würden die Wahlen diese Woche stattfinden, so wäre Ex-Präsident Luiz Ignácio Lula da Silva sowohl im ersten als auch im zweiten Wahlgang die klare Nummer eins. Der derzeitige Staatschef Jair Bolsonaro käme mit 32% auf den zweiten Platz. Dies ergab eine am 5. Juli 2021 veröffentlichte Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CNT/MDA.
2000 befragte Brasilianer*innen stimmen mehrheitlich für Lula
Laut der Befragung würde das Gründungsmitglied der Arbeiterpartei PT bei den Präsidentschaftswahlen mit 49% an die Spitze schießen. Nicht berücksichtigt sind in dem Ergebnis die Stimmen derjenigen, die noch nicht wissen, wen sie wählen oder nicht geantwortet haben. Der Politiker Ciro Gomes und der ehemalige Richter Sérgio Moro würden sich den dritten Platz mit jeweils 7% der Stimmen teilen. Der Gouverneur des Bundesstaats Sao Paulo, João Doria, nähme mit 3% der Stimmen den vierten Platz ein. Würde das Ergebnis auch die leer abgegebenen oder sonst wie ungültigen Stimmzettel und die unentschlossenen Wähler*innen berücksichtigen (diese werden voraussichtlich 8,6 bzw. 7,8 % der Stimmen ausmachen), wären es 41,3 % der Stimmen für Lula, 26,6% für Bosonaro, für Ciro und Moro je 5,9% und für Doria 2,1%. Der ehemalige Gesundheitsminister Henrique Mandetta käme auf 1,8 %. Für die Umfrage wurden 2.000 Personen in 137 Städten und 25 Bundesstaaten direkt befragt. Die Fehlermarge beträgt 2,2 Prozentpunkte bei einem Vertrauensbereich von 95 %.
„Das Volk kann so viel Dummheit nicht mehr ertragen“
Am 29. Juni 2021 hatte Lula öffentlich erklärt, Bolsonaro werde die Wahlen im kommenden Jahr verlieren, da die Brasilianer*innen einen Regierungschef wünschten, dem die Mehrheit der Menschen am Herzen liege. „Bosonaro wird die Wahlen im Jahr 2022 verlieren. Und er verliert nicht gegen Lula, sondern gegen die Arbeiterpartei. Das brasilianische Volk wird ihn besiegen, denn es kann so viel Dummheit nicht mehr ertragen. Und es will seine Hoffnung und seine Lebensqualität wiedererlangen“, bekräftigte der ehemalige Arbeiterpräsident in den sozialen Netzwerken veröffentlichten Video. Das Volk wolle, dass seine Kinder lernten, äßen, arbeiteten. „Das sind die Dinge, die die Menschen von einem Präsidenten erwarten“, betonte der ehemalige Gewerkschaftsführer. „Die Menschen brauchen jemanden, der Brasilien mag, jemanden, der regiert und dabei an die Mehrheit denkt. Die Menschen wollen keinen Streit mehr, keinen Hass“, erklärte Lula. Er rief dazu auf, „ein wenig Liebe in die politische Arbeit hineinzutragen und nicht diesen Hass, der das Handeln der Regierung Bolsonaro bestimmt“.
Lulas Popularität wächst, Bolsonaros Umfragewerte gehen in den Keller
Bereits der Ausbruch der zweiten Welle der Corona-Pandemie Anfang März hatte Bolsonaros Beliebtheit schwer geschadet. Seit die Senatskommission den Umgang der Regierung mit Covid-19 untersucht, gehen die Umfragewerte des Präsidenten erst recht in den Keller. Die Krankheit hat inzwischen mehr als 525.000 Tote gefordert.
Die Popularität Ignacio da Silvas ist hingegen immer stärker gewachsen, nachdem ein Bundesrichter im März 2021 seine Verurteilung aufgehoben und Lula damit seine politischen Rechte wiedererlangt hatte.