Die Journalistin Gaby Weber hat mit “Der Mann greift an – Femizide im Macholand” eine kritische Reportage vorgelegt, die nicht der aktivistischen-feministischen Feder entspringt, sondern sich Informationen annimmt, die sonst selten in dem Zusammenhang erwähnt werden.

Frauenbewegung und Femizide

In Argentinien ist die Frauenbewegung, die eine Vielzahl an Erfolgen im täglichen Leben und bei der Gesetzgebung erzielen konnte, die wichtigste seit der Menschenrechtsbewegung. Zuletzt wurde die Schwangerschaftsunterbrechung durchgesetzt. Aber je stärker die Frauen werden, desto verunsicherter werden die Männer, unabhängig von sozialer Schicht oder ethnischer Zugehörigkeit.

Argentinien ist Macholand. Früher pfiffen Machos den Röcken hinterher und begrapschten die Sekretärin. Ihre Gewalt galt als “normal”, begangen aus “Leidenschaft”. Das ist vorbei. Die Gesetzgebung wurde geändert; allerdings verhindern sie nicht den Anstieg der Frauenmorde. Im letzten Jahr waren es 329.

Lange Zeit war der argentinische Feminismus, der aus Europa importiert wurde, ein Thema für die Mittelschicht, das die Männer belächelten. Statt sich an der Hausarbeit zu beteiligen, bezahlten sie eine Putzkraft. Erst als Leute aus den Gewerkschaften und den sozialen Bewegungen dazukamen, kam Tempo auf.

Die Angebote der Eliten

Heute machen Argentinierinnen Karriere in Politik und Wirtschaft. Gerade wurde die Abtreibung legalisiert. Auf den Straßen wird die neue Erfahrung gefeiert: Wenn Frau sich organisiert, kann Frau etwas verändern. Bisher ging es um geschlechtsspezifische Angelegenheiten. Wird demnächst die soziale Frage auf der Tagesordnung stehen? Das ist nicht im Interesse der Eliten. Sie tun, was sie vor 20 Jahren mit der Menschenrechtsbewegung getan haben: Sie machen den Anführerinnen Angebote und wollen sie in den Staatsapparat integrieren.

Das versuchen sowohl die peronistische nationale Regierung als auch die rechte Opposition, die die Stadt Buenos Aires regiert. Man schafft Ministerien und neue Ämter und bürokratisiert die Bewegung.

Die steht am Scheideweg. Einige liebäugeln mit den Angeboten der Parteien, die Jobs und Sozialprogramme in Aussicht stellen. Vor Kurzem wurde das Ministerium für Frauen, Gender und Diversität gegründet, das eine gendergerechte Sprache propagiert. Die Basis ist skeptisch. Die Indigenen, die sich nicht als “Feministinnen” bezeichnen, bekämpfen den Staat. Sie haben eine eigene Geschichte. Ihre Entrechtung begann nicht vor 12.000 Jahren wie in Eurasien, sondern erst vor ein paar Hundert Jahren.


Informationen zur Reportage

Der Mann greift an – Femizide im Macholand

Argentinien: 2021
Sprache: Deutsch
Länge: 67 Minuten
Realisierung: Gaby Weber

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