Auch wenn sich viele von uns im Alltag auf Google Maps verlassen – es gibt Teile unserer Erde, die nur unzureichend kartiert sind. Das kann im Falle von Katastrophen, bei der Koordination von Hilfseinsätzen oder bei der Umsetzung von Projekten mitunter große Schwierigkeiten bereiten. Dagegen setzt sich humanitäres Mapping ein.
Humanitäres Mapping
Seit 2004 gibt es OpenStreetMap (OSM) – ein globales Projekt, das fortlaufend an einer offenen Weltkarte arbeitet. Eine Gemeinschaft von hunderttausenden Engagierten macht dies möglich. Das Humanitarian Open Street Map Team (HOT) schult und informiert Freiwillige über das Kartieren auf OSM und bietet eine Plattform für unzählige Kartierungsprojekte. Ein Kartierungsprojekt wird zumeist in kleinere Aufgaben unterteilt, die schnell und gemeinsam erledigt werden. Die Freiwilligen können sich jederzeit von zu Hause und bei sogenannten Mapothons, virtuellen oder Präsenz-Mapping-Veranstaltungen, beteiligen.
Crowd2MapTanzania
Crowd2Map Tanzania ist ein crowdbasiertes Mappingprojekt und setzt sich gegen weibliche Genitalverstümmlung (Female Genital Mutilation – FGM) ein. Crowd2map wurde von Janet Chapman, Vorsitzende des Tanzania Development Trust, und Egle Marija Ramanauskaite gegründet, nachdem sie sich auf dem Mozilla Festival 2015 kennenlernten. Gemeinsam suchten sie nach Wegen ländliche Gebiete in Tansania besser zugänglich zu machen.
FGM ist seit 1998 in Tansania an Mädchen unter 18 Jahren verboten. Dennoch wird es weiterhin im Geheimen und ohne die Zustimmung der Betroffenen praktiziert. Oft fehlt es dabei an Schmerzlinderung und hygienischen Hilfsmittel. FGM kann so zu komplexen Infektionen, Unfruchtbarkeit und in einigen Fällen zum Verbluten der Mädchen führen.
Um helfen zu können, brauchen FGM-Aktivist:innen und die Polizei vor Ort bessere Karten.
Meldungen über stattfindende FGM erreichen die Rettungsteams zumeist nur stundenweise, häufig nachts, so dass schnell reagiert werden muss.
Die Freiwilligen für dieses Projekt sind auf der ganzen Welt verteilt. Engagierte Kartierer:innen fügen Straßen und Gebäude aus Satellitenbildern hinzu. Die Helfer:innen vor Ort in Tansania setzen den Prozess mit ihrem lokalen Wissen fort.
Gerettete Mädchen werden während der FGM-Saison u.a. in sogenannte Safe Houses gebracht.
Auch bei anderen humanitären Kartierungsprojekten wird Hilfe benötigt. Und jede Unterstützung zahlt sich aus: Geoinformatiker:innen der Universität Heidelberg zeigten auf, dass zwischen Januar 2008 und Mai 2020 mehr als 60 Millionen Gebäude und mehr als vier Millionen Straßen, zumeist in niedrig oder gering entwickelten Gebieten, zur OpenStreetMap hinzugefügt wurden.