Man möge mir den Zynismus, Sarkasmus, die Ironie, oder wie man auch immer meine Gedanken auch auslegen mag, nachsehen. Wenn nicht, ist es mir auch egal.
Vor einem Jahr wurde George Floyd Opfer von Polizeigewalt, er wurde auf der Straße von einem Polizisten grausam ermordet. Das löste auf der ganzen Welt eine Protestwelle aus. Man empörte sich über Rassismus in den USA und erinnerte sich daran, dass es auch im eigenen Land, diesbezüglich noch vieles zu erledigen gibt. Noch nicht einmal Corona hinderte die Menschen daran auf die Straße zu gehen und dagegen zu protestieren. Das ist und war völlig richtig.
Seit nun mehr als 15 Tagen finden in Kolumbien, täglich in allen Städten des Landes Proteste gegen die Regierung statt, weil diese die Kosten der Maßnahmen der Bekämpfung der Pandemie, auf die Mittelschicht und die Ärmsten des Landes abwälzen will. Konzerne, Banken und die Reichsten des Landes bleiben ungeschoren.
Die meisten Menschen leben in Kolumbien seit Beginn der Pandemie und auch schon davor am Limit, viele leiden schon an Hunger, weil sie sich als Tagelöhner verdingen und durch die Ausgangssperren daran gehindert werden Geld zu verdienen. Das hat die Menschen auf die Straße getrieben um dagegen zu protestieren.
Die Bereitschaft zu Verhandlungen seitens der Regierung Kolumbiens lag nahezu bei null. Im Gegenteil, seit 14 Tagen wird auf friedliche Demonstranten mit scharfer Munition geschossen. Es gibt schon zahlreiche Tote und verletzte unter ihnen und weit über 70 Vermisste.
Berichtet darüber, wird hauptsächlich in den sozialen Netzwerken, in den sogenannten „Qualitätsmedien“ findet man hingegen kaum Berichte dazu, die entweder sehr oberflächlich sind, oder die Situation nur verzerrt wiedergeben.
Ich frage mich, warum das so ist? Ich frage mich wo die #Lafontaines, die #Wageknechts oder die sonst so schnellen #Todenhöfers sind, wo sind #DieLinken und #DieGrünen, wo die #Kirchen? Ja und wo sind die sonst engagierten Menschen? Liegt es daran, dass unsere Gesellschaft schon so auf #Corona fixiert ist, dass es ihr mittlerweile egal ist, was außerhalb dieser Thematik auf der Welt geschieht, obwohl deutlich über 99% der Bevölkerung nicht von der Krankheit betroffen ist? Oder ist es schlicht und einfach, weil es sich dabei nur um etwas mehr als 20 Millionen „Latinos/Latinas und Indigene“ handelt, die, geht es so weiter, Gefahr laufen, Hunger zu leiden oder bei einer Protestkundgebung erschossen, misshandelt oder von Polizisten vergewaltigt zu werden?
Ich weiß es schlicht und einfach nicht. Wie am Anfang gesagt, man möge mir meinen Zynismus, Sarkasmus oder Ironie nachsehen. Wer kann, der möge seinen kolumbianischen Kaffee weiter und seine Chiquita Bananen, weiter in Ruhe genießen.