Vorstand und Aufsichtsrat des großen deutschen Industrieunternehmens berieten am 14. Dezember 2020 über die künftige Entwicklung des Konzerns. Die wirtschaftliche Leistung des Unternehmens ist für die Volkswirtschaft Deutschlands von beachtlicher Bedeutung. Mit seinen Tochterunternehmen in China, Mexiko, USA und Brasilien ist der Konzern ein weltweiter Wirtschaftsfaktor mit eigenen Ansprüchen und Wirkungen.
Planberatungen zur Entwicklung sind für alle Unternehmen der Wirtschaft ein „Muß“, mindestens aber aus 5 Gründen besonders für Volkswagen:
Erstens deckt der Konzern einen beachtlichen Anteil des individuellen und wirtschaftlichen Bedarfs an Mobilität Deutschlands.
Zweitens beschäftigt er 671,2 Tausend Mitarbeiter, die die Einkommen ihrer Familien zum Leben sichern müssen. Die Mitarbeiter tragen zum Steueraufkommen Deutschlands bei (Lohn- und Mehrwertsteuer) und führen erhebliche Summen an Versicherungen ab.
Drittens sind aus dem Jahresumsatz von 252,6 Milliarden Euro Kreditfälligkeiten zu begleichen. Neue Investitionen müssen vorbereitet werden und Fixkosten sind zu bezahlen.
Viertens trägt der Konzern in Größenordnungen zum Verbrauch an Material- und Energie Deutschlands bei. Er gehört auch zu den großen Verursachern der Luftverschmutzungen.
Fünftens gehört das Unternehmen mit seinen internationalen Kapitalverflechtungen und Tochterunternehmen in China, Brasilien, USA, Mexiko zu großen Konzernen der Welt.
Seine Werbestrategien verführen die Verbraucher, gegen zur Geschwindigkeitsregeln zu verstoßen und zur Luftverschmutzung beizutragen. Planungen haben daher für VW unternehmerische als auch volkswirtschaftliche Bedeutungen.
Die fünf Beispiele allein machen den Wert einer Planung deutlich. Sie ist ein Instrument für die erfolgreiche Durchführung wirtschaftlicher Prozesse und sollte nach demokratischen Regeln die Öffentlichkeit teilhaben lassen.
Sicher nicht weniger wirtschaftliche Tatbestände und Kennziffern zieht der Vorstand von VW im Vergleich zur Planung der Kombinate der DDR in Betracht.
Ein Teil der Konzepte zur Planung von VW beruht auf hypothetische oder spekulative Annahmen des Marktverlaufes und der Börsenkurse. Der Konzern hat nicht nur Hoffnungen, dass der Staat bei kommenden Schwierigkeiten helfen wird, er hat sie in der Vergangenheit stets erhalten. Stichworte sind Abwrackprämien, Umtauschprämien, Kurzarbeitergeld, Fördermittel u.ä.
VW ist zu groß, um zu fallen. Die Planwirtschaft der DDR lässt grüßen.
Ein Plan als Instrumentarium für Wirtschaftskreisläufe ist unerlässlich. Entwicklungspläne haben in der Vergangenheit der Allgemeinheit geholfen und ihren Wert nachgewiesen. Als Haushaltspläne, Bebauungspläne, Programmplanungen zur Energieversorgung, zur Begegnung von Klimaveränderungen bis zur Bekämpfung von Epidemien etc. Sie sind Führungsinstrumente der Politik. Auf Unternehmensebene sichern sie die Überlebensfähigkeit des Geschäftsmodells, wenn auch in bestimmten Zeitphasen mit Unterstützung durch staatliche Fördermittel.
Unvernunft und Ideologie steckt in der Verketzerung der Planung der sozialistischen Länder durch die Politik der westlichen Ordnungen. Als Hauptargumente dienen die zeitweilige Unterversorgung an Gütern des gehobenen Bedarfs, ohne die Zeitumstände zu beachten. Die Einschränkung der Freiheit gehört zu den Hauptargumenten. Freiheit aber, so bestimmt es auch das Grundgesetz, darf Dritten nicht schaden, besagt der Artikel 2 (1). Der Artikel 14 (2) weist darauf hin, dass Eigentum dem Wohle der Allgemeinheit zu dienen hat. Für das private Eigentum sind keine Ausnahmen formuliert. Die Freiheit des Reisens genießt nur der, der sie bezahlen kann.
Ein Problem besteht darin, dass sich die Planung immer auf Prozesse richtet, die in der Zukunft liegen. Bei Konsumgütern herrschen subjektive Wünsche und Verhalten des Verbrauchers. Hinzu kommen konkreten Bedingungen, die in der Verantwortung Dritter liegen. Maßnahmen zur Veränderung der Technologie und zur Reinhaltung der Luft unterliegen der Eigenverantwortung des VW Konzerns. Es müsste erwartet werden, dass die VW AG die Mängel zeitlich benennbar abstellt.
Die Sitzung der Führungsmannschaften von Volkswagen am 14.12.2020 kümmerte sich laut Pressemeldung um die Nachfolge ihrer eigenen Mitglieder, nicht so sehr um die Arbeitsplätze der zu entlassenden Mitarbeiter infolge der Digitalisierung, Automatisierung oder der Umstellung auf Elektrofahrzeuge.
Kosten des Konzernes sollen um 7 Prozent bis 2023 gesenkt werden. Was bedeutet das für die Mitarbeiter? Es herrsche absolute Einigkeit in beiden Führungsgremien, dass eine Gleichrangigkeit von Wirtschaftlichkeit und Personalsicherheit bestehe, meinte der Vorsitzenden des Aufsichtsrates H.D. Pietsch. Das wäre auf die Agenda einer Nachprüfung zu setzen.
Es gehört zu den schweren Vergehen der Renditelogik des Kapitals, Menschen als Kostenfaktoren zu betrachten.
Änderungen versprach keiner der Kandidaten der CDU im Dezember dieses Jahres auf einer medialen Werbeveranstaltung. Sie setzen auf „marktwirtschaftliche Faktoren“, wie Herr Merz es ausdrückte. Der Markt wird es schon richten, wie bisher.
Die für ihre Rentnerzeit vorsorgenden Kleinaktionäre mit VW Aktien im Depot, können beruhigt schlafen. Die BAFIN kontrolliert die Bilanzen des DAX Konzerns Volkswagen AG mit gutem Gewissen.
Der Bericht über die Sitzung des Vorstandes und des Aufsichtsrates der Volkswagen AG der Berliner Zeitung vom 16.12.2020 titelt: „Volkswagen setzt auf das Elektro-Auto“. Zu den Konsequenzen und Schritten dazu erhält der Leser keine Informationen. Die Werbung für den Diesel und Benziner geht indessen in gewohnter Weise weiter.
Der Autor beschreibt in seinem neuen Buch „Hat die Welt eine Zukunft?“ Verlag am Park, ISBN 978-3-947094-79-0, Alternativen der Planung, in einer humanen Welt.