Das Lesen des Tweets von Taylor Nichols, einem Arzt am jüdischen Krankenhaus in Kalifornien, hat mich sehr nachdenklich gemacht und ich stelle mir die Frage, ob es viele gibt, die seine menschliche Größe auch gehabt hätten.

Taylor Nichols ist ein jüdischer Arzt und er berichtet über einen Covid19 Patienten, der als Notfall in seine Klinik kam.

Es handelte sich um einen alten Mann der offensichtlich seit längerer Zeit Amphetamine nahm und dessen Gesundheit entsprechend angegriffen war.

Als das Team von Taylor Nichols, bestehend aus dem jüdischen Arzt, einer farbigen Krankenschwester und einem asiatischen Lungen Facharzt, den nach Luft ringenden und um sein Leben fürchtenden Patienten vorbereiteten, bemerkten sie auf seiner Brust eine Vielzahl von Nazisymbolen, Hakenkreuzen, SS Runen und anderen rassistischen Emblemen, die er auch auf seiner Kleidung trägt, die sie aber vorher nicht bemerkt hatten.

„Lasst mich nicht sterben“ fleht in diesem Moment atemlos der Patient als er erfuhr, dass nur die künstliche Beatmung ihn retten kann.

Welche Gedanken gehen uns an dieser Stelle durch den Kopf?

Was ging in dem Team vor?

Taylor Nichols lässt es uns wissen, und insofern ist sein Tweet ein lesenswertes und aufklärendes Zeugnis von Menschlichkeit, Größe und Verantwortung.

„Wir alle sahen die Symbole des Hasses, die sein Körper präsentierte und stolz nach außen kundtat. Es war uns klar was er von uns gedacht hatte, und wie er den Wert unserer Leben einschätzte“ beschreibt Taylor diese Minuten.

Während die drei die Intubation vorbereiten kreisen ihre Gedanken um die Frage, was der Patient wohl davon hält, dass nun ein jüdischer Arzt, eine Farbige und ein Asiat sein Leben retten werden.

„Wie hätte er wohl auf ein Flehen um Rettung bei umgekehrten Rollen reagiert?“

Taylor beschreibt dann weitergehend wie sie ihre Routine bei solchen Fällen, trotz aller physischen und psychischen Belastungen denen sie schon seit Monaten ausgesetzt sind professionell umsetzen, um die Gesundheit des Patienten wiederherzustellen und ihm Erleichterung zu verschaffen.

Ab und zu hadert er jedoch mit dieser Situation und lässt uns an seinem verständlichen Unbehagen und Zweifeln teilhaben, indem er schildert, dass er sich seine ursprüngliche Motivation Arzt zu werden immer wieder Mantra artig vor Augen halten muss:

„Ich habe diesen Beruf gewählt um Leben zu retten! Die Menschen die du hier siehst, sind hier, weil sie einen Arzt brauchen und verdammt noch mal Taylor du bist ein Arzt!“

Dadurch motiviert sich Taylor, wenn er merkt, dass sein Mitgefühl für solch einen Patienten schwindet.

Das alles geschieht vor dem Hintergrund allzu menschlicher Ängste und Befürchtungen denen nicht nur die Ärzte, sondern alle im Gesundheitsbereich arbeitenden Menschen ausgesetzt sind. Sie haben Angst um ihre eigene Gesundheit, sie haben Angst den Virus in ihre Familien zu tragen, Kollegen und Freunde zu verlieren und ihre Patienten nicht richtig versorgen zu können.

Daneben wird aber auch Enttäuschung und Wut darüber ausgedrückt, dass in einigen Länder die Gefahr und die Belastung durch das Virus von den Regierungen heruntergespielt wird, sodass die Menschen bestehende Schutzkonzepte nicht einhalten und dann zu Intensivfällen werden. Am Ende müssen allerdings nicht die Politiker, sondern diejenigen dafür bezahlen, die sich um die zwangsläufig steigenden Fälle von Covid19 Patienten, die intensivmedizinische in den Krankenhäusern betraut werden müssen, kümmern.

Der Bericht von Taylor ist eine wichtige Momentaufnahme, die uns das Innere und die Belastungen dieser engagiert arbeitenden Menschen, ohne die wir keine Zukunft hätten, zeigt.

Taylor ich bewundere dich und deine Kollegen.

https://twitter.com/tnicholsmd/status/1333391178738274305