Der atomare Rassismus hatte Kiribati und die Marshallinseln stark geschädigt; nun werden sie durch den Klimawandel versenkt.
Dies ist ein Auszug aus dem Don’t Bank on the Bomb Scotland Bericht „Atomwaffen, das Klima und unsere Umwelt„.
Kiribati
1954 beschloss die Regierung von Winston Churchill, dass das Vereinte Königreich eine Wasserstoffbombe (eine ausgeklügeltere und zerstörerischere Art von Kernwaffen) entwickeln müsse. Die USA und Russland hatten bereits eine H-Bombe entwickelt, und Churchill argumentierte, dass Großbritannien nicht erwarten könne, seinen Einfluss als Weltmacht aufrechtzuerhalten, solange sie nicht über die modernsten Atomwaffen verfügen.
Die Regierungen Australiens und Neuseelands weigerten sich, die Durchführung eines Wasserstoffbombentests auf ihren Territorien zuzulassen, so dass die britische Regierung nach einem alternativen Standort suchte. Kiritimati und Malden in der britischen Kolonie der Gilbert- und Elliceinseln im zentralen Pazifik (heute Republik Kiribati) wurden ausgewählt. Zwischen 1957 und 1958 wurden dort im Rahmen der „Operation Grapple“ neun Atomwaffentests – darunter die ersten Wasserstoffbombentests – durchgeführt.
Militärpersonal aus Großbritannien, Neuseeland und den Fidschi-Inseln (damals eine britische Kolonie) sowie gilbertesische Arbeiter wurden zur Mitarbeit an der Operation herangezogen. Vielen des Dienstpersonals wurde befohlen, die Tests unter freiem Himmel, an Stränden oder auf Schiffsdecks zu beobachten, und es wurde ihnen einfach gesagt, sich umzudrehen und die Augen zu schließen, wenn die Bomben gezündet wurden. Es gibt Beweise dafür, dass die fidschianischen Streitkräfte mit gefährlicheren Aufgaben beauftragt wurden als ihre britischen Kollegen, wodurch sie einem größeren Risiko der Strahlenbelastung ausgesetzt waren. Die örtlichen Gilbertesen wurden während einiger der Tests umgesiedelt und auf britische Marineschiffe evakuiert, aber viele waren dem Fallout ausgesetzt, ebenso wie das Marinepersonal und die Soldaten.
Nach Grapple X, dem ersten Megatonnen-Wasserstoffbombentest Großbritanniens im November 1957, wurden tote Fische an Land gespült und „Vögel wurden dabei beobachtet, wie ihre Federn so weit abgebrannt wurden, dass sie nicht mehr fliegen konnten“. Der größere Grapple-Y-Test im Jahr 1958 verbreitete Fallout über die Insel Kiritimati und zerstörte große Teile der Vegetation.
Trotz der Beweise, dass Militärpersonal und Einheimische infolge der Tests unter ernsthaften Gesundheitsproblemen litten, darunter Blindheit, Krebs, Leukämie und Fortpflanzungsschwierigkeiten, hat die britische Regierung stets bestritten, dass sie gefährlichen Strahlungsniveaus ausgesetzt waren, und hat sich gegen Schadenersatzforderungen gewehrt.
Wie die Marshallinseln bekommt nun auch die tief gelegene Republik Kiribati die harten Folgen des Klimawandels zu spüren. Salzwasser, das mit den hohen Gezeiten eingespült wurde, hat die knappen Süßwasserressourcen der Inseln verseucht. Gruben, in denen Taro-Pflanzen angebaut werden, wurden ruiniert, und die gesunde Lebensgrundlage der lokalen Bevölkerung ist bedroht.
Es wird damit gerechnet, dass sich der steigende Meeresspiegel weiter auf die Süßwasserressourcen auswirken und die landwirtschaftliche Nutzfläche verringern wird, während Sturmschäden und Erosion zunehmen werden. Ein großer Teil des Landes wird letztlich unter Wasser stehen. In der Erwartung, dass die gesamte Bevölkerung umgesiedelt werden muss, kaufte die kiribatische Regierung 2014 20 km2 Land auf den Fidschi-Inseln.
Das Vereinigte Königreich wird voraussichtlich zwischen 2019 und 2070 jährlich 3,4 Milliarden Pfund für das Kernwaffensystem Trident ausgeben. Würde Trident abgeschafft werden, könnte ein Teil der Einsparungen der Republik Kiribati in Form von Klimafinanzierung zur Verfügung gestellt werden (siehe Abschnitt 1.2.1). Die Abschaffung von Trident würde es auch ermöglichen, Geld und Kompetenzen in Maßnahmen umzuleiten, die darauf abzielen, die Kohlenstoffemissionen Großbritanniens drastisch zu reduzieren (siehe Abschnitt 1.2.2) – Maßnahmen, die die Inselstaaten im Pazifik dringend fordern.
Die Marshallinseln
Der verheerendste Vorfall radioaktiver Verseuchung ereignete sich 8.000 km vom US-Festland entfernt während des Tests von Castle Bravo im Jahr 1954. Die USA zündeten auf dem Bikini-Atoll auf den Marshallinseln die größte Atomwaffe ihrer Geschichte, wodurch sich der Fallout über ein Gebiet von mehr als 11.000 km ausbreitete. Die Bewohner der nahegelegenen Atolle Rongelap und Utirik waren hohen Strahlungsbelastungen ausgesetzt und erlitten Verbrennungen, Strahlenkrankheit, Hautverletzungen und Haarverlust als Folge davon.
Die Operation Castle Bravo war nur einer von 67 Atomwaffentests, die die USA zwischen 1946 und 1958 auf den Marshallinseln durchführten. Vierzig Jahre nach den Tests wurde festgestellt, dass die Sterberate an Gebärmutterhalskrebs bei Frauen auf den Marshallinseln 60-mal höher war als bei Frauen auf dem US-Festland, während die Brust- und Lungenkrebsraten fünf- bzw. dreimal höher lagen. Auf den Marshallinseln wurde auch eine hohe Kindersterblichkeitsrate festgestellt, und es wurden Geburtsfehler und Unfruchtbarkeit als Folge dokumentiert. Viele Marshaller wurden von den USA umgesiedelt, um Platz für die Tests zu schaffen.
Einige wurden auf das Rongelap-Atoll verlegt und erneut umgesiedelt, nachdem der Fallout von der Operation Castle Bravo das Gebiet unbewohnbar gemacht hatte.
Das Rongelap Atoll wurde 1957 umgesiedelt, nachdem die US-Regierung erklärt hatte, dass das Gebiet sicher sei. Viele der Zurückgekehrten entwickelten jedoch einen kritischen Gesundheitszustand, und die gesamte Bevölkerung wurde 1984 von Greenpeace evakuiert. Ein Versuch, das Bikini-Atoll umzusiedeln, wurde 1978 ebenfalls aufgegeben, nachdem klar wurde, dass das Gebiet immer noch nicht sicher für menschliche Behausungen war.
Eine 2019 von Fachleuten überprüfte Studie fand heraus, dass die Werte des radioaktiven Isotops Cäsium-137 in Früchten, die aus einigen Teilen von Bikini und Rongelap entnommen wurden, deutlich höher waren als die Werte, die an den Orten der schlimmsten Atomunfälle der Welt, Tschernobyl und Fukushima, gemessen wurden.
Zu der Unrechtmäßigkeit der Atomwaffentests kommt noch hinzu, dass die Republik der Marshallinseln jetzt an vorderster Front des klimatischen Notstands steht. Die Regierung erklärte eine nationale Klimakrise für 2019 und verwies auf die extreme Gefährdung der Nation durch den steigenden Meeresspiegel und die „Auswirkungen auf die Sicherheit, die Menschenrechte und das Wohlergehen des marshallischen Volkes“.
Auf der Insel Runit, einer von 40 Inseln im Enewetak-Atoll, droht der steigende Meeresspiegel radioaktives Material in eine bereits verseuchte Lagune freizusetzen. Ende der 1970er Jahre kippte die US-Armee 90.000 Kubikmeter radioaktiven Abfall, darunter auch Plutonium, in einen nuklearen Explosionskrater und deckte ihn mit einer Betonkappe ab. Radioaktive Stoffe traten aus dem Krater aus, und an der Betonkappe sind Risse entstanden. Durch das Eindringen von Salzwasser, das durch den Anstieg des Meeresspiegels verursacht wird, könnte das Bauwerk vollständig einstürzen. Die marshallesische Regierung hat die USA um Hilfe gebeten, um eine Umweltkatastrophe zu verhindern, aber die USA behaupten, dass die Verantwortung für die Kuppel bei den Marshallinseln liegt. Hilda Heine, die damalige Präsidentin der Republik der Marshallinseln, sagte über den Dom im Jahr 2019: „Wir wollen ihn nicht. Wir haben ihn nicht gebaut. Der Müll darin gehört nicht uns. Er gehört ihnen.“
Der Runit Island Dome verdeutlicht auf eindrucksvolle Weise, wie sich die Ungerechtigkeiten der Atomwaffentests und des Klimawandels überschneiden. Den Marshall-Insulanern wurde das giftige Erbe von Atomwaffentests hinterlassen, die ein anderer Staat auf ihrem Territorium durchgeführt hatte. Das Land ist nun gezwungen, sich mit den Auswirkungen einer Klimakrise auseinanderzusetzen, die sie nicht verursacht haben, einschließlich der Erosion des Runit Doms.
Die Länder, die am meisten zu der Krise beigetragen haben, sind nicht in der Lage, ihre Emissionen schnell genug zu reduzieren, um eine weitere globale Erwärmung zu verhindern, so dass die Marshaller der Bedrohung durch Dürren, Wirbelstürme und steigende Meeresspiegel ausgeliefert sind. Eine kürzlich durchgeführte Studie ergab, dass die Marshallinseln ab 2050 jährlich mit Meerwasser überflutet werden, wenn die derzeitigen Treibhausgas-Emissionsraten gehalten werden. Die daraus resultierenden Schäden an der Infrastruktur und die Verschmutzung der Süßwasserversorgung werden die Inseln unbewohnbar machen.
Wenn die USA ihr Atomwaffenprogramm einstellen würden, könnten sie einen Teil der eingesparten Milliarden Dollar an die Republik der Marshallinseln geben, um das Land bei der Eindämmung der Klimazerstörung und der Anpassung daran zu unterstützen (siehe Abschnitt 1.2.1 über die internationale Klimafinanzierung). Die USA könnten die frei werdenden Mittel auch für Investitionen in ihren eigenen gerechten Übergang weg von einer mit fossilen Brennstoffen betriebenen Wirtschaft verwenden.
Der komplette englischsprachige Bericht.
Die Übersetzung aus dem Englischen wurde von Mai Ly Nguyen vom ehrenamtlichen Pressenza-Übersetzungsteam erstellt. Wir suchen Freiwillige!